Jorge Martin weiß, was in Barcelona alles auf dem Spiel steht

(Motorsport-Total.com) – Mit 24 Punkten Vorsprung ist Jorge Martin der klare WM-Favorit vor dem MotoGP-Saisonfinale in Barcelona. Zum ersten Mal in der modernen Viertaktära könnte ein Fahrer eines Satellitenteams den ganz großen Pokal gewinnen.

„Es macht mich stolz, zu diesem Zeitpunkt der Saison um den WM-Titel zu kämpfen“, sagt der Spanier. „Es macht mich stolz, einen Rivalen wie Bagnaia zu haben, denn das macht mich besser. ‚Pecco‘ fährt auf dem höchsten Level.“

„Dass ich mit ihm kämpfen kann und ihn ans Limit treiben kann, macht das, was wir beide tun, noch wertvoller. Im letzten Rennen um den WM-Titel zu kämpfen, ist immer schwierig. Denn alles kann passieren. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffen kann.“

Im Vorjahr scheiterte Martin im Finale knapp. Francesco Bagnaia verteidigte seinen WM-Titel. Es ist auch der Kampf David gegen Goliath. Zweimal wurde Martin der Wechsel ins Ducati-Werksteam verwehrt.

Dass er nun den WM-Titel gewinnen kann, wäre für ihn eine große Genugtuung. „Es wäre nicht nur für mich, sondern für meine Leute, mein Team und alle Leute um mich herum“, betont Martin. „Ich möchte es für sie schaffen, damit sie sich freuen können.“

„Wichtig ist das finale Ziel, nicht die Siege. Er befindet sich in einer anderen Phase, er ist seit sechs Jahren in der MotoGP, er ist im Werksteam. Er hat alles, sein Umfeld ist gemacht für Siege. Ich habe zwölf Leute, die gegen die Welt kämpfen.“

„Wir haben sieben Sprints gewonnen, drei Rennsiege und insgesamt 30 Podestplätze. Mehr kann ich nicht verlangen“, so Martin. Mit seiner Konstanz hat er sich in die Position des Vorteils gebracht. Die Entscheidung könnte schon im Barcelona-Sprint fallen.

„Es bleibt noch ein Rennen, aber das wird das härteste. Je näher man zum Ende kommt, desto komplizierter wird alles mental. Ich werde mich mental und physisch für das letzte Rennen vorbereiten.“

„Ich möchte aber nichts bei meiner Routine und Arbeitsweise ändern, wenn ich am Donnerstag zur Strecke komme. Ich muss mich gut qualifizieren. Barcelona ist beim Qualifying eine meiner schwächsten Strecken. In den vergangenen Jahren war ich dort nie in der ersten Startreihe.“

Barcelona nicht Martins beste Strecke
Ende Mai wurde bereits in Barcelona gefahren. Martin qualifizierte sich als Siebter, Bagnaia stand auf Startplatz zwei. Im Sprint schied Bagnaia durch Sturz aus. Martin wurde Vierter. Im Grand Prix siegte Bagnaia vor Martin.

„Ich werde meinen Freund Aleix um Hilfe fragen, denn er ist auf dieser Strecke immer gut“, lacht Martin und fügt hinzu: „Im letzten Grand Prix wird es schwierig werden, ‚Pecco‘ in seiner derzeitigen Form zu schlagen.“

„Wir werden sehen, wie sich das Wochenende entwickelt. Es wird kühler sein, was mir normalerweise besser liegt. Hitze ist die perfekte Bedingung für Bagnaia. Bei kühleren Bedingungen ist die Chance für Fehler größer, aber das Risiko ist für uns beide gleich.“

Die mentale Seite wird bei einem Finale eine Rolle spielen. „Es war anders“, verweist Martin auf das Finale vor zwölf Monaten. „Einige Dinge sind passiert. Ich war für den Sieg nicht bereit. Ich hätte gewinnen können, aber mental war ich dafür nicht bereit.“

„In diesem Jahr genieße ich es. Am vergangenen Sonntag hatte ich Spaß, am Limit zu fahren und das Duell zu genießen.“ Auf der Strecke hat Martin in Malaysia gegen Bagnaia verloren. Der Italiener hat am Sonntag sein zehntes Rennen gewonnen.

Letzte Chance auf einen WM-Titel?
In der Statistik stehen zehn Saisonsiege für Bagnaia, aber nur drei für Martin. „Ich würde ihm helfen, das elfte Rennen zu gewinnen, wenn ich die Weltmeisterschaft gewinne“, sagt der Spanier zu dieser Statistik.

Barcelona ist Martins letztes Wochenende mit Pramac. Auch das italienische Team verabschiedet sich von Ducati und fährt künftig mit Yamaha. Martin wechselt zu Aprilia. Die Performance der RS-GP hat in dieser Saison stagniert.

Dass Martin im nächsten Jahr mit Aprilia um den WM-Titel kämpfen kann, ist wenig wahrscheinlich. Ist es deshalb seine letzte Chance, Weltmeister zu werden? „Nein überhaupt nicht“, winkt Martin ab.

„Ich glaube, dass ich noch viele Jahre in der MotoGP vor mir habe. Ich habe das höchste Level erreicht und will jeden Tag noch besser werden. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Momentan konzentriere ich mich auf die Gegenwart. Ich habe eine große Chance und will sie nicht auslassen.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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