Bei perfekten äußeren Bedingungen fand der Grand Prix von Portugal in Estoril statt. Das Rennen war nach einer turbulenten Anfangsphase von wenigen Überholmanövern geprägt. Den Sieg machten sich die beiden Spanier Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa aus. Letzterer konnte in den letzten Runden das Tempo erhöhen und den Weltmeister in Schach halten. Honda-Pilot Casey Stoner komplettierte das Podium.
Lorenzo beschleunigte beim Start am besten und bog vor Pedrosa in die erste Kurve ein. Dahinter folgten Stoner und Marco Simoncelli. Die beiden Honda-Piloten hätten fast die Kontrolle über ihre Maschinen verloren. Durch die ersten Kurven kamen alle gut durch, doch noch in der ersten Runde stiegen Hector Barbera (Ducati) und Simoncelli per Highsider spektakulär ab. Der Grund dafür waren zu kalte Reifen. Die linke Flanke war noch nicht auf optimaler Betriebstemperatur.
Lorenzo führte nach der ersten Runde vor Pedrosa. Dahinter war bereits eine kleine Lücke zu Stoner entstanden. Valentino Rossi (Ducati) war auf Platz vier nach vorne gekommen. Andrea Dovizioso (Honda) war Fünfter, Ben Spies Sechster. Der US-Amerikaner verpasste in einer Kurve aber klar die Linie und musste über die asphaltierte Auslaufzone ausweichen. Der Yamaha-Pilot fiel bis auf Platz zehn zurück. Früh vorbei war das Rennen für Rookie Karel Abraham (Ducati). Die gute Vorstellung an diesem Wochenende endete im Kiesbett.
An der Spitze setzten sich Lorenzo und Pedrosa von Stoner ab. Es entwickelte sich ein spanisches Duell um den Sieg. Pedrosa deutete Überholmanöver an, ging aber nicht an dem Weltmeister vorbei. Stoner lag nach fünf Runden bereits drei Sekunden zurück. Weitere der Sekunden dahinter folgte Rossi, der Druck von Dovizioso und Colin Edwards (Tech-3-Yamaha) bekam. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 14 Piloten im Feld. Jeder würde Punkte kassieren. Alvaro Bautista (Suzuki) lag auf dem letzten Platz und fuhr deutlich am langsamsten.
Lorenzo und Pedrosa fuhren an der Spitze praktisch identische Rundenzeiten. Bei den Reifen gab es keine Unterschiede, denn alle Piloten hatten sich für die weiche Mischung von Bridgestone entschieden. Auf den Plätzen sieben bis zehn kämpfte die zweite Verfolgergruppe. Rookie Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha) behauptete seinen Platz vor Hiroshi Aoyama (Gresini-Honda) und den beiden Werks-Piloten Nicky Hayden (Ducati) und Spies.
Die beiden US-Amerikaner duellierten sich hart und berührten sich in der schnellen Rechtskurve zur Anfahrt auf die Schikane. Bei Spies passte aber an diesem Tag nichts zusammen. Ein weiteres Mal verpasste er seinen Bremspunkt. In Runde zwölf stürzte der Texaner und musste aufgeben. All das war Crutchlow egal, denn der Brite versuchte sich von der Gruppe abzusetzen und seinen Teamkollegen Edwards auf Platz sechs einzuholen.
Der spanische Zug an der Spitze fuhr weiter im Eiltempo. An den Positionen änderte sich bis zur Halbzeit nichts. Pedrosa folgte Lorenzo wie ein Schatten. Ein Erfolgserlebnis hatte am Ende des Feldes ein anderer Spanier. Toni Elias (LCR-Honda) überholte erstmals in dieser Saison einen Konkurrenten im Trockenen. Loris Capirossi (Pramac-Ducati) musste dem Estoril-Sieger von 2006 seinen elften Platz überlassen.
Abgesehen vom Spitzen-Duo zog sich das Feld weit auseinander. Auf den Plätzen eins bis neun gab es kaum Überholmanöver. Im letzten Renndrittel herrschten nur noch drei Duelle auf der Strecke. Neben der offenen Entscheidung um den Sieg, hielt Rossi auf Platz vier Dovizioso knapp in Schach. Crutchlow und Aoyama kämpften um Platz sieben, doch Rad-an-Rad-Duelle blieben Mangelware.
Die Entscheidung um den Sieg fiel in den letzten Runden. Die Honda hatte auf der Geraden leichte Vorteile, doch Lorenzo fuhr auf der langen Start- und Zielgeraden Richtung Boxenmauer und schwenkte erst für den Bremspunkt wieder auf die Ideallinie. Pedrosa folgte im Windschatten, doch er konnte sich nie daneben setzen. Im kurvigen Teil hatte Lorenzo Vorteile, denn seine Yamaha lag sehr stabil auf der Bremse. Pedrosa konnte nur nachfahren.
Vier Runden vor dem Ziel bremste sich Pedrosa in der ersten Kurve an Lorenzo vorbei und übernahm die Führung. Der Weltmeister konnte nicht kontern. Die Entscheidung war gefallen. Pedrosa zog weg, während Lorenzo nicht das Tempo halten konnte. Der Angriff war perfekt geplant, denn direkt nach dem Überholmanöver fuhr der Repsol-Pilot die schnellste Rennrunde. Knapp vier Wochen nach seiner Schlüsselbeinoperation hat Pedrosa zugeschlagen und seinen ersten Saisonsieg gefeiert.
Lorenzo wurde erstmals in der MotoGP in Estoril besiegt, denn in den vergangenen drei Jahren stand jeweils der 23-Jährige ganz oben auf dem Podest. Mit den Punkten für Platz zwei führt Lorenzo weiterhin in der Weltmeisterschaft mit vier Zählern Vorsprung vor Pedrosa. Stoner fuhr ab der zweiten Runde ein einsames Rennen und kletterte als Dritter auf das Podium.
Hinter dem Trio klaffte bereits eine große Lücke. In den letzten Runden lieferten sich Rossi und Dovizioso ein enges Duell um den vierten Platz. Der Honda-Pilot entschied das italienische Duell um 0,025 Sekunden für sich. Weitere 16 Sekunden dahinter überquerte Edwards als Sechster die Ziellinie. Der Tech-3-Pilot fuhr wie Stoner ebenfalls ein einsames Rennen.
Rookie Crutchlow musste sich am Ende noch Aoyama geschlagen geben und klassierte sich als Achter. Ducati-Werkspilot Hayden kam mit dem gewaltigen Rückstand von 54 Sekunden als Neunter ins Ziel. Randy de Puniet (Pramac-Ducati) komplettierte die Top 10.Elias hielt bis ins Ziel Capirossi in Schach und wurde Elfter. Suzuki-Pilot Bautista kämpfte sich bei seinem Comeback-Rennen nach der schweren Verletzung tapfer ins Ziel, wurde aber mit großem Rückstand Letzter. Mehr als 13 Piloten sahen die Zielflagge nicht.
Ergebnisse:
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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„Bautista fuhr deutlich am langsamsten“ – Bitte was? Der Junge ist trotz angeschlagener Fitness konstant die gleiche Geschwindigkeit wie die direkt vor ihm gefahren (oder sogar schneller!), bis hin zu Hayden auf 9 und das bis zur letzten Runde! Und der „große Rückstand“ der am Ende des Artikels erwähnt wird lag hauptsächlich daran, dass Abraham direkt vor ihm gestürzt ist und er in den Kies ausweichen musste, was ihn gleich mal satte 20 Sekunden gekostet hat. Bis dahin lag Bautista auf dem 12ten Platz und ohne den Zwischenfall hätte er vom Rhythmus her sicherlich mit der Meute vor ihm mitkämpfen können für ein Top 10 Resultat; Elias und die beiden Pramac Jungs hätte er auf jeden Fall hinter sich gelassen. Und das 44 Tage nach seinem Beinbruch und heftigen Komplikationen nach der Operation!
Also bitte, Ehre wem Ehre gebührt und der kleine Spanier hat Unglaubliches geleistet heute.