(Motorsport-Total.com) – Weltmeister Marc Marquez reiste verletzt zum ersten MotoGP-Vorsaisontest des Jahres.
Doch die Schulterverletzung hielt den Honda-Werkspilot nicht davon ab, sich an die Spitze zu setzen. Marquez beendete den ersten Testtag auf Platz eins und umrundete den Kurs in 1:59.621 Minuten.
Einen starken Eindruck hinterließ Suzuki-Pilot Alex Rins, der zwischenzeitlich führte und am Ende Zweiter wurde. Hinter Yamaha-Pilot Maverick Vinales auf Position drei war Avintia-Ducati-Pilot Tito Rabat auf der vierten Position die Überraschung des Tages. Valentino Rossi (Yamaha) landete auf der sechsten Position.
Die bisher schnellste Runde, die auf dem Sepang International Circuit gedreht wurde, geht auf das Konto von Ex-Ducati-Pilot Jorge Lorenzo, der am finalen Tag des Tests im Vorjahr 1:58.830 Minuten benötigte, um den 5,5 Kilometer langen Kurs zu umrunden. Lorenzo fehlt in diesem Jahr verletzungsbedingt beim Sepang-Test.
Zu Beginn des Tests gab KTM-Pilot Pol Espargaro das Tempo vor. Der Spanier nutzte die Erfahrungen des Shakedown-Tests am vergangenen Wochenende und übernahm in der ersten Stunde des Tests die Führung. Als die Werkspiloten der etablierten Hersteller ins Testgeschehen starteten, wackelte Espargaros Spitzenposition. Ducati-Werkspilot Danilo Petrucci scheiterte kurz nach 11:00 Uhr Ortszeit knapp an der ersten 1:59er-Runde und setzte sich an die Spitze der Wertung.
MotoGP-Champion Marc Marquez demonstrierte wenig später, dass ihn die Schulterverletzung offensichtlich nicht von schnellen Rundenzeiten abhält. Der Honda-Werkspilot reihte sich hinter Petrucci auf der zweiten Position ein, wurde dann aber wenig später von Vizeweltmeister Andrea Dovizioso auf die dritte Position verdrängt.
Alex Rins stürmt an die Spitze der Wertung
Suzuki-Pilot Alex Rins war der erste Fahrer, der am Mittwoch unter zwei Minuten fuhr. Kurz vor 12:30 Uhr übernahm Rins mit einer 1:59.880er-Zeit die Spitzenposition. Landsmann Maverick Vinales (Yamaha) scheiterte eine Viertelstunde später um 0,057 Sekunden an Rins‘ Zeit und reihte sich auf Position zwei ein.
Zur Mittagszeit stiegen die Temperaturen auf ziemlich extreme Werte an. Die Asphalttemperatur lag bei deutlich über 50°C und erreichte am Nachmittag die Marke von 60°C. Die Gefahr eines Regenschauers tendierte gegen Null. Das hielt den amtierenden Weltmeister aber nicht davon ab, eine neue Bestzeit zu fahren. Marquez setzte sich mit einer 1:59.621er-Zeit an die Spitze und unterbot Rins‘ Zeit um 0,259 Sekunden.
Wenig Fahrbetrieb in den Mittagsstunden
Die Reihenfolge zur Halbzeit des Tests (14:00 Uhr Ortszeit): Marc Marquez vor Alex Rins (+0,259), Maverick Vinales (+0,316), Danilo Petrucci (+0,430), Valentino Rossi (+0,433), Andrea Dovizioso (+0,576), Takaaki Nakagami (+0,597), Pol Espargaro (+0,692), Jack Miller (+0,762) und Franco Morbidelli (+0,894).
Der Fahrbetrieb ließ zur Halbzeit des Tests deutlich nach. An der Reihenfolge änderte sich nichts. Die meisten Teams unterbrachen ihr Programm für eine Mittagspause. Die Temperaturen fielen erst nach 15:00 Uhr Ortszeit wieder etwas.
Honda-Ersatzpilot Stefan Bradl schaffte den Sprung in die Top 10 und fuhr eine 2:00.269er-Zeit. Wenig später unterbot er seine eigene Zeit und schob sich mit einer 2:00.214er-Runde auf die siebte Position. Zu diesem Zeitpunkt war Bradl hinter Marquez zweitbester Honda-Pilot. Am frühen Nachmittag ließ der Fahrbetrieb nach. Erst eineinhalb Stunden vor Testende wurde es wieder lauter.
Rote Sektoren für Jack Miller und Takaaki Nakagami
Exakt eine Stunde vor Testende notierte Pramac-Ducati-Pilot Jack Miller einen roten Sektor und ließ eine persönliche Sektor-Bestzeit folgen. Doch im dritten Sektor ging der Australier zu Boden und blieb vorerst auf Position zehn. Und auch KTM-Pilot Pol Espargaro war auf Kurs zu einer persönlichen Bestzeit, kam aber ebenfalls in Sektor drei zu Sturz.
Und auch LCR-Pilot Takaaki Nakagami notierte einen roten Sektor, brachte die Runde aber nicht fehlerfrei zu Ende und verbesserte sich nicht. Die fallenden Temperaturen sollten aber noch einige Verbesserungen erlauben. Alex Rins, Andrea Dovizioso, Tito Rabat und Danilo Petrucci wurden ebenfalls mit absoluten Sektorbestzeiten gelistet.
An Marquez‘ Bestzeit bissen sich die Gegner trotz der immer besser werdenden Bedingungen die Zähne aus.
Honda: Nicht nur die Fahrer sind verletzt
Im Weltmeister-Team von Honda geht es momentan wie in einem Lazarett zu. Titelverteidiger Marc Marquez reiste nach der Schulteroperation im Dezember angeschlagen nach Malaysia. Er beendete den ersten Testtag vorzeitig und drehte in den acht Stunden nur 29 Runden.
Und auch LCR-Pilot Cal Crutchlow muss sich erst wieder an die Kräfte gewöhnen, die beim Fahren einer MotoGP-Maschine herrschen. Erstmals seit dem schweren Sturz beim Australien-Grand-Prix im Oktober pilotierte der Brite in der Hitze von Malaysia wieder seine Honda RC213V.
HRC-Neuzugang Jorge Lorenzo fehlt wie angekündigt beim für die Saisonvorbereitung wichtigen Test in Sepang und wird an den drei Tagen durch Honda-Testpilot Stefan Bradl ersetzt. Und auch Teammanager Alberto Puig ist nicht in Sepang vor Ort. Puig brach sich beim Motorradtraining den linken Arm. Bereits im Vorjahr fiel der Spanier auf Grund einer Trainingsverletzung aus. Damals stürzte er laut offiziellen Angaben beim Rennradfahren.
Yamaha: In Sepang werden wichtige Entscheidungen getroffen
Nach der enttäuschenden Saison im Vorjahr hatte Yamaha im Winter die meisten Hausaufgaben. Doch im Lager des ehemaligen Weltmeister-Teams ist man optimistisch, den Tiefpunkt überwunden zu haben. „Der Sepang-Test ist sehr wichtig für uns, um zu erkennen, wo wir stehen“, bemerkt Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis.
„Wir müssen den Motor für die neue Saison final auswählen. Zudem müssen wir Elektroniklösungen und Chassiseinstellungen testen. Es gibt viele Dinge, die wir entscheiden müssen. Wir sind optimistisch, weil wir in den Wintermonaten gut gearbeitet haben“, so Jarvis im Gespräch mit ‚MotoGP.com‘.
Da die meisten Änderungen unter der Verkleidung getätigt wurden, sahen die Maschinen von Valentino Rossi und Maverick Vinales denen aus dem Vorjahr sehr ähnlich – abgesehen von der neuen Lackierung, die deutlich dunkler ist als die der vergangenen Saison.
Ducati und Suzuki bisher ohne Überraschungen, KTM startet Offensive
Bei Ducati und Suzuki sah man beim Testauftakt in Sepang bis auf die neuen Lackierungen keine auffälligen Neuerungen. Ducati war bereits bei den Tests im November fleißig und experimentierte intensiv. Am Paket der Suzuki war ebenfalls nur Feinschliff nötig, wie die Rundenzeiten von Alex Rins belegen.
Im Lager von KTM sah man allerhand neue Entwicklungen. Die Österreicher waren über den Winter fleißig und beschäftigten sich mit vielen Bereichen der RC16. Auffällig waren der neue Auspuff, die neue Sitzeinheit und das neue Aerodynamik-Paket. KTM-Testpilot Mika Kallio testete eine Verkleidung mit größeren Lüftungsschlitzen. Bei den Topspeed-Messungen glänzte KTM und reihte sich an der Spitze ein. Wie Aprilia konnte auch KTM die Freiheiten des Reglements nutzen und beim Shakedown-Test mit den Stammpiloten Erfahrungen sammeln.
Aprilia: Andrea Iannone blamiert sich
Bei Aprilia waren die Hoffnungen groß, nachdem Aleix Espargaro beim Shakedown-Test mit einer 2:00.500er-Runde Schnellster war. Teamkollege Andrea Ianonne musste auf den zusätzlichen Test vor dem eigentlichen IRTA-Test verzichten, weil er eine Zahnentzündung hatte. Der offizielle Test begann für den charismatischen Italiener nicht besonders gut. Iannone stürzte bereits bei seiner Out-Lap und beschädigte den 2019er-Prototyp.
Besonders bitter: Bei Aprilia stand pro Fahrer nur ein neues Motorrad bereit. Iannone verlor durch den Patzer viel Testzeit, weil die Maschine repariert werden musste. Neben Iannone, Jack Miller, Pol Espargaro kam auch Tech-3-KTM-Pilot Miguel Oliveira am Montag zu Sturz. Alle Fahrer blieben unverletzt.
Weiter geht es am Donnerstag und am Freitag. Von 10:00 bis 18:00 Uhr Ortszeit (3:00 bis 11:00 Uhr MEZ) können die Piloten an den beiden folgenden Tagen weitere Erfahrungen sammeln.
Ergebnis Tag1 Sepang MotoGP-Test
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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