Stefan Bradl - © GP-Fever.de

© GP-Fever.de – Das Chassis der Aprilia RS-GP muss für 2016 deutlich verbessert werden

Die Saison 2015 stellt für Aprilia ein Übergangsjahr dar. In der kommenden Saison debütiert ein komplett neues Motorrad, das basierend auf den Erfahrungen der laufenden Saison entwickelt wird.

Die momentan eingesetzte RS-GP ist eine Weiterentwicklung der ART-CRT-Maschine, die auf dem Superbike RSV4 basiert. Mit pneumatischen Ventilen wurde die Leistung angehoben. Ein Seamless-Getriebe debütierte im Frühjahr. Doch der Rahmen scheint die Schwachstelle der 2015er-Aprilia zu sein.

„Wir müssen in einigen Bereichen noch Fortschritte erzielen, vor allem beim Chassis“, bestätigt Rennleiter Romano Albesiano im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘. Die Fahrer kritisierten immer wieder das wenig agile Einlenkverhalten der Aprilia. Auch Stefan Bradl ist der Meinung, dass sich die Aprilia nur widerwillig in die Kurven einlenken lässt. „Stefan lobte den Motor, das Getriebe, die Elektronik und das Team, doch das Fahrverhalten des Chassis‘ ist unsere Schwachstelle. Daran müssen wir arbeiten“, hält Albesiano fest.

In Brünn kam ein neuer Rahmen zum Einsatz, der bei den Fahrern nur bedingt gut ankam. „Wir arbeiten bei den ausstehenden Rennen intensiv am Chassis, denn wir müssen ein besseres Verständnis erhalten“, schildert der Aprilia-Rennleiter. Große Fortschritte dürften auch beim Motor möglich sein. Momentan kommt noch das Kurbelgehäuse der RSV4 zum Einsatz.

Aprilia kündigt neuen Motor an
„Für die kommende Saison ist ein komplett neuer Motor geplant. Wir werden die Erfahrungen der laufenden Saison nutzen. Die pneumatischen Ventile werden wir übernehmen. Auch das in dieser Saison entwickelte Seamless-Getriebe wird im neuen Motorrad zum Einsatz kommen. Wir sind froh, dass wir diese Dinge schon entwickeln konnten und das nicht in der Zukunft machen müssen. Das neue Motorrad wird ein richtiges MotoGP-Motorrad sein“, verspricht Albesiano.

„Der Motor lief noch nicht auf dem Prüfstand“, bemerkt der Italiener, der bedauert, dass man die 2016er-Aprilia noch nicht beim Nachsaisontest in Valencia einsetzen kann. „Wir planen, das neue Motorrad bei einem privaten Test im Dezember erstmals auf die Strecke zu schicken. Die offizielle Premiere ist für den ersten Sepang-Test geplant“, erklärt Albesiano. Stammpilot Alvaro Bautista scheint vom Zeitplan bei Aprilia nichts zu wissen. In Brünn bemerkte der Spanier gegenüber den Journalisten, dass er hofft, in Valencia die neue Maschine zu testen.

Bei Aprilia gibt es viel zu tun. Doch die Fortschritte, die Ducati von 2014 zu 2015 gelangen, machen Aprilia Mut: „Wir müssen einen großen Rückstand aufholen und hoffen, dass uns ein ähnlicher Schritt gelingt wie Ducati in diesem Jahr. Das ist unser oberstes Ziel. Honda und Yamaha blicken auf viele erfolgreiche Jahre zurück. Sie haben sehr viele Erfahrungen und Know-how gesammelt. Die Herausforderer sind nicht auf dem gleichen Level“, analysiert Albesiano.

Superbike-Erfahrungen beinahe wertlos
In der Superbike-WM war Aprilia in den vergangenen Jahren stets für Siege und Titel gut. Die Erfahrungen aus der seriennahen Meisterschaft brachten den Italienern in der MotoGP aber nicht allzu viel: „Leider konnten wir nicht viele Erfahrungen aus der Superbike-WM nutzen. Wir müssen in der MotoGP Erfahrungen sammeln“, bedauert Albesiano.

Durch die Einheitselektronik fällt ein wichtiger Entwicklungsbereich weg. Absolute Chancengleichheit auf dem Gebiet der Elektronik erwartet Aprilia-Rennleiter Albesiano deswegen aber noch lange nicht: „Die Elektronik wird in der kommenden Saison für alle gleich sein, doch man muss richtig mit diesem Werkzeug umgehen. Man kann es richtig gut machen oder total versagen“, warnt er.

Das Aprilia-Werksteam wird 2016 erneut zwei Piloten an den Start schicken. Ein Satelliten-Team würde Aprilia in Zukunft reizen: „Es ist ein Vorteil, ein Satelliten-Team zu haben. Man profitiert in verschiedenen Bereichen“, bemerkt Albesiano. „Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich mir ein Satelliten-Team wünschen, das mehr oder weniger auf dem technischen Stand ist wie das Werksteam. Man hätte mehr Fahrermeinungen, die man nutzen kann.“

Text von Sebastian Fränzschky & Gerald Dirnbeck

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