Ducati gegen Honda – so lautete das Duell am Sonntag in Spielberg. Andrea Dovizioso lieferte sich ein packendes Duell mit Honda-Pilot Marc Marquez in den österreichischen Alpen.
Der Italiener griff, nach dem zweiten Platz im Vorjahr, nun nach dem Sieg, doch Weltmeister Marquez ließ nicht locker. Erst in der allerletzten Kurve entschied sich das Duell: „Dovi“ konnte sich durchsetzen und darf sich über den insgesamt fünften MotoGP-Sieg freuen. Als Dritter komplettierte Dani Pedrosa (Honda) das Podest.
Yamaha wurde in Spielberg klar geschlagen, Valentino Rossi kam als Siebter ins Ziel. KTM durfte beim Heimrennen den zehnten Platz von Wildcard-Starter Mika Kallio feiern. Für den Deutschen Jonas Folger war schon früh Feierabend. Schon nach drei Runden stellte er seine Yamaha mit Bremsdefekt in der Tech-3-Box ab. Vor ausverkauftem Haus (90.411 Zuschauer am Sonntag/201.589 an allen drei Tagen) erlebten die Fans in Österreich einen packenden Grand Prix mit einem geschichtsträchtigen Duell in der letzten Runde.
Dovizioso und Marquez waren an diesem Sonntag die Klasse des Feldes. Mehrmals lieferten sich die beiden Motorrad-Asse enge Positionskämpfe mit zahlreichen Überholmanövern. Schließlich begann Dovizioso die letzte Runde knapp vor Marquez in Führung liegend. „Das Duell war wirklich cool“, lacht „Desmo Dovi“ im Parc Ferme. „Marc und ich konnten das Rennen kontrollieren, aber es gibt schönere Dinge, als Marc in der letzten Runde hinter dir zu haben.“
Als die letzte Runde begann, war Marquez nur wenige Meter hinter der Ducati. Der Abstand war genau groß genug, dass der Spanier kein Ausbremsmanöver starten konnte. Dovizioso blieb auf den Geraden vorne, aber im letzten Streckenabschnitt bereitete Marquez ein Überholmanöver vor. In den Kurven 7/8 fuhr Marquez dicht an das Hinterrad der Ducati, für die Jochen-Rindt-Kurve wählte er die Außenbahn und stach dann innen in die Zielkurve hinein.
Marquez versucht bis zum Schluss alles
Marquez sorgte dafür, dass die Fans auf den Tribünen aufsprangen und den Atem anhielten. „In den letzten Runden habe ich wirklich Schwierigkeiten gehabt, weil ich das Heck ein paar Mal fast verloren hätte“, berichtet Marquez. Trotzdem kämpfte er bis zum letzten Meter: „Ich habe alles versucht. Die letzte Kurve war so sehr am Limit. Ich musste es einfach versuchen, aber es war unmöglich.“
Am Ausgang der Zielkurve kam Marquez auf den äußeren Randstein, Dovizioso lenkte innen vorbei und drehte das Gas voll auf. „Ich habe gehört, dass er das Gas in der letzten Kurve früher aufgemacht hat“, schildert der Ducati-Star die entscheidende Szene. „Ich habe nicht gebremst und habe ihm die Möglichkeit gegeben, mich zu überholen. Aber ich war etwas schneller“, lacht Dovizioso über seine erfolgreiche Taktik.
Nach zuletzt schwierigen Wochen kehrte Ducati auf die Siegerstraße zurück. Für Dovizioso ist 2017 das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. „Ich bin so glücklich“, sagt er erleichtert und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. „Das Wochenende war so schwierig, wir mussten die Reifen richtig verstehen. Mein Bike hat sehr gut funktioniert. Ducati war einfach toll, die neue Verkleidung hat so super funktioniert. Ich möchte mich dafür beim Team bedanken.“
Yamaha chancenlos gegen Ducati und Honda
Ducati setzte auf den weichen Hinterreifen, während das Honda-Duo die härteste Variante wählte. Lorenzo, der nach dem Start die ersten Runden anführte, konnte in der zweiten Rennhälfte nicht mehr um die Podestplätze kämpfen und fuhr hinter Pedrosa als Vierter ins Ziel. So wie es sich schon im Training angedeutet hatte, spielte Yamaha an der Spitze keine Rolle. Die M1 war auf dem schnellen Red-Bull-Ring nur die dritte Kraft hinter Ducati und Honda. Nach dem frühen technischen Ausfall von Folger belegten seine Markenkollegen die Plätze fünf bis sieben.
Das Werksduo Maverick Vinales und Rossi mussten sich dabei Tech-3-Rookie Johann Zarco geschlagen geben, der Rossi clever in Kurve 3 ausbremsen konnte. Kurz nach diesem Duell verbremste sich Rossi in Kurve 1, geriet in die asphaltierte Auslaufzone und fiel hinter Vinales zurück. Von da an konnte der Italiener keine Akzente setzen und fuhr das Rennen ohne weitere Highlights auf dem siebten Platz zu Ende. Interessant: Vinales und Rossi hatten den harten Hinterreifen gewählt, während Zarco auf soft setzte.
KTM-Testfahrer Kallio erobert zehnten Platz
Alvaro Bautista kam mit seiner Aspar-Ducati alleine fahrend als Achter ins Ziel. Dahinter folgte eine Dreiergruppe, in der auch KTM-Testfahrer Kallio kräftig mitmischte. Der Finne musste sich auf der Ziellinie nur knapp Loris Baz (Avintia-Ducati) geschlagen geben. Dafür hielt Kallio praktisch die komplette Renndistanz Suzuki-Speerspitze Andrea Iannone in Schach, der Elfter wurde. KTM feierte beim Heimrennen zum zweiten Mal ein Top-10-Ergebnis und untermauerte den Aufwärtstrend.
Nichts zu sehen war in diesem Rennen von Aprilia. Aleix Espargaro wurde 13., der für nächstes Jahr gefeuerte Sam Lowes kam als 20. und Letzter ins Ziel. Auch Cal Crutchlow (LCR-Honda) sammelte als 15. nur einen WM-Punkt. KTM-Werksfahrer Bradley Smith stand als 18. deutlich im Schatten von Kallio. Pol Espargaro musste seine RC16 schon nach zwei Runden abstellen, weil es beim Start zu einer Berührung mit Hector Barbera kam, wobei Espargaros Hinterradbremse beschädigt wurde. Pramac-Pilot Danilo Petrucci verpatzte den Start und schied mit defekter Ölpumpe aus.
Die Weltmeisterschaft bleibt weiterhin spannend. Marquez, Dovizioso und Vinales haben nach elf Rennen je dreimal gewonnen. Marquez verlässt Österreich mit 16 Punkten Vorsprung vor Dovizioso. Der Rückstand von Vinales wuchs auf 24 Zähler an. Rossi, der nur einen Saisonsieg auf dem Konto hat, hat erneut Boden verloren. Dem Superstar aus Italien fehlen nun schon 33 Punkte auf Marquez. Folger verlor durch seinen Ausfall den siebten WM-Platz an Lorenzo.
Weiter geht es für die MotoGP-Asse in zwei Wochen in Großbritannien. Am 27. August steht Silverstone auf dem Programm.
Rennen MotoGP Ergebnisse Spielberg (Red-Bull-Ring)
1 25 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 39’43.323 182.6
2 20 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 39’43.499 182.6 0.176
3 16 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 39’45.984 182.4 2.661
4 13 99 Jorge LORENZO SPA Ducati Team DUCATI 39’49.986 182.1 6.663
5 11 5 Johann ZARCO FRA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 39’50.585 182.0 7.262
6 10 25 Maverick VIÑALES SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 39’50.770 182.0 7.447
7 9 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 39’52.318 181.9 8.995
8 8 19 Alvaro BAUTISTA SPA Pull&Bear Aspar Team DUCATI 39’57.838 181.5 14.515
9 7 76 Loris BAZ FRA Reale Avintia Racing DUCATI 40’02.943 181.1 19.620
10 6 36 Mika KALLIO FIN Red Bull KTM Factory Racing KTM 40’03.089 181.1 19.766
11 5 29 Andrea IANNONE ITA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 40’03.424 181.0 20.101
12 4 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Racing DUCATI 40’08.846 180.6 25.523
13 3 41 Aleix ESPARGARO SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 40’10.023 180.6 26.700
14 2 17 Karel ABRAHAM CZE Pull&Bear Aspar Team DUCATI 40’10.644 180.5 27.321
15 1 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 40’11.419 180.4 28.096
16 42 Alex RINS SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 40’16.235 180.1 32.912
17 8 Hector BARBERA SPA Reale Avintia Racing DUCATI 40’17.435 180.0 34.112
18 38 Bradley SMITH GBR Red Bull KTM Factory Racing KTM 40’19.746 179.8 36.423
19 53 Tito RABAT SPA EG 0,0 Marc VDS HONDA 40’25.727 179.4 42.404
20 22 Sam LOWES GBR Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 40’35.815 178.6 52.492
Not Classified
43 Jack MILLER AUS EG 0,0 Marc VDS HONDA 27’14.577 180.6 9 laps
9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Racing DUCATI 8’52.492 175.1 22 laps
94 Jonas FOLGER GER Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 4’51.263 160.1 25 laps
44 Pol ESPARGARO SPA Red Bull KTM Factory Racing KTM 3’38.834 142.0 26 laps
Text von Gerald Dirnbeck & Maria Reyer
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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