© LCR-Honda - Stefan Bradl

© LCR-Honda - Stefan Bradl hat sich in Sepang gut in das LCR-Team eingelebt

Im vergangenen November wusste Stefan Bradl bei seinen ersten beiden Testtagen im Team von Lucio Cecchinello nicht nur fahrerisch zu begeistern, sondern auch seinen technischen Aussagen und seine Arbeitsweise hatten Eindruck hinterlassen. Dieser Aspekt war ein Mitgrund für seine Verpflichtung, denn die LCR-Mechaniker wollen nach der katastrophalen Saison 2011 mit Toni Elias wieder nach vorne kommen. In Sepang startete schließlich die Saison 2012. Bradl stieg erstmals auf die neue Honda RC213V und begann mit dem Team die Arbeit.

Abgesehen von einem kleinen Ausrutscher lief alles nach Plan. Der Zahlinger tastete sich an die Limits des neuen Prototypen heran, arbeitet am Fahrstil und Begann mit der Abstimmungsarbeit. „Unser Ziel an diesen drei Tagen war es, dass er sich auf dem Motorrad wohl fühlt“, sagt Bradls neuer Renningenieur Christophe Bourguignone. „Es ging nicht um eine bestimmte Rundenzeit. Wir haben zunächst an der Sitzposition gearbeitet. Er hatte schnell eine Position gefunden, die ihm gefallen hat, weshalb wir rasch die Abstimmungsarbeit in Angriff nehmen konnten.“

„HRC hatte uns eine Voreinstellung empfohlen, mit der wir starten sollten. Damit haben wir begonnen und sind anschließend auf Stefans Aussagen und Wünsche eingegangen. Stefan mag viel Gewicht auf dem Vorderrad. Deshalb haben wir die Dämpfung und die Fahrwerksgeometrie angepasst. Wir haben auch an der Elektronik gearbeitet, damit er weiß, was er machen kann und was nicht, beziehungsweise wann er etwas machen kann.“

Bradl selbst machte nach den drei Tagen als vollwertiger MotoGP-Pilot einen glücklichen Eindruck. „Es war ganz okay. Ich bin zufrieden wie alles verlaufen ist. Wir haben praktisch bei Null angefangen und die Grundeinstellungen ganz gut hinbekommen. Es sieht gut aus“, sagt der Deutsche gegenüber ‚MotoGP.com‘. „Ich bin mit dem Motorrad und mir selbst soweit zufrieden. Wir müssen abwarten, wie es beim zweiten Test läuft.“

„Der Abstand nach vorne hält sich in Grenzen, es ist in Ordnung. Wenn wir in diesen Fortschritte weitermachen und den Abstand nach vorne verkürzen können, dann wäre ich zufrieden. Wenn es beim nächsten Mal auch so gut läuft, dann passt es. Jetzt freue ich mich auf Relaxen daheim und die Vorbereitungen auf den nächsten Test.“

Auch das LCR-Team zieht ein positives Fazit: „Stefan ist ein guter Fahrer. Er ist sehr ruhig und arbeitet diszipliniert. Wenn man ihm etwas sagt, dann versucht er das umzusetzen. Wir sind sehr beeindruckt von ihm“, lobt Renningenieur Bourguignone. „Alle Ingenieure, die Elektroniker und auch die Bridgestone-Techniker sind sehr zufrieden mit seinen Aussagen. Es ist für ihn immer noch eine steile Lernphase, weil er sich sehr viel einprägen muss, aber er hat die Kapazität um alles zu lernen.“

Bradl arbeitet am Fahrstil

Die neuen Prototypen verlangen einen komplett anderen Fahrstil als die Moto2-Kalex, mit der Bradl seinen WM-Titel erobert hat. Auch erfahrene Piloten, wie beispielsweise Ex-Weltmeister Jorge Lorenzo, der noch nie auf einer 1.000er Rennen bestritten hat, mussten ihren Stil verfeinern. Für Bradl kommt noch dazu, dass für ihn die hochgestochene Elektronik, wie die Traktionskontrolle, die Wheeliekontrolle, Motorenmappings und so weiter, ebenfalls Neuland sind.

Bourguignone beschreibt, wie Bradl an diese Herausforderungen herangegangen ist: „Zu Beginn ist er noch im Moto2-Stil gefahren, also er hat versucht eine hohe Kurvengeschwindigkeit zu fahren. Wenn man das tut, dann ist man lange in Schräglage und kann die Kraft des Motors nicht nutzen. Es dauert zu lange, bis man das Motorrad aufrichten kann. Nach dem ersten Tag haben wir ihm das anhand der Daten gezeigt und ihm gesagt, dass er die Kurven wie ein V fahren soll.“

„Er soll so spät wie möglich bremsen und dann das Motorrad so früh wie möglich wieder aufrichten, damit er das Gas aufreißen kann. Casey und Dani können das fantastisch. Gleich zu Beginn des zweiten Tages konnten wir anhand der Daten sehen, dass er versucht hat, genau das umzusetzen“, sagt Bourguignone und gibt zu, dass das Team positiv überrascht war.

„Er hat es probiert und seine Rundenzeit hat sich verbessert. Er hat das realisiert und ich bin mir sicher, dass er bei den nächsten Tests weiter daran arbeiten wird. In der MotoGP und speziell bei der 1.000er muss man die Power nutzen. In Schräglage kann man das nicht machen.“ Deshalb rechnen die Spitzenfahrer auch damit, dass es zu mehr Überholmanövern kommen könnte, da der Kurvenspeed nicht mehr so extrem wichtig ist und man Ausbremsmanöver starten kann.

Ein Test für die Fitness

Während Europa in klirrender Kälte versinkt, herrschten in Malaysia die gewohnt heißen und schwülen Wetterbedingungen. Deshalb zählt die Strecke zu den anstrengendsten im Kalender. Das bekam auch Bradl zu spüren. „Gestern sind wir um die Mittagszeit gefahren“, schildert sein Renningenieur. „Bei diesen heißen Bedingungen kann man die Rundenzeit nicht verbessern.“

„Das war etwas frustrierend für ihn, aber ich fand das gut, weil er das Motorrad und die Reifen nicht kannte. Er konnte lernen, wie sich das Motorrad bei diesen Bedingungen verhält. Die Zeitunterschiede bei diesen Motorrädern können je nach Streckenbedingungen bei zwei Sekunden liegen. Natürlich fand er, dass das Bike schwer und körperlich anstrengend zu fahren ist. Sepang ist eine lange Runde. Wenn man 30 Runden fährt sind das praktisch eineinhalb Renndistanzen.“

„Körperlich wird dabei jeder Fahrer müde, speziell nach einer langen Winterpause. Aus dieser Sicht war es für ihn sicher ein wichtiger Punkt, die Fitness über den Tag zu managen. Am ersten Tag sind wir vielleicht etwas zu viel gefahren. Das war mein Fehler. Gestern sind wir es etwas ruhiger angegangen. Heute hat hat er mir nach 20 Runden gesagt, dass er langsam müde wird. Wir entschieden uns dann, noch vier, fünf Versuche zu fahren und dann aufzuhören. Wir haben nicht auf die Rundenzeit geachtet. In drei Wochen sind wir sowieso wieder hier.“

Text von Maximilian Kroiss & Gerald Dirnbeck

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