Daniel Pedrosa  © Repsol

© Repsol – Dani Pedrosa holte sich nach dem Sieg in Jerez auch in Le Mans Platz eins

Regen sorgte für ein spektakuläres MotoGP-Rennen in Frankreich. Auf nasser Strecke bildete sich eine große Spitzengruppe und es gab viele Positionswechsel. Mit Fortdauer des Rennens trocknete der Bugatti-Kurs im traditionsreichen Le Mans immer mehr ab.

Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa gewann in der Spitzengruppe die Oberhand und feierte nach Jerez seinen zweiten Sieg in Folge. Damit übernahm der Spanier auch die WM-Führung. Zweiter wurde Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha), der damit das beste Ergebnis seiner Karriere feierte. Rookie Marc Marquez (Honda) kletterte als Dritter auf das Podest, doch er musste seine WM-Führung abgeben. Sein Rückstand auf Pedrosa beträgt nun sechs Punkte.

Eine starke Vorstellung zeigte Andrea Dovizioso mit der Ducati. Über weite Strecken führte der Italiener den Grand Prix an, doch in der vorletzten Runde musste er sich noch Marquez geschlagen geben. Ein Rennen zum Vergessen erlebte Yamaha: Valentino Rossi stürzte, konnte aber weiterfahren. Mehr als Platz zwölf war dann nicht mehr möglich. Jorge Lorenzo war klar zu langsam und hatte aus eigener Kraft keine Chance auf die Podestplätze. Da der Spanier nur Siebter wurde, wuchs sein Rückstand in der WM auf 17 Zähler an.

Die Pleitenserie setzte sich auch bei Stefan Bradl (LCR-Honda) fort. Der Deutsche mischte am Ende der großen Spitzengruppe mit, doch auch er rutschte aus. Nach Katar und Jerez war es schon sein dritter Sturz im vierten Rennen. Wie Rossi konnte auch Bradl nach dem Ausrutscher weiterfahren und kam noch als Zehnter über die Linie. Während Yamaha und Bradl ihre Wunden leckten, feierten zwei Honda-Piloten und Crutchlow auf dem Podium. Aufgrund der Wettersituation war es ein turbulentes und spannendes Rennen.

Vor dem Start hatte es in Frankreich kurz geregnet und der Bugatti-Circuit war nass. Die Bridgestone-Regenreifen der weichen Mischung waren für alle Fahrer die klare Wahl. 80.000 Fans hatten sich rund um die Strecke versammelt. Beim Start zum Rennen über 28 Runden kam Pole-Setter Marquez überhaupt nicht gut weg und fiel ins Feld zurück. Dafür machte Doviziso von Startplatz drei alles richtig und übernahm in der Dunlop-Schikane vor Lorenzo die Führung. Pedrosa folgte als Dritter und Bradl als Vierter.

Rossi und Nicky Hayden (Ducati) duellierten sich in der ersten Runde um Platz sechs. Marquez war hinter Crutchlow auf Rang acht zurückgefallen. Rossi war auf dem Vormarsch. Er setzte sich gegen Hayden durch und schnappte sich zu Beginn der zweiten Runde Bradl für Platz vier. Es gab keine Stürze oder Unfälle im ersten Umlauf, denn alle Fahrer tasteten sich vorsichtig um den nassen Kurs. Nach der ersten Runde beruhigte sich das Feld und die Positionen waren vorläufig bezogen. Im dritten Umlauf schob sich Pedrosa an Lorenzo für Platz zwei vorbei. Von hinten stürmte Rossi bereits heran.

Dovizioso konnte in den ersten Runden die Führung verteidigen, er kam aber unter Druck von Pedrosa und Lorenzo. Der Ducati-Werksfahrer hielt die Verfolger etwas auf. In der fünften Runde überholte schließlich Pedrosa und übernahm erstmals die Führung. Lorenzo konnte aber nicht mitziehen und geriet seinerseits unter Druck von Rossi. Es war viel Feuer im Rennen, denn von hinten stürmten im ersten Renndrittel auch Crutchlow und Hayden heran. Dagegen konnte Bradl nicht mithalten und fuhr einsam auf Position sieben. Auch Marquez spielte als Achter keine Rolle im Spitzenfeld.

Viele Überholmanöver in der Spitzengruppe

Es war alles möglich und jeder Fahrer hatte Chancen auf den Sieg. In Runde acht übernahm wieder Dovizioso die Führung, denn Pedrosa wäre in einer Rechtskurve beinahe von der Strecke gerutscht. Die ersten sechs Fahrer lagen nach acht Runden innerhalb von zwei Sekunden. Häufig wurden die Plätze getauscht. So musste sich Lorenzo von Crutchlow überholen lassen und Bradl schaffte wieder den Anschluss an die Spitzengruppe.

Auch der Deutsche konnte den amtierenden Weltmeister überholen. Lorenzo konnte das Tempo der Spitze nicht halten und fiel leicht zurück. Dafür holte Marquez von hinten mit schnellsten Rennrunden wieder auf und machte Boden auf Lorenzo gut, der nach elf Runden auf Platz sieben fuhr. Zu diesem Zeitpunkt übernahm wieder Pedrosa die Führung von Dovizioso, doch der Italiener blieb dran und machte Druck. Da es nicht mehr regnete, trocknete die Idealline immer mehr ab.

Hinter der Spitzengruppe nahm Marquez Lorenzo Position sieben ab, doch der Rookie verpasste in der gleichen Rechtskurve wie zuvor Pedrosa die Ideallinie und wäre beinahe ins Kiesbett gefahren. Lorenzo schlüpfte somit wieder durch. Der Yamaha-Pilot war aber nicht auf Tempo, fiel in der Folge weiter zurück und wurde auch von Alvaro Bautista (Gresini-Honda) überholt. Für den Sieg kam der Weltmeister nicht in Frage. Elf Runden vor dem Ende überschlugen sich die Ereignisse.

Bradl & Rossi stürzen
Bradl rutschte in Kurve vier aus und auch Rossi lag plötzlich in Kurve acht im Kiesbett. Der Italiener war in einer Rechtskurve ausgerutscht. Der nachfolgende Hayden hatte Glück und konnte ausweichen. Bradl und Rossi stiegen wieder auf ihre Motorräder und fuhren weiter. Aufgrund der großen Abstände im Feld sortierten sich Bradl als Elfter und Rossi als Zwölfter wieder ein. Das änderte das Bild in der Spitzengruppe.

Pedrosa hatte bei Rennhalbzeit die Führung von Dovizioso übernommen und konnte sich von dem Italiener absetzen. Zehn Runden vor dem Ende führte der Honda-Pilot drei Sekunden vor Dovizioso und Crutchlow, die sich um Platz zwei duellierten. Hayden fuhr alleine auf dem vierten Platz und von hinten stürmte Marquez heran. Die Strecke trocknete immer mehr ab und in der Schlussphase spritzte kaum noch Gischt von den Reifen hoch. Pedrosa konnte sich immer weiter absetzen und fuhr dem Sieg entgegen.
Spannend ging es im Kampf um den zweiten Platz zu. Zu Beginn der 24. Runde fing Dovizioso in der Dunlop-Schikane einen Rutscher ab, Crutchlow nutzte diesen Moment und überholte. Der Brite hatte von da an alles unter Kontrolle und fuhr auf dem zweiten Platz. Dafür kam Dovizioso noch unter Druck von Marquez, der um über eine Sekunde pro Runde schneller war und mit großen Schritten auf die Podestplatz aufholte. Zu Beginn der vorletzten Runde hing Marquez am Hinterrad der Ducati und schnappte sich Dovizioso in der Dunlop-Schikane. Crutchlow war für Marquez aber außer Reichweite.

Pedrosa macht alles klar
An der Spitze war alles klar. Pedrosa verwaltete das Rennen ab der zweiten Hälfte und holte sich den Sieg. Nach Jerez war es sein zweiter Erfolg in Serie. „Es war ein sehr gutes Rennen. Ich bin sehr froh. Bereits beim Start hatte ich einen kleinen Rutscher, ich verlor einige Positionen, konnte diese aber in Kurve eins wieder gutmachen“, sagt der Sieger. „Es war zu Beginn recht schwierig. Besonders am Hinterrad hatte ich kaum Haftung. Ich konnte mich mit Dovi und Lorenzo an der Spitze behaupten.“

„Dann hatte ich ein gutes Gefühl im Nassen und machte Druck. Mir unterliefen aber einige Fehler und ich musste weite Linien fahren. Ich war zwei Mal beinahe neben der Strecke, doch ich konnte es noch retten. Ich behielt meinen guten Rhythmus bei und konnte davonfahren. Mein Tempo war gut. Das Motorrad lief sehr gut. Auf der trockenen Linie war es gegen Ende etwas schwierig, weil der Reifen stark durchdrehte. Doch ich konnte den Vorsprung halten.“

Im Ziel hatte Pedrosa einen Vorsprung von 4,8 Sekunden auf Crutchlow. Der Brite konnte den zweiten Platz gegen Marquez verteidigen und feierte damit sein bestes Ergebnis in seiner Karriere. „Ich bin sehr zufrieden. Es ist toll, beim Heimrennen des Tech-3-Teams hier oben zu stehen. Es ist toll fürs Team. Nach einem schweren Sturz gestern erwartete ich ein schwieriges Rennen“, meint Crutchlow, der sich bei dem gestrigen Sturz eine kleine Fraktur im rechten Schienbein zugezigen hatte. „Im Trockenen hätte ich das sicher nicht schaffen können. Sicher wäre ich in den Top 5 gewesen, aber das Podium wäre schwierig gewesen.“

„Am Morgen wurde uns bewusst, welche Bedingungen wir haben. Es war kalt und es regnete. Im vergangenen Jahr stürzte ich im Rennen. Es waren in diesem Jahr wieder die gleichen Fahrer – Dovi und Valentino. Ich musste nach dem vergangenen Jahr zurückschlagen. Am Ende sprang ein Podium heraus. Ich gratuliere Dani und Marc. Marc kam am Ende sehr nah, was mich etwas beunruhigte. Wir haben gut gearbeitet und dieses Podium verdient.“

Nach der verhaltenen Anfangsphase kam Marquez, der sein erstes Regenrennen in der MotoGP fuhr, immer besser zurecht, startete eine Aufholjagd und wurde noch mit dem dritten Platz belohnt. Damit stand der Rookie auch in seinem vierten MotoGP-Rennen auf dem Podest. „Es war sehr schwierig, vor allem zu Beginn. Mit dem Wasser auf der Strecke hatte ich zu kämpfen“, gibt der Neuling zu. „Ich fuhr bereits in Jerez im Nassen, doch hier war es komplett anders. Zu Beginn hatte ich Probleme. Ich machte beim Start einen Fehler.“

„Gegen Ende hatte ich durchdrehende Räder. Ich habe sehr viel gelernt. Zu Beginn habe ich zu viel Druck gemacht und viele Fehler gemacht. Ich habe viele Sekunden verloren. Doch am Ende fand ich das Gefühl aus dem Warmup zurück und konnte aufholen. Ich hatte das Podium nicht mehr erwartet, um ehrlich zu sein. Doch ich war sehr konzentriert. Ich sah dann auch noch Cal vor mir. Doch nach diesem Rennen gab ich mich mit dem Podium zufrieden. Diese 16 Punkte sind sehr wichtig. Es war mein erstes Regenrennen. Vier Podestplätze bei den ersten vier Rennen sind sehr gut“, freut er sich über seine überragende Ausbeute.

Dovizioso wird Vierter

Doviziosos starke Vorstellung wurde am Ende nicht mit einem Podestplatz belohnt. Mit dem vierten Platz setzte der Italiener aber das erste Ausrufezeichen in dieser Saison. Sein Ducati-Teamkollege Nicky Hayden kam acht Sekunden später als Fünfter über die Linie. Bautista belegte Rang sechs. Dagegen lief bei Yamaha nichts zusammen. Lorenzo war chancenlos und kam als Siebter ins Ziel. Das war sein schlechtestes Resultat – Ausfälle ausgenommen – seit Valencia 2008. Lorenzo hatte im Ziel knapp eine halbe Minute Rückstand. Rossi fuhr nach seinem Sturz weiter und sah die karierte Flagge als Zwölfter.

Solide lief das Rennen für Ducati-Testfahrer Michele Pirro, der den verletzten Ben Spies auf der Pramac-Ducati vertrat. Der Italiener sammelte als Achter Erfahrung und WM-Punkte. Rookie Bradley Smith (Tech-3-Yamaha) und Bradl klassierten sich an der neunten und zehnten Position. Andrea Iannone (Pramac-Ducati) kam einen Platz vor Rossi ins Ziel.

Bester Claiming-Rule-Fahrer war Aleix Espargaro (Aspar) als 13. Die letzten WM-Punkte sammelten Danilo Petrucci (Ioda) und Karel Abraham (Cardion). Vier weitere Fahrer kamen ins Ziel, gingen aber leer aus. Das waren in der Reihenfolge Colin Edwards (Forward), Michael Laverty (PBM), Hector Barbera (Avintia) und Hiroshi Aoyama (Avintia). Randy de Puniet (Aspar) schied bei seinem Heimrennen durch Sturz aus. Yonny Hernandez parkte seine ART an der PBM-Box. Lukas Pesek (Ioda), Claudio Corti (Forward) und Bryan Staring (Gresini) sahen die Zielflagge ebenfalls nicht. Der nächste Grand Prix findet am 2. Juni in Mugello statt.

Ergebnisse MotoGP Le Mans

1 25 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 49’17.707 142.6
2 20 35 Cal CRUTCHLOW GBR Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 49’22.570 142.3 4.863
3 16 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 49’24.656 142.2 6.949
4 13 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 49’27.794 142.1 10.087
5 11 69 Nicky HAYDEN USA Ducati Team DUCATI 49’36.178 141.7 18.471
6 10 19 Alvaro BAUTISTA SPA GO&FUN Honda Gresini HONDA 49’41.268 141.4 23.561
7 9 99 Jorge LORENZO SPA Yamaha Factory Racing YAMAHA 49’45.668 141.2 27.961
8 8 51 Michele PIRRO ITA Ignite Pramac Racing DUCATI 49’58.482 140.6 40.775
9 7 38 Bradley SMITH GBR Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 49’59.114 140.6 41.407
10 6 6 Stefan BRADL GER LCR Honda MotoGP HONDA 50’18.702 139.7 1’00.995
11 5 29 Andrea IANNONE ITA Energy T.I. Pramac Racing DUCATI 50’22.817 139.5 1’05.110
12 4 46 Valentino ROSSI ITA Yamaha Factory Racing YAMAHA 50’34.075 139.0 1’16.368
13 3 41 Aleix ESPARGARO SPA Power Electronics Aspar ART 50’41.907 138.6 1’24.200
14 2 9 Danilo PETRUCCI ITA Came IodaRacing Project IODA-SUTER 50’43.433 138.6 1’25.726
15 1 17 Karel ABRAHAM CZE Cardion AB Motoracing ART 50’49.818 138.3 1’32.111
16 5 Colin EDWARDS USA NGM Mobile Forward Racing FTR KAWASAKI 50’58.309 137.9 1’40.602
17 70 Michael LAVERTY GBR Paul Bird Motorsport PBM 49’30.391 136.9 1 lap
18 8 Hector BARBERA SPA Avintia Blusens FTR 49’49.705 136.0 1 lap
19 7 Hiroshi AOYAMA JPN Avintia Blusens FTR 49’50.038 136.0 1 lap

Text von Gerald Dirnbeck

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