(Motorsport-Total.com) – Die ersten beiden Rennen der MotoGP-Saison 2021 mussten ohne Marc Marquez stattfinden.
Doch für den nächsten Grand Prix in Portugal besteht erneut die Hoffnung, dass der Honda-Pilot nach seiner langen Verletzungspause zurückkehren wird. Am 12. April will sich der Spanier noch einmal mit seinen Ärzten beraten.
Nicht nur seine Fans, auch Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta hofft, dass es diesmal klappt. „Er fehlt eindeutig“, sagt der 75-Jährige. „Wir sprechen schließlich von dem Fahrer, der die letzten paar Saisons dominiert hat und von einem Moment auf den anderen ist er weg.“ Das hinterlasse freilich eine große Lücke.
Dass die Ärzte damals einen Fehler machten, Marquez nur ein paar Tage nach seiner ersten OP in Jerez wieder fahren zu lassen, glaubt Ezpeleta nicht. „Absolut nicht“, sagt er im Gespräch mit ‚GPOne‘ und erklärt: „Es gibt Leute, die behaupten, dass es kein Protokoll für solche Fälle gibt, aber das stimmt nicht: Es gibt eines.“
Ezpeleta: Marquez bestand den Medizin-Check
„Es wurde nach Assen 2017 geändert. Wenn du unter Vollnarkose stehst, kannst du erst nach einer gewissen Zeit wieder Rennen fahren. Was könnten wir anders machen? Wenn ein Fahrer diese Liegestütze macht, wie Marc es getan hat, nach welcher Regel sagen Sie ihm, dass er kein Rennen fahren kann?“, fragt Ezpeleta.
„Er ist zurückgekommen, hat einen medizinischen Check bestanden und durfte fahren, anders ging es nicht. Er hat am Freitag trainiert und dann, aus Gründen, die nur er kennt, entschieden, nicht weiterzufahren. Zu Hause, beim Training oder beim Öffnen eines Fensters hatte er ein Problem mit der Platte, aber nicht auf der Strecke.“
Damals hieß es, die Titanplatte sei durch eine ruckhafte Bewegung beim Fensteröffnen beschädigt worden, weshalb erneut operiert werden musste. Letzten Endes war im Dezember 2020 sogar noch ein dritter Eingriff notwendig, bei dem nicht nur die Titanplatte ausgetauscht, sondern auch Knochen transplantiert wurde.
Fit genug? Plötzlich wussten es alle besser
„Ich weiß nicht, ob Fehler gemacht wurden, denn ich bin kein Arzt“, sagt Ezpeleta. „Soweit es mich betrifft, wurden keine medizinischen Fehler innerhalb der Meisterschaft gemacht. Ich respektiere alle Entscheidungen eines Fahrers, auch die, nicht zum Rennen in Katar zu kommen, nachdem er in Barcelona und Portimao getestet hat.“
Denn der Dorna-CEO findet: „Man muss dem, was ein Fahrer mit seinem Körper macht, maximalen Respekt zollen.“ Aus seiner Sicht war das im Fall von Marquez nicht immer der Fall. Vor allem, dass sie andere Ärzte in die Diskussion einmischten und sagten, was sie anders gemacht hätten, sei nicht korrekt gewesen.
„Das ist so, als würde man bei einem Fußballspiel einem Torwart sagen, wie er den Elfmeter hätte halten sollen, nachdem er geschossen wurde. Mir scheint, dass es den Leuten an Respekt mangelte, vor allem einigen Ärzten, die ihre Meinung äußerten, ohne die Dinge gründlich zu kennen“, übt Ezpeleta deutliche Kritik.
MotoGP-Protokoll bleibt vorerst unverändert
„Alle schienen Experten für Platten und Arme zu sein. Ich kann nur sagen, dass ich die Liegestütze gesehen habe, die er in Jerez vor den Ärzten gemacht hat. Also frage ich, wer sagen kann, dass ein Fahrer, der das kann, keine Rennen fahren darf. Fahrer sind keine normalen Menschen (lacht), das haben wir in der Geschichte der WM gesehen.“
Die Notwendigkeit, am bestehenden Protokoll etwas zu ändern, sieht Ezpeleta nicht. „Wie können wir es ändern? Sollten wir sagen, dass man nach einer Operation zwei Wochen lang keine Rennen fahren darf? Jetzt ist alles ganz einfach: Es gibt Übungen, die man absolvieren muss. Wenn man sie schafft, fährt man Rennen, sonst nicht.“
Zwar räumt der Dorna-Boss ein, man habe schon überlegt, ob man etwas ändern könnte, „aber wir haben nicht herausgefunden wie“. In Bezug auf Marquez hält er fest: „Ich kann sehen, dass es ihm gut geht. Ich bin sicher, dass er nicht zurückkommen wird, wenn er nicht gewinnen kann. Marcs Mentalität ist die gleiche wie immer.“
Text von Juliane Ziegengeist
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