Marc Marquez, Daniel Pedrosa - © Repsol

© Repsol – Der Honda RC213V fehlt momentan offensichtlich die richtige Balance

Vor zwei Monaten waren sich die Experten und Fans einig: Marc Marquez ist der klare Favorit auf den WM-Titel in der Saison 2015. Die Honda RC213V überzeugte bei den Wintertests, Marquez fuhr von Bestzeit zu Bestzeit und schien in seiner dritten MotoGP-Saison unverwundbar zu sein. Einzig der Kampf um den Vizetitel ließ einen spannenden Kampf erwarten. Doch es kam anders. Bei den ersten fünf Rennen der Saison schaffte es der Spanier nur zwei Mal aufs Podium.

„Verglichen mit der vergangenen Saison habe ich mehr Schwierigkeiten. Das erkennt man anhand der Rundenzeiten und der Platzierungen“, gesteht Marquez, der auch in den Trainings nicht mehr so dominant an der Spitze zu finden ist, wie im vergangenen Jahr. Die Dominanz der Saison 2014 scheint gebrochen zu sein. Das ist offensichtlich auch dem 22-Jährigen bewusst.

„Wir arbeiten daran. Mein Problem ist es, das Tempo zu halten. Momentan ist es nicht einfach, die Probleme in den Griff zu bekommen. Doch trotz der Schwierigkeiten werden wir versuchen, bei den kommenden Rennen das Maximum herauszuholen. Offensichtlich gelang es unseren Gegnern, einen spürbaren Schritt zu machen. Ich hingegen befinde mich nach wie vor auf dem Niveau der vergangenen Saison“, grübelt der Titelverteidiger.

Marquez kritisiert die Charakteristik der 2015er-Honda
In Le Mans gelang es Marquez nach durchwachsenen Trainings immerhin, im Qualifying eine dominante Pole-Position herauszufahren. Doch im Rennen ging der HRC-Pilot unter. Knapp 20 Sekunden Rückstand und Platz vier waren die wohl größte Überraschung des Rennens. Momentan kann Marquez nur auf eine Runde die Konkurrenz hinter sich lassen.

„Ich biege im Dirt-Track-Stil in die Kurven ein und rutsche zu viel. Früher habe ich dem Motorrad diesen Stil aufgedrängt. Jetzt drängt mir das Motorrad diesen Stil auf. Ich versuche, das zu verhindern. Ich hoffe, dass wir das Problem in den Griff bekommen“, schildert der WM-Vierte, der nach fünf Rennen bereits 33 Punkte Rückstand auf WM-Leader Valentino Rossi hat.

Rossi schreibt Marquez noch nicht ab
Rossi erkennt besonders beim Bremsen ein neues Kräfteverhältnis: „Es sieht so aus, dass Marc im vergangenen Jahr beim Bremsen viel schneller war als wir. Er hatte einen großen Vorteil, dann er konnte die Honda auch dann noch kontrollieren, wenn er sehr spät bremste. Wir haben während der ganzen Saison gearbeitet und jetzt sieht es so aus, dass unser Motorrad in diesem Jahr beim Bremsen besser ist. Wir können den Vorteil unseres Bikes in der Kurve nutzten und verlieren gleichzeitig beim Bremsen nicht mehr so viel auf Marquez“, analysiert der 36-jährige Italiener.

Abschreiben möchte Rossi den amtierenden Weltmeister aber noch nicht. „Es ist zu zeitig für eine Vorentscheidung. Er liegt etwas zurück. Ihm fehlen aber auch die 20 Punkte aus Argentinien“, betont Rossi. Hätte Marquez in Argentinien auf das Risiko verzichtet, wäre er immerhin WM-Zweiter. Damals hatte keiner Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo auf der Rechnung, der durch die Siege in Jerez und Le Mans bis auf 15 Zähler an Rossi herangekommen ist und momentan gut in Form zu sein scheint.

„Nach den ersten drei Rennen bekam ich mit, wie von einer Krise bei Jorge die Rede war. Dann hat er zwei Rennen in Folge gewonnen. So etwas kann auch bei Marc passieren“, ist Rossi überzeugt. An den Fähigkeiten des Spaniers hat Rossi keine Zweifel: „Er ist ein zweifacher Weltmeister, der sehr viel Talent hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn er in Mugello gewinnt.“

Lorenzo weiß, wie sich Marquez momentan fühlt: „Vor dem Rennen in Jerez lag ich weit hinter Valentino zurück. Viele Leute waren der Meinung, ich hätte eine Krise. Vermutlich werden diese Leute jetzt behaupten, dass Marquez eine Krise hat“, bemerkt Lorenzo. „Marquez, Valentino und ich verfügen über das nötige Talent, müssen aber warten, bis alle Umstände stimmen.“

„Marc wird in der Zukunft wieder Rennen gewinnen“, erklärt Lorenzo, der die Saison vor dem Weltmeister beenden möchte: „Natürlich müssen wir versuchen, den Vorsprung zu halten. Ich denke aber, die Honda ist mindestens genauso gut wie im Vorjahr, wenn nicht sogar besser. Zum Glück gelang es uns, das Bremsverhalten und den Kurveneingang zu verbessern. Dadurch gelingt es uns besser, die Kurvengeschwindigkeiten zu halten, was unsere Stärke ist.“

Dovizioso erkennt bei Honda ein Balance-Problem
Doch auch Ducati dürfte beim Kampf um den WM-Titel noch ein Wörtchen mitreden. Werkspilot Andrea Dovizioso stand mit Ausnahme von Jerez bei jedem Rennen auf dem Podium. Der erste Sieg scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. In der Fahrerwertung liegt „Dovi“ momentan auf Position drei. Der Rückstand auf WM-Leader Rossi ist mit 19 Punkten überschaubar.

„Es ist noch zu zeitig, um über die Meisterschaft zu reden. Gleichzeitig ist es schwierig, auf Lorenzo und Valentino Punkte gutzumachen“, grübelt Dovizioso, der nicht weiß, woran es bei Honda momentan liegt. „Wenn man nicht auf dem Motorrad sitzt, kann man die Probleme nicht so richtig nachvollziehen. Ich denke, die Honda war in Le Mans das Problem. Marc war der einzige Fahrer, der damit schnell war. Der Honda fehlt momentan die richtige Balance.“

Text von Sebastian Fränzschky

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