Valentino Rossis Wechsel von Yamaha zu Ducati sorgte für reichlich Wirbel in der MotoGP. Doch auf der Strecke hatte der siegverwöhnte Italiener wenig Grund für Jubelstimmung. Die Bilanz der ersten Saison auf der Desmosedici ist nüchtern: ein Podestplatz, 139 Punkte und WM-Rang sieben – viel zu wenig für den neunmaligen Weltmeister.
„2011 war ein sehr schwieriges Jahr für uns“, gibt auch Crewchief Jeremy Burgess zu. Der Australier erklärt auf der offiziellen MotoGP-Seite ‚MotoGP.com‘, dass sowohl er als auch sein Starfahrer mit einer völlig neuen Situarion konfrontiert wurden: „Das waren wir so nicht gewöhnt. Wenn man die Rennen nicht genießen kann, dann ist man nicht gut. Er fährt, weil er es genießt.“
„Ich genieße es sehr, wenn Valentino ein gutes Rennen fährt. Für das Team war es generell schwierig in den vergangenen zwölf Monaten“, schildert Burgess. Neben den durchwachsenen Ergebnissen konnte man 2011 zahlreiche Rutscher und Kiesbettaufenthalte beobachten, die für den erfahrenen Italiener untypisch sind.
Mangelndes Gefühl fürs Vorderrad
„Seine zwei großen Stärken sind das Bremsen und der Kurveneingang“, analysiert Burgess. „Es war uns 2011 nicht möglich, ihm ein richtiges Gefühl dafür zu verschaffen.“ Bei der Entwicklung des neuen Motorrades hat sich Ducati auf dieses Problem konzentriert. Mit der Entwicklung eines konventionellen Alu-Rahmens sollen die Vorderradrutscher des „Doktors“ der Vergangenheit angehören.
„Unsere ganzen Bemühungen wurden dazu verwendet, um ihm ein Motorrad zu konstruieren, bei dem er das nötige Gefühl hat, um so zu Bremsen und in die Kurve hineinzufahren, wie er sich das wünscht“, erläutert Rossis Crewchief. „Es wurde so konstruiert, wie wir es gewünscht hatten. Die Ingenieure und Ducati haben sich für das entschieden, was Valentino wollte.“
Viele Daten vom Nachsaisontest
„Es waren etwa 20 Leute. Sie haben ohne Unterbrechung gearbeitet“, berichtet Filippo Preziosi. „Der Winter war sehr hart für uns, aber auch sehr spannend. Wir mussten nach dem Test in Valencia ein neues Projekt beginnen. Wir konnten einige Daten sammeln und das Ziel des neuen Motorrades festlegen. Nun haben wir die Konstruktion abgeschlossen.“
„Die Zulieferer haben alles gegeben. Wir danken all diesen Leuten. Sie haben einen beeindruckenden Job in sehr kurzer Zeit abgeliefert. Nun müssen wir die Daumen drücken.“ Bei den Nachsaisontests in Valencia sah man Rossi bereits mit dem neuen Alu-Rahmen. Das Motorrad dieses Tests soll mit der neuen GP12 aber wenig gemeinsam haben.
„Die Daten, die es uns ermöglichten, dieses Projekt zu starten, haben wir erst nach dem Test in Valencia erhalten“, stellt Preziosi klar. „Wir hatten uns dazu entschieden, besondere Dinge zu testen, damit wir ein besseres Verständnis haben und wissen, wo wir hinwollen.“
Unglaublicher Aufwand
Zur Montage der neuen GP12 ist Mechaniker Alex Briggs extra aus Australien ins Werk nach Bologna gereist. „Ducati hat das vollbracht, wozu andere Firmen drei Jahre benötigen würden. Sie haben ein völlig neues Motorrad gebaut“, erklärt er beeindruckt. „Ich denke, dass Yamaha oder Honda drei Jahre dafür gebraucht hätten.“
„Dieses Motorrad muss uns wieder nach vorn bringen“, fügt Briggs hinzu. „Wir sind alle sehr gespannt und auch etwas ängstlich. Niemand von uns weiß, wo wir stehen. Das wird erst der Sepang-Test zeigen.“ Am 31. Januar beginnt der Dreitagestest in Malaysia. Vorher absolvierte Ducati mit der GP12 bereits einen Funktionstest in Spanien, bei dem unter anderem Carlos Checa auf dem Motorrad saß.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir wieder zurückkommen und um Siege kämpfen werden“, betont Alessandro Cicognani, der MotoGP-Projektmanager von Ducati. Und auch Burgess hat, verglichen mit dem Vorjahr, ein deutlich besseres Gefühl vor dem Start in die Saison 2012: „Wir befinden uns 2012 in einer deutlich besseren Situation, die Saison zu beginnen.“
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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