(Motorsport-Total.com) – Sofern die MotoGP ihren Rennbetrieb in diesem Jahr trotz Corona-Krise noch aufnehmen kann, wird es sich mit ziemlicher Sicherheit ausschließlich um Grands Prix ohne Zuschauer handeln.
An Sportveranstaltungen mit zehntausenden Fans an der Strecke ist unter den aktuellen Bedingungen auf längere Sicht nicht zu denken.
Doch was wird davon mit Blick auf die nächste Saison übrig bleiben? Mit dieser Frage beschäftigte sich KTM-Motorsportchef Pit Beirer im neuen ServusTV-Podcast zur MotoGP. Neben ihm waren dort auch Moto2-Pilot Tom Lüthi aus dem deutschen IntactGP-Team und dessen Teilhaber Stefan Keckeisen zu Gast.
„Ich bin kein Zukunftsforscher“, sagt Beirer. „Aber wenn man schaut, wo wir herkommen, ist Motorsport Leidenschaft. Und woher kommt die Leidenschaft? Ein Athlet bringt eine außergewöhnliche Leistung und der größte Lohn, den er bekommen kann, ist der Applaus des Publikums.“ Und das gelte nicht etwa nur für die Piloten.
Beirer: „Der beste Lohn ist der Applaus vom Zuschauer“
„Ich behaupte mal, dass fast keiner im Fahrerlager arbeitet nur wegen des Geldes. Klar müssen wir alle Geld verdienen, aber als Mechaniker, als Rennfahrer bringt man so viel Sondereinsatz, dass das nicht mit Geld bezahlt werden kann. Aber du machst es, weil du den Erfolg haben möchtest. Wie gesagt, der beste Lohn ist der Applaus vom Zuschauer.“
Wenn der jedoch wegfällt, sind Grands Prix ohne Zuschauer für den KTM-Rennchef „natürlich die schlimmste aller Versionen“, wie er zugibt. „Auf einer Geisterstrecke Rennen zu fahren, das ist ja grausam, das tut ja richtig weh. Deshalb hoffe ich, dass wir uns da nicht so stark verändern.“ Denn sonst würde viel vom Esprit des Sports verloren gehen.
„Ich denke, solche Veranstaltungen, wo die Zuschauer beieinander sind und diese Freude miteinander teilen können über den Sport, den sie lieben, das ist einfach was Besonderes, was über Generationen weitergetragen wurde. Wenn das jetzt durch diesen bescheuerten Virus gestoppt und alles verändert würde, wäre das grausam.“
KTM-Rennchef sieht Umdenken: MotoGP wird digital
Doch Beirer ist sich bewusst: „Zurück zu dieser Normalität – da müssen wir realistisch sein – kommen wir erst, wenn es einen Impfstoff gibt. Also mit ein bisschen weniger Händeschütteln und Gesichtsmasken werden wir keine Sportveranstaltungen, Musikkonzerte und Ähnliches sehen mit 100.000 Leuten auf einem Fleck.“
Dort wolle man zwar wieder hin, doch in der Zwischenzeit müsse man sich eben anpassen und die größten Übertragungsmöglichkeiten unterbinden. „Aber ich glaube, sobald ein Wirkstoff gefunden ist, wollen wir alle schnell zurück zur alten Normalität.“ Trotzdem glaubt Beirer, dass es in einigen Bereichen ein nachhaltiges Umdenken geben wird.
„Es werden Dinge übrig bleiben. Wir werden besser sein im Umgang mit unseren digitalen Geräten“, blickt er voraus. „Wir haben ja wahrscheinlich eine Riesenabkürzung genommen und nutzen die Geräte, die wir zu Hause haben und die alle viel mehr können, als wir es eigentlich nutzen oder bedienen können.“
So hält der KTM-Motorsportchef fest: „Wir werden viele, sehr wichtige Business-Meetings vielleicht auch im Nachhinein über Skype abhalten und nicht dick und fett in der Business-Class sitzend irgendwo hinfliegen zu einem Termin. Es werden also schon gewisse Dinge überbleiben. Aber bitte nicht Sportveranstaltungen ohne Zuschauer.“
Text von Juliane Ziegengeist
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