(Motorsport-Total.com) – Die Tagesbestzeit am Donnerstag ging nach acht Stunden überraschend an Takaaki Nakagami (LCR-Honda).
Mit einer Zeit von 1:37,945 Minuten umrundete der Japaner den 4,428 Kilometer langen Circuito de Jerez Angel Nieto 0,023 Sekunden schneller als es Danilo Petrucci, dem Neuzugang im Ducati-Werksteam, am Mittwoch gelungen war. Auf den bestehenden Jerez-Streckenrekord, aufgestellt von Teamkollege Cal Crutchlow im Qualifying zum Grand Prix von Spanien 2018, fehlten Nakagami weniger als 0,3 Sekunden.
Im Klassement der schnellsten Rundenzeiten des Tages war Weltmeister Marc Marquez (Honda) mit einem knappen Rückstand von 0,025 Sekunden der erste Verfolger von Nakagami. Marquez wiederum hielt als Zweiter Maverick Vinales (Yamaha; 3.), Jorge Lorenzo (Honda; 4.) und Danilo Petrucci (Ducati; 5.) hinter sich.
Die Jagd auf die absolute Bestzeit stand am letzten Testtag des Jahres 2018 aber nicht im Vordergrund. Vielmehr ging es den meisten Piloten und Teams darum, Neuentwicklungen zu testen sowie auf Longruns den Reifenverschleiß zu prüfen, um nicht zuletzt basierend darauf die Motorenspezifikation für 2019 auszuwählen.
Honda schaut bei Ducati ab
Honda richtete den Fokus dabei auf die 2019er-Spezifikation der RC213V. Zuvor war insbesondere Marquez mit intensiven Vergleichsfahrten mit unterschiedlichen Aerodynamik-Konfigurationen beschäftigt gewesen. Die am Donnerstag eingesetzte Variante erinnert dabei stark an Ducati. Honda-Neuzugang Lorenzo setzte indes seinen Umstellungsprozess von der Ducati auf die Honda fort und klassierte sich an seinem vierten Tag auf der RC213V erstmals in den Top 5.
Das Honda-Satellitenteam LCR rückte wie schon tags zuvor mit Nakagami als Einzelkämpfer aus. Nachdem der Japaner am Mittwoch seinen ersten Testtag auf dem Bike seines verletzten Teamkollegen Cal Crutchlow bereits als starker Dritter der Zeitenliste abgeschlossen hatte, wurde es für ihn am zweiten Tag die Bestzeit, mit der er als Gesamtschnellster des letzten Zweitagestests in die Winterpause geht.
Ducati testet Drehmomentstütze
Ducati hatte am Mittwoch mit Petrucci und Dovizioso das Tempo vorgegeben. Am zweiten der beiden Testtage in Südspanien wurde „Petrux“ an fünfter Stelle notiert, während „Dovi“ mit Schmerzen infolge seines Sturzes vom Vortag nur 44 Runden fuhr und sich an achter Stelle einreihte.
Was die technische Entwicklung bei Ducati betrifft, so kam neben dem bereits am Mittwoch gesichteten neuen Winglet hinter dem Sitz am Donnerstag erstmals eine neue, teilweise verkleidete, Hinterrad-Felge zum Einsatz. Wie schon am Mittwoch, so wurde die GP19 nicht nur von Petrucci und Dovizioso, sondern auch von Ducatis neuem Superbike-Werkspiloten Alvaro Bautista bewegt. Der offizielle Testfahrer Michele Pirro hat sich derweil planmäßig einer Operation am rechten Schlüsselbein unterzogen und blieb dem Jerez-Test daher fern.
In Ducatis Vorzeige-Satellitenteam Pramac war Jack Miller (7.) vorübergehend mit einer Drehmomentstütze unterhalb der Schwinge unterwegs. „Meine schnellste Runde bin ich mit diesem Teil gefahren, aber wir müssen es noch häufiger testen, um es richtig zu verstehen“, so Miller geheimnisvoll, um anzufügen: „Momentan erkennen wir sowohl Vorteile als auch Nachteile. Positiv ist die erhöhte Stabilität beim Betätigten der Hinterradbremse. Ob wir bei jedem Rennen damit fahren werden, müssen wir aber abwarten.“ Millers Teamkollege Francesco Bagnaia fuhr auf P9.
Yamaha-Pilot Vinales mit den meisten Runden
Yamaha wird sich bis zum Sepang-Test im Februar festlegen müssen, welche Richtung man hinsichtlich des Motors einschlagen will. Sowohl Vinales (3.) als auch Teamkollege Valentino Rossi (11.) waren wie schon vorige Woche in Valencia auch in Jerez wider mit Vergleichsfahrten unterschiedlicher Motorenspezifikationen beschäftigt. Vinales war mit 78 zurückgelegten Runden der fleißigste Fahrer des Tages.
Die beiden neuen Yamaha-Satellitenfahrer Franco Morbidelli und Fabio Quartararo gewöhnten sich im neuen Petronas-Team weiter an die M1 und schlossen den Tag auf den Positionen 6 und 12 ab. Morbidelli war damit abermals schnellster Rookie im Feld.
Suzuki rückte genau wie Ducati mit drei Piloten aus. Neben den beiden Stammfahrern Alex Rins (10.) und Joan Mir (14.) griff der bewährte Testfahrer Sylvain Guintoli (22.) in den Lenker einer GSX-RR. Die Arbeit im japanischen Werksteam wird von der Frage bestimmt, ob man 2019 auf ein Aluminium- oder ein Carbon-Chassis setzt. Teammanager Davide Brivio hatte am Mittwoch angedeutet, dass man den Bau eines Alu-Chassis anstrebt, das über dieselbe Steifigkeit wie die Carbon-Version verfügt.
Aprilia mit zwei geschwächten Stammpiloten
Für Aprilia griff neben dem tags zuvor gestürzten Neuzugang Andrea Iannone (18.) auch Aleix Espargaro wieder in den Lenker der RS-GP. Der Spanier war am Mittwoch Zuschauer gewesen, weil er an einer Magenschleimhautentzündung litt. Genau wie Iannone nicht hundertprozentig fit, beendete Espargaro den Testtag nach gerade mal elf Runden auf P20. Aprilias neuer offizieller Testfahrer Bradley Smith schloss den Tag auf P21 ab. Zudem drehte wie schon am Mittwoch Matteo Baiocco einige Runden mit der RS-GP. Der Italiener war dabei erneut das Schlusslicht im diesmal 25 Piloten umfassenden Tagesklassement.
Bei KTM war Neuzugang Johann Zarco (19.) erneut langsamer als der über deutlich mehr Erfahrung mit der RC16 verfügende Pol Espargaro (15.). Die beiden KTM-Satellitenfahrer von Tech 3 – Hafizh Syahrin und Miguel Oliveira – waren einmal mehr im hinteren Bereich der Zeitenliste zu finden.
Bis zum Sepang-Test haben die Piloten nun etwas mehr als zwei Monate frei. In den Fabriken der Teams wird jedoch auch in dieser Zeit gearbeitet, um Anfang Februar bestmöglich aussortiert in die weiteren Testfahrten in Vorbereitung auf die 19 Rennen der MotoGP-Saison 2019 zu gehen.
Die Zeiten am 2. Testtag in Jerez:
Text von Maria Reyer
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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