(Motorsport-Total.com) – Neben der Reduzierung des Hubraums und der Beschneidung der Aerodynamik ist ein wesentlicher Aspekt bei den neuen MotoGP-Regeln ab der Saison 2027 das Verbot des Ride-Height-Systems und des Holeshot-Systems für den Start. Die Motorräder dürfen in Zukunft nicht mehr abgesenkt werden. Elektronische Fahrwerke bleiben verboten.
Das Verbot des Ride-Height-Systems sorgt einerseits dafür, dass der Topspeed auf der Geraden sinkt. Andererseits nimmt die Bedeutung des Fahrers wieder zu. Aktuell wird das System am Kurvenausgang aktiviert. Die restliche Beschleunigung und „Arbeit“ übernimmt das Motorrad.
„Jetzt reißt man das Gas voll auf und lässt das Motorrad den Rest machen“, schildert Maverick Vinales. „Wenn man ohne dieses System viele Wheelies hat, wird sich der Fahrstil stark verändern. Man kann dann nicht einfach Vollgas geben. Der Fahrer wird für die Rundenzeit mehr zählen.“
Denn das ist ein Aspekt, den die Fahrer grundsätzlich begrüßen. Jorge Martin betont: „Mit all den Systemen wurde die Lücke zwischen den schlechteren Fahrern, es sind natürlich alle Fahrer gut, zu den besten Fahrern geschlossen. Diese Motorräder sind jetzt einfacher zu fahren.“
„Die neuen Motorräder 2027 werden sicher interessant. Der Wert der besseren Fahrer wird erhöht.“ Denn heute können die absoluten Topfahrer zwar noch einen Unterschied machen, aber sie sind stärker als in der Vergangenheit auf das Motorrad angewiesen.
„Man sieht heute zum Beispiel kaum noch schlechte Starts“, meint Joan Mir. „Auch bei der Beschleunigung aus der Kurve hängt es vom Ride-Height-System und vom Motorrad ab, aber nicht vom Fahrer, wie er die Kurve fährt und das Motorrad aufstellt. Es hängt nur am Grip.“
„Wegen der Flügel kann jeder sehr hart bremsen, weil die Stabilität sehr hoch ist. Deswegen kann kaum jemand einen Unterschied machen.“ Ob ab 2027 größere Unterschiede zwischen den Fahrern zu sehen sein werden, bleibt abzuwarten.
„Es sieht danach aus“, findet Marc Marquez, „dass es mehr in Richtung Show geht, weil die Technik etwas beschnitten wird. Ich finde, das ist für die Fahrer gut. Wenn man weniger Technik beim Motorrad hat, kann der Fahrer mehr den Unterschied machen und der Wert des Fahrers steigt.“
Warum das Ride-Height-System nicht als Überholhilfe bleibt
In Bezug auf die Show wurde hinter den Kulissen diskutiert, ob das Ride-Height-System erhalten bleibt, es aber nur unter bestimmten Umständen als Überholhilfe eingesetzt werden kann. Denn bis Ende 2026 hätte jeder Hersteller das System zur Perfektion entwickelt.
„Ich hätte eher erwartet“, meint Alex Marquez, „dass es etwas wie das DRS in der Formel 1 gibt, um besser überholen zu können, aber das wurde nicht beschlossen.“ Vor allem Ducati hat sich für diese Idee ausgesprochen, fand aber in der Herstellervereinigung MSMA keine Mehrheit dafür.
„Wir haben darüber diskutiert, ob wir das nur für Überholmanöver behalten sollten“, wird KTM-Technikdirektor Fabiano Sterlacchini von GPOne.com zitiert. „Vielleicht hätte das für die Show Sinn gemacht.“
„Aber das hätte auch bedeutet, dass das System an Board geblieben wäre. Nur für Überholmanöver hätte das Kosten, Probleme und zusätzliches Gewicht am Motorrad bedeutet. Wenn man an die Kosten und die Vorteile denkt, wäre es vielleicht gut gewesen.“
„Aber ich denke auch, dass mit diesen Systemen die Starts in den vergangenen Jahren uniform geworden sind. Alle fahren schneller, aber komplett gleich zur ersten Kurve. Ohne den Systemen tendiert das Motorrad mehr zu Wheelies.“
„Wenn man an das Spektakel und die Sicherheit denkt, dann war es richtig, diese Systeme komplett zu verbieten“, so Sterlacchini. Der gleichen Meinung ist auch Aprilia-Rennmanager Paolo Bonora, der das Verbot ebenfalls begrüßt.
„Wenn man ein System baut, um das Motorrad immer mehr abzusenken, bedeutet das viel mehr“, so der Italiener bei GPOne.com. „Man muss auch den Auspuff, die Ölwanne und den unteren Teil des Motors neu designen, was zusätzliche Kosten bedeutet.“
„Außerdem gibt es bei den Starts kaum noch Varianz. Die Chance auf Fehler wird immer geringer, und das ist nicht gut für die Show. Das komplette Verbot der Systeme bedeutet, dass man geringere Kosten hat und den Fahrer wieder in den Mittelpunkt rückt. Weniger Technik, mehr Fahrer – um das auf den Punkt zu bringen.“
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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