© Honda - In Jerez konnte ich mir einen ersten Eindruck vom FTR-Chassis verschaffen

In knapp einer Woche geht die Moto2-Saison endlich los.

Ich kann es kaum erwarten, in Katar anzutreten, zumal das Rennen am späten Abend unter Flutlicht ausgetragen wird. Im Fernsehen sahen die Rennen auf dem Losail International Circuit in den vergangenen Jahren immer sehr spektakulär aus und ich bin schon gespannt, ob es aus Fahrersicht ebenso aufregend sein wird.

Wie Ihr in den News auf ‚Motorsport-Total.com‘ sicherlich gelesen habt, werde ich auf einem FTR-Rahmen in die Saison starten, da das 2011er-Chassis von MZ leider nicht rechtzeitig fertig wurde. Zu diesem Thema war nicht nur hier in letzter Zeit viel zu lesen, weshalb ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen möchte, um die Hintergründe für diese auf den ersten Blick ungewöhnliche Entscheidung zu erläutern.

MZ hat für die Saison 2011 einen großen Entwicklungsschritt geplant und setzt dabei auf eine sehr fortschrittliche Chassis-Konstruktion. Jedoch sind die Frästeile für den Lenkkopf und die Verbindung zur Schwinge nicht leicht herzustellen, weshalb es bei der Produktion zu Verzögerungen gekommen ist. Aus diesem Grund konnte das Team bei den ersten Tests keine zwei gleichwertigen Motorräder an die Strecke bringen.

Es ist ja kein Geheimnis, dass das letztjährige Modell von MZ etwas zu schwer gewesen ist. Einfach mit dem alten Rahmen weiterzumachen, kam also nicht in Frage. Nach dem verregneten Test in Estoril galt es also, möglichst schnell eine Lösung für eine etwas verzwickte Situation zu finden. Es ging einfach darum, spontan das Beste daraus zu machen, nachdem klar war, dass das neue MZ-Modell nicht rechtzeitig zum Saisonstart fertig wird.

Als sich dann die Möglichkeit ergab, zunächst einmal mit einem 2010er-Chassis von FTR an den Start gehen zu können, haben wir natürlich zugegriffen. FTR konnte als einziger Chassis-Hersteller so kurzfristig liefern, ohne darauf zu bestehen, dass wir offiziell unter FTR-Flagge antreten müssen. Mein Teamkollege Anthony West wird dagegen mit dem modifizierten MZ-Rahmen fahren, an dem er schon diverse neue Teile für das 2011er-Modell ausprobiert.

Im Mai sollte dann das neue MZ-Chassis bereit sein und sobald dem Team zwei brandneue Motorräder zur Verfügung stehen, werde ich sofort auf die MZ-Eigenkonstruktion wechseln. Ich kann es kaum abwarten, denn die Pläne für das neue Modell sehen wirklich sehr vielversprechend aus. Und die neue Verkleidung hat sich ja bereits bei den Tests als Schritt in die richtige Richtung erwiesen. Bis dahin verfügen wir mit der FTR immerhin über eine Basis, die erstmal funktioniert.

Natürlich hätte ich mir mehr als die zwei Testtage gewünscht, die wir in Jerez effektiv hatten, aber ich habe mir dennoch einen guten ersten Eindruck von der Maschine verschaffen können. Meine Crew und ich haben im Umgang mit der FTR-Maschine praktisch bei Null anfangen müssen, aber einer meiner Techniker war zuletzt extra bei Showa in Barcelona, damit wir möglichst gut vorbereitet nach Katar reisen können.

Für den Saisonauftakt erhoffe ich mir eine Zielankunft in den Punkterängen, im weiteren Saisonverlauf können wir hoffentlich die Top 10 anpeilen. In der Moto2 sind solche Vorhersagen aber nicht leicht zu treffen, dafür liegt das Fahrerfeld einfach viel zu eng beieinander. Eine Zehntelsekunde Unterschied machen auf einen Schlag gut und gerne fünf oder sechs Plätze aus.

Umso wichtiger ist es, Konstanz schnell zu fahren, und dieses Tempo auch über die gesamte Renndistanz physisch durchhalten zu können. Die Rennen sind lang, da gilt es, die Ruhe zu bewahren, auch wenn man mal von etwas weiter hinten losfahren muss. Ich bin mir sicher, dass man über die Konstanz eine Menge herausholen kann.

Angesichts von rund 40 Teilnehmern wird es im Qualifying ziemlich eng zugehen, sowohl was die zeitlichen Abstände betrifft als auch den Platz auf der Rennstrecke. Ich hoffe, dass ich dabei von meinen Superpole-Erfahrungen profitieren kann, wenn es darum geht, im entscheidenden Moment eine Chaos-Runde rauszuhauen.

In Sachen Motorleistung muss ich mich aber noch umgewöhnen. In der Moto2 stehen uns aufgrund der 600er-Einheitsmotoren doch deutlich weniger PS zur Verfügung als bei den Superbikes. Im Gegenzug ist der Kurvenspeed viel höher – ich muss also wieder lernen, das Bike mehr laufen zu lassen. Im vergangenen Jahr musste ich mich auf der Ten-Kate-Honda schließlich vor allem auf das Bremsen und Beschleunigen konzentrieren. Grundsätzlich liegt mir der eher rundere Fahrstil aber ohnehin mehr.

Wie gesagt, in knapp einer Woche geht’s endlich los. Ich hoffe, Ihr freut Euch ebenso sehr auf den Saisonstart wie ich. Drückt mir die Daumen!

Text von Max Neukirchner

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