(Motorsport-Total.com) – Am Samstag in Katar feierte der neue Qualifying-Modus in der MotoGP-Szene seine Premiere. Statt wie bisher im Rahmen einer 60-minütigen Zeitenjagd wird die Startaufstellung in dieser Saison in zwei 15-minütigen Sitzungen (Q1 und Q2) ermittelt. Ausschlaggebend dafür, welche Fahrer in Q1 und welche in Q2 antreten, sind aber schon die ersten drei Freien Trainings.
Die Top 10 der kombinierten Zeitenliste aus den Freien Trainings eins bis drei qualifizieren sich direkt für Q2 und damit den Kampf um die Pole-Position. Dieser wird durch die zwei schnellsten der 14 Fahrer aus Q1 ergänzt. Ergo stehen die Startplätze 13 bis 24 nach den 15 Minuten von Q1 fest. Die Startplätze eins bis zwölf werden anschließend im ebenfalls 15-minütigen Q2 ermittelt.
Bei der Premiere des neuen Quali-Modus in Doha setzte sich der amtierende MotoGP-Champion Jorge Lorenzo vor Cal Crutchlow und Dani Pedrosa durch. Bester Vertreter der CRT-Fraktion war Aleix Espargaro, der als Q1-Schnellster nachträglich in Q2 einzog und am Sonntag von Startplatz zwölf ins erste Rennen des Jahres geht.
Überwiegend positive Meinungen zum neuen Modus
Nach dem mit Spannung erwarteten Ernstfall steht fest: Der neue Modus zur Ermittlung der Startaufstellung findet durch die Bank großen Anklang. „Das neue Format ist ein voller Erfolg, denn es ist aufregender für die Fans und uns Fahrer erinnert es ein wenig an die alten Zeiten, als es noch spezielle Qualifying-Reifen gab“, sagt Polesetter Lorenzo und erklärt den Ablauf in Q2: „Man muss sich jetzt darauf konzentrieren, in vier Runden die bestmögliche Performance abzurufen.“
„Ich mag den neuen Modus. Der erste Teil des Qualifyings dreht sich nun in erster Linie um die langsameren Piloten. Der zweite Teil macht mehr Spaß, denn da geht es um alles“, stellt Lorenzo heraus. Yamaha-Markenkollege Crutchlow aus dem Tech-3-Team stimmt zu. „Der neue Modus sorgt für jede Menge Spannung und das ist gut so.“
Honda-Pilot Pedrosa regt an, dass die Neugestaltung des Qualifyings lediglich auf den beiden längsten Pisten im Kalender – Silverstone und Sepang – heikel werden könnte: „Auf dem Motorrad vergehen die 15 Minuten sehr schnell. Man fährt hinaus, kommt wieder herein, fährt wieder hinaus und das war’s. Auf den Strecken, wo die Rundenzeiten über zwei Minuten liegen, dürfte es schwierig werden, mehr als drei schnelle Runden zu fahren. Abgesehen davon ist es in Ordnung.“
Wird das dichte Verkehrsaufkommen zum Problem?
Ducati-Neuzugang Andrea Dovizioso hält das neue Qualifying ebenfalls für gelungen, sieht aber auch einen Haken: „Es ist einfacher und für alle Fahrer besser. Negativ ist der Verkehr. Es sind zwar weniger Fahrer auf der Strecke, aber alle starten zum selben Zeitpunkt.“ So hatte auch Ex-Champion Valentino Rossi mit dem neuen Modus bei der Premiere noch seine liebe Mühe. „Du musst dir nun genauer überlegen, wo du dich auf der Strecke befinden willst, wenn es ernst wird. Die Strategie, im richtigen Moment rauszugehen, ist sehr wichtig. Es ist einfach etwas Neues.“
Der Yamaha-Rückkehrer bekennt, am Samstag in Katar nicht die cleverste Strategie an den Tag beziehungsweise die Nacht gelegt zu haben: „Mein Fehler war einfach, dass ich zusammen mit den anderen auf die Strecke gegangen bin. Jorge hingegen war allein unterwegs“, so Rossi mit Verweis auf seinen Teamkollegen. Unterdessen sieht LCR-Honda-Pilot Stefan Bradl im dichten Verkehrsaufkommen in Q2 kein großes Problem: „Das neue Qualifying-Format machte alle etwas nervös, aber es war dann schließlich sehr aufregend. Alle Fahrer wählten die gleiche Strategie und es herrschte viel Verkehr. Wir werden uns aber daran gewöhnen.“
Neuer Modus dient der Spannung und der Show
Für Crutchlow ist es „kein Unterschied, ob 24 oder zwölf Fahrer auf der Strecke unterwegs sind. Wenn dir jemand im Weg steht, dann steht dir jemand im Weg.“ Das Problem sieht der Brite vielmehr in einem anderen Aspekt: „Wenn Tempo herausgenommen wird, dann passiert das in der Regel auf der Ideallinie. Das ist gefährlich, ganz gleich, wie viele Bikes auf der Piste sind.“ Ducati-Werksfahrer Nicky Hayden will bezüglich eines abschließenden Urteils noch abwarten. „Nach dem ersten Mal kann man noch nicht viel sagen. Wir sollten das erste Qualifying bei Tageslicht abwarten und dann eine Beurteilung abgeben“, findet der US-Amerikaner.
Eines steht schon jetzt fest. Das neue Format sorgt für jede Menge Spannung. MotoGP-Rookie Marc Marquez denkt in erster Linie an die Zuschauer und hält fest: „Für die Fans ist der neue Modus mit Sicherheit viel besser.“ Aus Fahrersicht findet der Honda-Werksfahrer die Zeitenjagd im neuen Stil „aufregend“ und fühlt sich angesichts des dichten Verkehrs „fast an Formel-1-Verhältnisse“ erinnert. „Für die Show ist das neue Format aber eine tolle Sache“, unterstreicht der Spanier.
In diesem Punkt stimmt Hayden zu: „Das Qualifying hat das erreicht, wofür es geändert wurde. Es ist sehr aufregend und die CRT-Fahrer bekommen TV-Zeit.“ Dies bestätigt auch CRT-Speerspitze Aleix Espargaro: „Die Qualifying-Sessions sind genial, denn man muss auf den Punkt seine Leistung bringen. Auch für die Zuschauer ist es eine tolle Geschichte.“
Text von Mario Fritzsche
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