Dass sich die MotoGP-Saison so langsam dem Ende zuneigt, war auf der Pressekonferenz vor dem Grand-Prix-Wochenende in Estoril deutlich zu spüren. Aus den Worten der fünf anwesenden Stars war jederzeit ein Unterton zu vernehmen, aus dem die Vorfreude auf etwas Erholung nach den noch ausstehenden zwei Rennen jederzeit mitschwang.
Der neue Weltmeister Jorge Lorenzo berichtete locker von seinem großen Empfang auf seiner Heimatinsel Mallorca. „Ich bin dort eigentlich mit keinen großen Erwartungen hingeflogen, aber dann waren so viele Menschen dort. Das gibt mir unwahrscheinlich viel Kraft“, so der Yamaha-Pilot. „So viel ist nicht einmal los, wenn der örtliche Fußballclub Real Mallorca mal etwas gewinnt – was auch manchmal vorkommt.“
„Ich habe so viel Zuneigung von den Menschen erfahren. Das hat mich wirklich überrascht“, erklärt Lorenzo vor dem Rennwochenende auf der recht engen Estoril-Piste. „Die Strecke ist verglichen mit Malaysia natürlich extrem eng, aber es gibt schöne Bremszonen. So gesehen ist eine eine der besten Strecken der Welt. Gleichzeitig ist der Kurs sehr untypisch. Du hast schnelle Kurven, aber eben auch enge Ecken. Das liegt mir eigentlich immer ganz gut.“
Lorenzo kommt als MotoGP-Sieger der vergangenen zwei Jahre nach Portugal. „Klar, in den kleinen Klassen hatte ich hier Probleme. Aber seit ich in der MotoGP bin ist es besser. Mal sehen, was dieses Jahr hier passiert. Ich habe auf Phillip Island alles gegeben und bin ein gutes Rennen gefahren. Das einzige, was mich vom Sieg abhalten konnte, war Casey. Unter diesen Voraussetzungen war der zweite Platz das Maximum. Hier in Estoril haben wir sicherlich bessere Chancen auf einen Sieg.“
Für Landsmann Dani Pedrosa steht die Rückkehr an. Der Spanier musste das Australien-Wochenende verletzt aussetzen. „Wenn du dich verletzt, dann gibt es immer schwierige Zeiten. Aber jetzt bin ich wieder halbwegs fit, denn immerhin sind insgesamt vier Wochen seit dem Crash vergangen. Ich denke, dass ich hier ein paar Runden länger durchhalten kann“, so die Honda-Speerspitze.
„Das Wetter sieht für dieses Wochenende nicht allzu gut aus, aber wenigstens bin ich nun besser in Form. Meinen Nacken kann ich endlich wieder vollständig bewegen, es sollte keine Probleme mehr geben. Ich habe jetzt wochenlang kein Bike bewegt, will aber jetzt das Maximum herausholen“, sagt Pedrosa, der auf Platz zwei noch Casey Stoner im Nacken spürt.
„Für einen guten Saisonabschluss brauche ich zwei gute Rennen. Aber ich muss jetzt erst einmal schauen, wie fit ich bin. Ich muss das Beste aus meiner Situation machen“, erklärt der Spanier und unterstreicht damit, dass er Gesamtrang zwei mit allen Mitteln verteidigen möchte. „Ich habe hier noch nie gewonnen. Ich habe also mit dieser Strecke eine Rechnung offen.“
„Die Saison war hart, aber die vergangenen vier Rennen waren absolut positiv für uns“, sagt Australien-Dominator Stoner. „In Malaysia war ich etwas enttäuscht, aber am vergangenen Rennwochenende wurde ich dafür entschädigt. Besser hätte es kaum laufen können. Mal sehen, was in diesem Jahr hier geht. Im vergangenen Jahr kam ich nach einer langen Pause hierher, Jorge war damals sehr schnell. Morgen geht es mit der Arbeit los. Mal schauen, was für uns drin ist.“
„Leider habe ich in dieser Saison Fehler gemacht. Aber alle haben Fehler gemacht, wenn man mal von Jorge absieht, dessen Saison wirklich perfekt lief. Es sind noch zwei Rennen und wir waren zuletzt gut in Form. Ich bin gespannt, was wir noch ausrichten können“, so der Ducati-Pilot. „Unter normalen Bedingingen ist es ein toller Kurs, aber bei Nässe gibt es üble Pfützen. Es wird schwierig, weil die Strecke sehr wellig ist. Die Reifenwahl wird schwierig. Aber es gibt viele Überholstellen in den harten Bremszonen, wo man immer etwas gutmachen kann.“
Im Kampf um Siege und Podestplätze hat es Stoner ab sofort wieder mit Valentino Rossi zu tun. Der künftige Ducati-Superstar legte nach seinen heftigen Verletzungen zur Saisonmitte zuletzt wieder eine aufsteigende Form an den Tag. „Die beiden vergangenen Rennen liefen für mich nicht schlecht, ich war stets auf dem Podest. Nun will ich versuchen, die beiden verbleibenden Rennen an der Spitze zu beenden“, so Rossi vor Estoril. „Die Strecke ist spannend, es gibt viele verschiedene und interessante Kurven.“
„Ich habe die Schulter in Italien nochmal überprüfen lassen. Sie wird auch die zwei kommenden Rennwochenenden durchhalten. Das stimmt mich sehr glücklich, weil das alles andere als sicher war“, sagt der „Doktor“ nach einem Besuch beim Arzt. „Es ist gut, dass ich die Saison normal beenden kann.“ Direkt nach dem Saisonfinale wird Rossi erstmals für Ducati testen. „Ich habe lange Zeit bei Yamaha darauf hingearbeitet, dass ich nach Valencia schon für mein neues Team testen darf. Lasst uns hoffen, dass uns dann das Wetter in die Karten spielt. Nach dem Test kehre ich dann nach Italien zurück und lasse meine Schulter behandeln.“
Rossis Landsmann Marco Simoncelli zeigte zuletzt eine ähnlich gute Tendenz wie der MotoGP-Superstar. Der Gresini-Honda-Rookie stellte seinen Teamkollegen Marco Melandri immer wieder in den Schatten. „Ich bin glücklich, denn in der ersten Saisonphase hatten wir Probleme mit dem Bike. Seit drei oder vier Rennen läuft es für mich aber deutlich besser. In Motegi habe ich toll kämpfen können, in Malaysia war es gut und in Australien konnte ich sogar phasenweise mit Valentino, Hayden und Spies fighten“, freut sich Simoncelli.
„Jetzt müssen wir noch an der letzten Rennphase arbeiten, vor allem am Reifenverschleiß. Ich bin zuversichtlich, dass die Saison für mich gut enden wird. Vielleicht schaffe ich es in den beiden Rennen noch auf das Podest“, so der Gresini-Pilot voller Zuversicht. „Im vergangenen Jahr habe ich hier mit den 250ern gewonnen. Ich habe gute Erinnerungen an die Strecke und ich hoffe, dass ich mich irgendwann auch gern an dieses Wochenende zurückerinnern werde.“
Text von Roman Wittemeier
Quelle, weitere Infos und Fotos auf: » www.motorsport-total.com
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