Sachsenring - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Die MotoGP-Stars fuhren am Wochenende vor einem Rekordpublikum

(Motorsport-Total.com) – Exakt 252.826 Zuschauer wurden am zurückliegenden MotoGP-Wochenende auf dem Sachsenring gezählt.

Damit wurde eine neue Rekordmarke für den deutschen Motorrad-Grand-Prix aufgestellt. Bei guten, aber nicht perfekten Wetterbedingungen sah man auf den Tribünen praktisch keine Lücken. Promoter ADAC zog ein durchweg positive Feedback, doch mit Blick in die Zukunft gibt es einige Herausforderungen zu meistern.

Klaus Klötzner, Vorsitzender des ADAC Sachsen, freut sich über das große Interesse der Fans, obwohl es seit vielen Jahren keinen deutschen Siegfahrer gibt: „Es geht nicht um eine Person oder einen Helden sondern um die Veranstaltung.“

Allein am Renntag kamen 98.015 Zuschauer. Der Samstag war mit 92.130 Besuchern extrem stark und auch am Freitag und am Donnerstag (62.681 Zuschauer in Summe) sah man viele Fans auf dem Veranstaltungsgelände. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren wurden in diesem Jahr vier statt drei Tage gezählt. An der positiven Bilanz ändert das aber nichts.

Prominenter Ehrengast bei der MotoGP in Hohenstein-Ernstthal
Hollywood-Star Keanu Reeves zog mit seiner Anwesenheit viele Blicke auf sich. Im Gegensatz zu einigen teilweise fragwürdigen Superstars bei anderen Sportevents wirkte Reeves‘ Besuch aber sehr authentisch.

Der kanadische Schauspieler ist bekennender Motorradfan und damit auch ein Botschafter der Zweiradszene. Er schwenkte am Sonntag die Zielflagge und schaute sich interessiert im Fahrerlager der MotoGP um.

Die meisten Zuschauer sahen den Matrix-Star nur auf den Leinwänden. Doch abgesehen davon wurde viel geboten. Los ging es bereits am Mittwoch mit dem Charity-Lauf um die Strecke, der sehr gut angenommen wurde. Ein Lob erhielt das erfolgreiche Verkehrskonzept, das im Vergleich zu anderen Veranstaltungen dieser Größe schnelle An- und Abreisen ermöglichte.

Die Verantwortlichen freuen sich über die gute Zusammenarbeit mit den Behörden und die hohe Akzeptanz der Bewohner in der Region, die laut Lutz Oeser, dem Geschäftsführer der ausführenden Sachsenring Event GmbH, bei nahezu 100 Prozent liegt.

Wie der Sachsenring andere MotoGP-Promoter inspiriert
Gelobt wird auch der Einsatz der Ehrenamtlichen, ohne die das Event praktisch nicht möglich wäre. „Der Grand Prix wird hier von allen Beteiligten gelebt. Die Leute sehen es nicht als Job an. Es wird ständig gearbeitet und gedanklich sind wir schon im nächsten Jahr“, erklärt Klaus Klötzner vom ADAC Sachsen.

Mit seinem Event-Charakter hat der Sachsenring bereits vor einigen Jahren andere Veranstalter inspiriert. „Das ist definitiv der Fall“, bemerkt Klaus Klötzner stolz. „Wir waren aber auch in anderen Bereichen Vorreiter, ohne überheblich klingen zu wollen.“

„Unser Verkehrskonzept macht eine Bundesstraße am Sonntag zu einer Einbahnstraße. Damit schaffen wir es, innerhalb einer Stunde das Publikum von der Strecke zu bringen. Das haben einige Veranstalter übernommen“, berichtet der Vorsitzende des ADAC Sachsen stolz.

Sachsenring-Zukunft: Wie geht es mit Liberty Media weiter?
Die größte Herausforderung für die Verantwortlichen des Sachsenrings ist es, die Veranstaltung ohne Verlust durchzuführen, was trotz der hohen Nachfrage alles andere als einfach ist. Denn die Kosten für Veranstaltungen sind in den zurückliegenden Jahren stark gestiegen.

Der als Fahrsicherheitszentrum eingestufte Sachsenring verursacht größere Kosten als permanente Rennstrecken, weil große Teile der Infrastruktur nur für den Grand Prix errichtet werden müssen. Und in Zukunft könnte sich der größte Posten erhöhen.

Denn mit der Übernahme von Liberty Media wird die Austragungsgebühr keinesfalls geringer werden. Die ADAC-Verantwortlichen geben sich keinen Illusionen hin und rechnen bereits mit einer Erhöhung.

Lutz Oeser von der Sachsenring Event GmbH hofft auf das Feingefühl der Vertragspartner: „Wir zahlen sicher nicht die Lizenzgebühr, die zum Beispiel Katar zahlt. Doch sie wissen, was sie an uns haben im Vergleich zu anderen Strecken. Bei uns wird die Lizenzgebühr auch pünktlich gezahlt.“

Sieht Lutz Oeser im Wechsel zu Liberty Media eine Chance oder ein Risiko? „Es ist beides denkbar“, grübelt er. „Natürlich wollen sie es alles noch größer aufziehen. Aber man kann die Formel 1 nicht mit dem Motorrad-Grand-Prix vergleichen. Es ist ein ganz anderes Publikum. Sich gegen neue Ansätze zu verwehren, wäre nicht gut. Es geht darum, einen Mittelweg zu finden.“

„Sie wissen, worum es geht. Doch sie können nicht einfach die Lizenzgebühr verdoppeln, auch wenn es für sie als Agentur unterm Strich darum geht, möglichst viel Geld zu verdienen. Das geht nach hinten los“, prophezeit der Verantwortliche der Sachsenring Event GmbH und fügt hinzu: „Die Dorna weiß, dass man nicht alles ändern kann. Und das werden sie auch nicht tun.“

Können die Ticketpreise auch in Zukunft gehalten werden?
Mit Wochenend-Tickets ab 99 Euro macht der ADAC den Fans ein äußerst faires Angebot. „Unser oberstes Ziel ist es, dem Zuschauer ein gutes Preis/Leistungs-Niveau zu bieten“, betont Klaus Klötzner vom ADAC Sachsen. „Die Preise für nächstes Jahr stehen bereits.“

Konstante Ticketpreise sind allerdings eine große Herausforderung. „Natürlich sind wir von den Rahmenbedingungen abhängig. Das geht bei den Personalkosten los, über die Sicherheit“, schildert Klaus Klötzner.

Für Großveranstaltungen wie den Motorrad-Grand-Prix ist es in der jüngsten Vergangenheit nicht einfacher geworden, alle Auflagen zu erfüllen. „Vor einigen Jahren noch wäre niemand auf die Idee gekommen, Betonblöcke aufzustellen, um terroristische Anschläge zu verhindern. Das ist eine Entwicklung der Zeit, die wir nicht beeinflussen können“, bemerkt Klaus Klötzner.

„Es wird auch im kommenden Jahr ein Stehplatz-Ticket für 99 Euro geben. Dieser Preis ist eingefroren“, verkündet Lutz Oeser von der Sachsenring Event GmbH. „Wir möchten, dass es ein Familienevent und eine große Party wird. Es soll für jeden bezahlbar sein. Das ist unser Ansatz.“

Mehr Leute werden die Verantwortlichen in Zukunft nicht auf das Gelände lassen, um die Kosten bei gleichbleibenden Ticketpreisen zu kompensieren. „Unsere Fläche ist leider endlich“, stellt Klaus Klötzner vom ADAC Sachsen fest.

Die Veranstalter wollen verhindern, dass das Erlebnis der Fans leidet, denn wenn mehr Fans das Gelände betreten, dann erhöhen sich die Wartezeiten und die Qualität des Erlebnisses sinkt. Das gilt es zu verhindern.

„Egal ob Dorna oder Liberty Media, es wird eine Steigerung der Lizenzgebühr geben“, prophezeit Klaus Klötzner vom ADAC Sachsen. „Der Wunsch der Dorna ist es aber ohne Zweifel, hier weiterzumachen. Wir werden uns irgendwie zusammenraufen.“

Wie entwickelt sich die Beziehung zur Politik nach der Wahl im Herbst?
Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch die Regierung in Sachsen. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) steht seit Jahren hinter dem Event, doch auf Grund der bevorstehenden Wahlen in Sachsen gibt es keine Gewissheit, wie stark die zukünftige Regierung den Sachsenring-Grand-Prix unterstützt.

„Natürlich hoffen wir, auch in Zukunft von Landesseite die Unterstützung zu erhalten. Wir möchten dieses Netzwerk erhalten. Und dann bin ich optimistisch, dass wir uns noch ein paar Jahre lang hier wiedersehen“, bemerkt Klaus Klötzner vom ADAC Sachsen.

Lutz Oeser ergänzt: „Wir müssen es mit großem Demut betrachten, dass diese Veranstaltung für niemanden etwas Selbstverständliches ist. Es ist ein Aushängeschild für die Region. Es ist ein Wirtschafts- und Marketingfaktor. Wir empfinden unglaublich große Dankbarkeit.“

Der Vorverkauf für den Motorrad-Grand-Prix 2025 startete am Sonntag. Einen konkreten Termin für das MotoGP-Wochenende im kommenden Jahr gibt es aber noch nicht.

Text von Sebastian Fränzschky

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