(Motorsport-Total.com) – Startplatz 14 für Valentino Rossi und Startplatz elf für Maverick Vinales. Yamaha musste im Qualifying für das MotoGP-Rennen in Österreich eine herbe Schlappe einstecken.
Lediglich Johann Zarco schaffte mit seiner älteren M1 mit Startplatz sechs Schadensbegrenzung. Dass der Red-Bull-Ring für Yamaha eine schwierige Strecke sein würde, war bereits im Vorfeld klar. Aber dass man gegen Ducati und Honda dermaßen chancenlos ist, sorgte in der Yamaha-Box für bestürzte Gesichter. Kouji Tsuya, der Projektleiter der M1-Entwicklung, stellte sich vor seine Fahrer und entschuldigte sich öffentlich.
„Es war ein sehr schwieriger Tag für uns“, beginnt der Japaner seine Ansprache. „Wir haben bei der Beschleunigung Probleme. Das betrifft die Leistungsentfaltung und wie präzise sie für die Fahrer ist. Wir haben es auf dieser Strecke nicht geschafft, sie für die Fahrer präzise einzustellen. Deswegen ist es eines unserer schlechtesten Qualifying-Ergebnisse. Wir müssen uns bei den Fahrern entschuldigen, denn sie haben derzeit weniger Performance bei der Beschleunigung.“
Außerdem gab es in FP1 ein Sensorproblem an Rossis Motorrad und am Samstag ein technisches Problem bei Vinales. „Das hat Mavericks Konzentration gestört“, so Tsuya. „Wir müssen das untersuchen und das Problem für morgen lösen. Aber ich möchte mich bei unseren Fahrern entschuldigen, dass sie nicht schneller fahren und sich nicht besser qualifizieren konnten. Wir arbeiten hart, um für morgen eine Lösung zu finden.“
Nimmt Yamaha seine Fahrer jetzt ernster?
Es passiert nicht oft, dass sich das Topmanagement von Yamaha für eine schlechte Performance entschuldigt. Nimmt man die Fahrer jetzt ernster? „Ich hoffe es“, sagt Rossi. „Ich spreche mit ihnen schon lange über das gleiche Problem. Und wir haben seit einem Jahr das gleiche Problem. Ich hoffe, sie können es lösen. Wir werden sehen, ob sie die Situation in den kommenden Monaten verbessern können.“
Der Vergleich zwischen Brünn und Spielberg, sowie von Rossi und Zarco ist extrem. „Es hängt von der Strecke ab“, hält der Italiener fest. „In Brünn war ich in der ersten Reihe und jetzt stehe ich in der fünften. Wenn auf einer Strecke der Hinterreifen stark belastet wird, dann hilft Zarco sein Fahrstil, aber auch seine Größe und sein Gewicht. Vor sechs Tagen steckte Zarco in Problemen und jetzt ist er schneller als wir.“
Trotzdem war auch der Franzose mit seiner Performance alles andere als zufrieden: „Beschleunigung und die Kontrolle des Grips am Hinterreifen“, zählt Zarco seine Probleme auf. „Man muss das Motorrad aufstellen und voll beschleunigen, aber das funktioniert bei uns nicht. Das Problem haben auch die beiden Werksfahrer. Vielleicht kann ich das Problem irgendwie kompensieren. Deswegen macht mir diese Strecke Spaß und ihnen nicht.“
Elektronik der Schlüssel für die Probleme
Während die Fahrer von Honda und Ducati regelmäßig von kleinen Fortschritten berichten, tritt Yamaha auf der Stelle. „In diesem Jahr habe ich ein sehr gutes Gefühl mit dem Chassis und der Gewichtsverteilung“, nennt Rossi den positiven Aspekt. „Aber bei der Elektronik haben unsere Gegner einen großen Fortschritt gemacht. Yamaha hat diesen Schritt nicht geschafft. Für mich ist das der Schlüssel. Yamaha muss verstehen, wie sie sich diesbezüglich verbessern können, denn der Rest des Motorrades ist gut.“
In der kommenden Woche findet ein Privattest in Misano (Italien) statt. Nach dem Rennen in Silverstone (26. August) plant Yamaha einen weiteren Privattest in Aragon (Spanien). Ob es dann neue Entwicklungen geben wird, ist derzeit unbekannt. Zuletzt beim Montagstests in Brünn gab es Kleinigkeiten, aber Rossi musste feststellen, dass sich die Performance nicht verbessert hat. „Für mich ist die Situation seit vergangenem August gleich“, hält der Routinier fest. „Auf manchen Strecken läuft es etwas besser, auf anderen schwieriger.“
Handelt es sich um die größte Krise, seit Rossi bei Yamaha fährt? Seit Assen 2017 hat Yamaha nicht mehr gewonnen. 19 sieglose Rennen sind die längste Negativserie von Yamaha überhaupt. „Als ich 2004 zu Yamaha kam, war Yamaha viel schlechter aufgestellt als jetzt“, blickt Rossi zurück. „Damals haben sie innerhalb eines Jahres stark reagiert, eine neue Organisation eingesetzt und mehr Geld investiert. Deshalb konnten wir die 2005er M1 entwickeln. Das ist die beste M1, die ich je gefahren bin.“ Nun bleibt abzuwarten, ob Yamaha in den kommenden Wochen die Elektronik entscheidend verbessern kann.
Ergebnisse MotoGP Q2 am Red Bull Ring 2018
Ergebnisse MotoGP Q1 am Red Bull Ring 2018
Text von Gerald Dirnbeck & Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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