Ducati erlebte in Argentinien einen kuriosen Trainingsauftakt.
Die Satellitenteams konnten die Werkspiloten überraschend klar abhängen und landeten mit teilweise herausragenden Rundenzeiten in den Top 10, während sich Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo nur mit den Rängen 14 und 18 begnügen mussten. Dem Italiener fehlten dabei 0,9 Sekunden auf die Topzeit von Maverick Vinales, dessen Vorgänger Lorenzo musste 1,1 Sekunden Rückstand einstecken.
„Das war ein schwieriger Tag heute“, muss Dovizioso zugeben. Er schildert, dass etwas an der Desmosedici nicht korrekt funktioniert habe. „Vielleicht war es die Kupplung, wir wissen es noch nicht. Wir arbeiten derzeit daran, unser Problem zu verstehen. Ich denke nicht, dass es etwas Großes ist. Aber es war jedenfalls sehr schwierig, das Bike zu fahren, weil der Grip auf der Strecke sehr niedrig war.“ Er konnte seine Linie nicht halten und nicht gleiten, wie er wollte, schildert der frustrierte Italiener.
Besonders hadert der Zweite von Katar mit dem 14. Platz: „Die Position ist das wirklich Negative daran. Das ärgert mich sehr, weil es morgen nass sein könnte.“ Kann er sich im dritten Training nicht steigern, muss er den Umweg über das Q1 im Zeittraining gehen. „Es geht am Freitag und am Samstagvormittag darum, in den Top 10 zu sein. Man muss nicht Zweiter oder Siebter sein. Natürlich ist es nett, an der Spitze zu sein, aber viele Fahrer sind in den Trainings Siebter oder Achter und kämpfen dann im Rennen um den Sieg“, weiß der erfahrene Pilot.
Lorenzo vergreift sich bei den Reifen
Teamkollege Jorge Lorenzo erwischte es noch härter. Der Ex-Weltmeister reihte sich im hinteren Feld als schlechtester Ducati-Pilot ein. „Am Vormittag waren wir sieben Zehntel hinten, am Nachmittag war es schlimmer“, blickt er der Realität ins Auge. Der Mallorquiner hat eine Erklärung für das Debakel parat: die falsche Reifenwahl. „Das Team hat einen Fehler bei der Reifenwahl gemacht. Wir haben uns für den weichen entschieden, die Bedingungen waren dafür aber nicht perfekt. Ich wusste es nicht, weil ich dachte, dass es der Medium wäre. Ich habe nicht verstanden, warum die Front so sehr zumacht. Danach habe ich es verstanden. Dieser Fehler hat es mir nicht erlaubt, mich zu verbessern.“
Lorenzo fuhr sowohl an der Front als auch auf der Hinterachse den Soft-Pneu von Michelin. Trotz dieses Missgeschicks ist er nicht am Boden zerstört: „Zwar stehe ich auf Platz 18, zu den anderen ist es aber sehr eng. Mit dem richtigen Vorderreifen sind wir bestimmt besser im Qualifying.“ Auf Dovizioso fehlen ihm genau zwei Zehntelsekunden.
„Wenn es trocken ist, können wir ein gutes Rennen fahren. Vielleicht ist auch das Qualifying trocken“, hofft er. „Ich bin optimistisch, weil ich ein gutes Gefühl in manchen Kurvenausgängen hatte. Wir werden jedes Mal besser werden. Uns fehlt natürlich noch etwas Pace mit dem Bike, aber ich bin optimistisch. Ich kann mit dem richtigen Vorderreifen explosiver sein und mehr pushen auf einer Runde“, glaubt Lorenzo.
Abraham will in die Top 10: „Wäre ein Traum“
Ganz ein anderes Bild zeigte sich bei den Ducati-Kundenteams. Mit Karel Abraham auf dem dritten und Alvaro Bautista auf dem vierten Rang konnte das Aspar-Team ein starkes Ausrufezeichen setzen. Für die Werkspiloten ein Schlag ins Gesicht, denn der Tscheche ist auf einer 2015er-Ducati unterwegs, sein Teamkollege auf dem Vorjahresmodell. Abraham zeigt sich am Freitagabend dementsprechend glücklich: „Am Ende sind wir auf eine schnelle Runde gegangen. Davor haben wir verschiedene Dinge ausprobiert. Wir haben einen sehr guten Job gemacht, weil das Bike wirklich gut funktioniert hat.“
Schon am Vormittag war er in den Top 5 zu finden. „Das war schon richtig gut. Jetzt bin ich sogar in den Top 3.“ Angesprochen auf die Probleme der Werkspiloten gibt er sich zugeknöpft: „Ich weiß wirklich nicht, warum sie Probleme haben.“ Im Qualifying und im Rennen strebt der 27-Jährige die Top 10 an. „Das wäre ein wahr gewordener Traum. Wenn ich Punkte mache, wäre ich schon glücklich. Der dritte Platz ist natürlich toll, aber im Renntrimm ist es nicht einfach, mit den Jungs mitzuhalten.“
Den Unterschied zur 2016er-Desmosedici würde er in ein paar Bereichen merken, erklärt Abraham. Teamkollege Bautista freut sich über einen guten Start ins Wochenende nach seinem Sturz in Katar. „Am Nachmittag haben wir nicht viel am Motorrad geändert, sondern uns darauf konzentriert, verschiedene Reifen auszuprobieren, um uns ein klares Bild zu verschaffen für den Fall, dass es morgen regnet“, schildert der 32-Jährige. „Auf dem Medium-Vorderreifen war ich recht schnell, beim Hinterreifen war die Medium-Variante etwas besser als die harte. Der weiche Reifen war recht instabil, auf ihm ist es unmöglich, eine Renndistanz zu fahren“, weiß er.
Petrucci bester Fahrer mit 2017er-Bike: „Bin nicht überrascht“
Der dritte Ducati-Pilot in den Top 5 war am Freitag Danilo Petrucci, der durch einen Virus etwas gehandicapt war. Er war gleichzeitig auch der schnellste Pilot auf einer 2017er-Desmosedici. Schon im ersten Training ließ er mit dem zweiten Platz aufhorchen, am Nachmittag setzte er sich auf Rang fünf. Er freut sich über seine Leistung, ihm fehlte knapp eine halbe Sekunde auf Vinales. „Das war ein guter Tag, weil ich auch ohne Attacke in die Top 5 gefahren bin. Das ist eine normale Evolution der Wintertests. Ich bekommen nun das Gefühl auf dem neuen Bike, meine Lösungen funktionieren derzeit. Darüber bin ich glücklich. Ich bin nicht überrascht“, gibt er zu Protokoll.
Seine Zeit würde nach dem zweiten Training für den Einzug in das Q2 reichen, dies war sein erklärtes Ziel vor dem Wochenende. „Weil das Wetter morgen nicht gut werden soll. Ich habe das Bike sehr genossen, weil das eine meiner Lieblingsstrecken ist.“ Er merkt aber auch an, dass noch genügend Arbeit für Sonntag zu erledigen ist: „Natürlich gibt es noch ein paar Baustellen, wie der Verschleiß des Hinterreifens, weil der Abfall des Reifens, speziell hinten, sehr groß ist. Wir müssen uns noch für einen Rennreifen entscheiden, der Soft ist jedenfalls keine Option für mich“, stimmt er mit Bautista überein. Zumindest mit der Balance sei er sehr zufrieden.
Auch er kann sich die Probleme seiner Kollegen in Rot nicht erklären, denn wären ihm weniger Fehler unterlaufen, hätte er sogar noch schneller gekonnt, verrät Petrucci. Er war immerhin um 0,439 Sekunden schneller als Dovizioso. Auch sein Pramac-Teamkollege Scott Redding auf dem Vorjahresmodell konnte nicht mit dem Italiener mithalten, der Brite wurde Elfter. Er hatte Probleme damit, den richtigen Vorderreifen zu wählen. Er findet es „ziemlich komisch“, wie gut die GP15 auf dem Kurs in Termas de Rio Hondo abliefert. Redding könnte am Samstagvormittag noch in die Top 10 fahren.
Baz: „Hätte noch schneller fahren können“
Auch Loris Baz unterstreicht die gute Ducati-Leistung mit seinem sechsten Platz im zweiten Training. Der Franzose, der am Vormittag noch technische Probleme hatte, kam am Nachmittag auf dem harten Reifen gut zurecht. Der Avintia-Fahrer auf der GP15 blieb 0,6 Sekunden hinter der Bestmarke von Yamaha. Trotz einer Magenverstimmung ist er zufrieden mit seiner Leistung: „Mit dem weichen Hinterreifen und mit Maverick als Referenz gelang mir eine sehr gute Runde. Ich denke, ich hätte noch schneller fahren können, wenn ich den harten Reifen verwendet hätte. Aber ich bin sehr zufrieden.“
Somit brachte Ducati zwar vier Fahrer in die Top 10, allerdings keinen der beiden Werkspiloten. Sowohl Dovizioso, als auch Lorenzo, Redding und Barbera (15.) müssten nach derzeitigem Stand im ersten Qualifying-Abschnitt antreten, sollten sie morgen in einem womöglich nassen dritten Training keine Verbesserungen erzielen. Abraham, Bautista, Petrucci und Baz sind derzeit gesetzt für Q2
Ergebnisse FP2 MotoGP 2017 Argentinien
1 25 Maverick VIÑALES SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 1’39.477 18 20 321.0
2 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 1’39.778 16 19 0.301 0.301 318.2
3 17 Karel ABRAHAM CZE Pull&Bear Aspar Team DUCATI 1’39.880 14 17 0.403 0.102 322.7
4 19 Alvaro BAUTISTA SPA Pull&Bear Aspar Team DUCATI 1’39.922 17 20 0.445 0.042 327.7
5 9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Racing DUCATI 1’39.960 18 20 0.483 0.038 321.5
6 76 Loris BAZ FRA Reale Avintia Racing DUCATI 1’40.120 17 20 0.643 0.160 322.1
7 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 1’40.124 15 18 0.647 0.004 318.0
8 94 Jonas FOLGER GER Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 1’40.157 18 20 0.680 0.033 319.0
9 41 Aleix ESPARGARO SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 1’40.175 16 18 0.698 0.018 321.7
10 29 Andrea IANNONE ITA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 1’40.250 16 18 0.773 0.075 318.4
11 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Racing DUCATI 1’40.338 14 17 0.861 0.088 323.7
12 5 Johann ZARCO FRA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 1’40.340 12 20 0.863 0.002 319.5
13 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 1’40.345 15 15 0.868 0.005 319.6
14 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 1’40.399 16 16 0.922 0.054 329.3
15 8 Hector BARBERA SPA Reale Avintia Racing DUCATI 1’40.431 13 14 0.954 0.032 326.4
16 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 1’40.531 17 19 1.054 0.100 321.9
17 43 Jack MILLER AUS EG 0,0 Marc VDS HONDA 1’40.588 17 19 1.111 0.057 318.5
18 99 Jorge LORENZO SPA Ducati Team DUCATI 1’40.599 18 20 1.122 0.011 327.2
19 53 Tito RABAT SPA EG 0,0 Marc VDS HONDA 1’40.908 15 18 1.431 0.309 319.9
20 42 Alex RINS SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 1’41.083 18 18 1.606 0.175 317.8
21 44 Pol ESPARGARO SPA Red Bull KTM Factory Racing KTM 1’41.632 19 20 2.155 0.549 318.5
22 38 Bradley SMITH GBR Red Bull KTM Factory Racing KTM 1’42.074 15 19 2.597 0.442 316.6
23 22 Sam LOWES GBR Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 1’42.179 17 18 2.702 0.105 316.5
Ergebnisse FP1 MotoGP 2017 Argentinien
1 25 Maverick VIÑALES SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 1’40.356 17 19 321.0
2 9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Racing DUCATI 1’40.562 16 18 0.206 0.206 320.0
3 5 Johann ZARCO FRA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 1’40.574 20 20 0.218 0.012 317.8
4 94 Jonas FOLGER GER Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 1’40.660 19 20 0.304 0.086 316.1
5 17 Karel ABRAHAM CZE Pull&Bear Aspar Team DUCATI 1’40.678 18 18 0.322 0.018 319.6
6 29 Andrea IANNONE ITA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 1’40.701 17 18 0.345 0.023 316.8
7 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 1’40.716 15 16 0.360 0.015 323.3
8 8 Hector BARBERA SPA Reale Avintia Racing DUCATI 1’40.853 18 19 0.497 0.137 324.1
9 43 Jack MILLER AUS EG 0,0 Marc VDS HONDA 1’40.867 16 20 0.511 0.014 317.9
10 19 Alvaro BAUTISTA SPA Pull&Bear Aspar Team DUCATI 1’40.936 17 17 0.580 0.069 324.9
11 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 1’40.958 11 18 0.602 0.022 316.9
12 41 Aleix ESPARGARO SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 1’40.982 16 17 0.626 0.024 317.3
13 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Racing DUCATI 1’41.062 17 18 0.706 0.080 319.8
14 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 1’41.073 16 17 0.717 0.011 316.6
15 99 Jorge LORENZO SPA Ducati Team DUCATI 1’41.128 16 19 0.772 0.055 324.8
16 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 1’41.311 16 19 0.955 0.183 318.4
17 42 Alex RINS SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 1’41.694 17 19 1.338 0.383 317.5
18 53 Tito RABAT SPA EG 0,0 Marc VDS HONDA 1’41.703 17 18 1.347 0.009 316.9
19 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 1’41.781 10 17 1.425 0.078 315.6
20 44 Pol ESPARGARO SPA Red Bull KTM Factory Racing KTM 1’41.829 16 16 1.473 0.048 314.8
21 76 Loris BAZ FRA Reale Avintia Racing DUCATI 1’41.867 14 16 1.511 0.038 313.2
22 38 Bradley SMITH GBR Red Bull KTM Factory Racing KTM 1’42.224 18 19 1.868 0.357 312.7
23 22 Sam LOWES GBR Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 1’42.237 16 17 1.881 0.013 315.3
Text von Maria Reyer & David Emmett
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