Es hätte ein nächster Podestplatz werden können. Eurosport-Experte Ralf Waldmann war sich sogar sicher, dass Jonas Folger (Tech-3-Yamaha) beim Großen Preis von Tschechien um einen möglichen Sieg gebracht wurde.
Doch am Ende fuhr der MotoGP-Rookie „nur“ auf einen zehnten Platz. Und dieser ist angesichts der Vorgeschichte beachtlich. Schließlich musste der Deutsche im Rennen gleich zweimal durch die Boxengasse fahren.
Aber von vorn: Zu Beginn des Rennens in Brünn herrschten Mischbedingungen. Das Rennen wurde als Regenrennen deklariert. Alle Fahrer starteten auf Regenreifen, es stand ihnen jedoch frei, jederzeit auf die Zweitbikes zu wechseln. Sie standen in der Boxengasse bereits aufgereiht – und sollten schnell zum Einsatz kommen. Im Falle von Folger jedoch zu schnell. Denn als sich der 23-Jährige in Runde zwei entschied zu wechseln, war sein Bike nicht startklar.
„Wir sind auf Regenreifen gestartet. Es war aber sehr schwül und warm. Es trocknete ziemlich schnell auf. Ich hatte nicht den optimalen Grip im Regen, habe mich daher nicht so wohl gefühlt. Deshalb dachte ich, ich komme jetzt an die Box. Es wäre der richtige Zeitpunkt. Es hat ziemlich stark und schnell aufgetrocknet und ich war mir sicher“, erklärt Folger am Mikrofon von ‚Eurosport‘ seine Entscheidung für den frühen Wechsel auf Slicks.
Folger nimmt sein Team nach dem Fehler in Schutz
Der MotoGP-Rookie sah, dass Marc Marquez (Honda) die gleiche Idee hatte. Denn auch er kam in der Runde an die Box, um zu wechseln, nachdem der Spanier auf den Regenreifen auf den ersten Kilometer viele Positionen verloren hatte. „Ich dachte mir: Perfekt! Dann habe ich einen Top-Fahrer vor mir und kann hinter ihm eine gute Pace fahren“, sah Folger schon ein ähnliches Szenario wie am Sachsenring auf sich zukommen, wo er hinter Marquez Zweiter wurde.
Doch dazu sollte es nicht kommen: „Als ich dann durch die Boxengasse gefahren bin, hat mich Nico (Goyon, Crew-Chief; Anm. d. R.) weitergeschickt, weil das Motorrad noch nicht fertig war“, erklärt Folger den Fauxpas. Er fuhr also einmal umsonst durch die Box und konnte erst eine Runde später auf das indes vorbereitete zweite Motorrad wechseln. Das kostete dem Yamaha-Piloten extrem viel Zeit – und letztendlich eine Top-Platzierung.
Dennoch macht Folger seinem Team keinen Vorwurf, nimmt es stattdessen in Schutz: „Das ist ein bisschen unglücklich verlaufen. Wir sind alle nur Menschen und manchen Fehler – heute hat das Team einen kleinen Patzer gemacht. Mir tut es auch leid fürs Team, die haben alle Tränen in den Augen. Weil wir eben so stark waren und es ihnen so leid tut. Es hätte eben ein tolles Rennen werden können“, weiß der Deutsche.
„Dachte nicht, dass ich es noch in die Top 10 schaffe“
Nach seinem Fehler im Qualifying, als er seine schnellste Rundenzeit aufgrund eines Irrtums zu spät setzte und Q2 verpasste, habe nun eben seine Crew einen Fehler gemacht. „Ihnen ist vorher noch nie einer passiert, das war der erste heute“, betont Folger. Man werde solche Dingen in Zukunft besser planen müssen, sagt er weiter: „Jetzt wissen wir, dass ich auch nach zwei Runden schon reinfahren kann. Dann müssen sie ein bisschen besser vorbereitet sein.“
Die Entscheidung für den Wechsel habe allein bei ihm gelegen. Andere Fahrer wie etwa Loris Baz und Karel Abraham (Avintia-Ducati) waren über Dashboard-Nachrichten an die Box gerufen worden. Das hätte einen Patzer wie bei Folger natürlich verhindert. „Normalerweise hätte ich ihnen auch irgendein Zeichen gegeben, das Bein rausgehalten oder so“, gibt er zu, „aber in diesem Rennen ist alles so schnell passieren. Ich dachte, dass Motorrad wäre bereit.“
Mit diesem fühlte sich der 23-Jährige dann zumindest auf Anhieb gut. Und das, obwohl man bei Tech-3-Yamaha damit ein Risiko eingegangen war: „Wir sind ein anderes Setting gefahren. Das haben wir am Wochenende noch gar nicht ausprobiert im Trockenen. Wir haben mehr Gewicht nach vorne verlagert, dadurch hatte ich mehr Gefühl. Ich konnte mehr Schräglage fahren und hatte keine Probleme mehr. Das war positiv“, lobt Folger.
Zuvor hatte er noch über ein fehlendes Gefühl für die Front geklagt, doch mit dem neuen Setting seien alle Probleme vom Wochenende verschwunden. Trotzdem glaubte er wegen der verlorenen Zeit in der Boxengasse nicht mehr daran, von ganz hinten noch so weit nach vorn fahren zu können. „Ich dachte nicht, dass ich es noch in die Top 10 schaffen würde. Deshalb freue ich mich über das Rennen“, resümiert er versöhnlich.
MotoGP Ergebnisse Brünn 2017
1 25 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 44’15.974 161.1
2 20 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 44’28.412 160.3 12.438
3 16 25 Maverick VIÑALES SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 44’34.109 160.0 18.135
4 13 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 44’36.440 159.8 20.466
5 11 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 44’36.866 159.8 20.892
6 10 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 44’39.233 159.7 23.259
7 9 9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Racing DUCATI 44’40.053 159.6 24.079
8 8 41 Aleix ESPARGARO SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 44’46.533 159.2 30.559
9 7 44 Pol ESPARGARO SPA Red Bull KTM Factory Racing KTM 44’46.728 159.2 30.754
10 6 94 Jonas FOLGER GER Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 44’49.210 159.1 33.236
11 5 42 Alex RINS SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 44’49.264 159.1 33.290
12 4 5 Johann ZARCO FRA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 44’50.569 159.0 34.595
13 3 17 Karel ABRAHAM CZE Pull&Bear Aspar Team DUCATI 44’50.671 159.0 34.697
14 2 43 Jack MILLER AUS EG 0,0 Marc VDS HONDA 44’54.036 158.8 38.062
15 1 99 Jorge LORENZO SPA Ducati Team DUCATI 44’56.074 158.7 40.100
16 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Racing DUCATI 45’00.350 158.4 44.376
17 53 Tito RABAT SPA EG 0,0 Marc VDS HONDA 45’01.428 158.4 45.454
18 22 Sam LOWES GBR Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 45’09.950 157.9 53.976
19 29 Andrea IANNONE ITA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 45’39.320 156.2 1’23.346
20 8 Hector BARBERA SPA Reale Avintia Racing DUCATI 45’39.631 149.0 1 lap
Not Classified
38 Bradley SMITH GBR Red Bull KTM Factory Racing KTM 41’10.379 157.4 2 laps
76 Loris BAZ FRA Reale Avintia Racing DUCATI 31’01.736 156.7 7 laps
19 Alvaro BAUTISTA SPA Pull&Bear Aspar Team DUCATI 25’15.031 154.0 10 laps
Text von Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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