(Motorsport-Total.com) – Am letzten von drei Testtagen in Sepang hatten die MotoGP-Piloten an diesem Sonntag noch einmal die Gelegenheit, ihre Eindrücke der vergangenen beiden Tage zu bestätigen und letzte Feinheiten vorzunehmen.
Nicht alle nutzten jedoch die komplette Session. So quittierten Suzuki und Tech-3-KTM bereits nach der Hälfte ihren Dienst.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Fabio Quartararo (Petronas-Yamaha) schon wieder die Spitze erobert und mit 1:58.349 Minuten die bis dato schnellste Zeit der drei Testtage markiert. Sie lag nur noch 0,1 Sekunden vom inoffiziellen Rundenrekord von Sepang entfernt, den Danilo Petrucci (Ducati) im vergangenen Jahr aufgestellt hatte.
Für den Rest des Tages gelang es niemandem, diese Bestmarke zu unterbieten, auch weil es 40 Minuten vor dem offiziellen Ende zu tröpfeln begann. Quartararo blieb somit Tagesschnellster, gefolgt von Cal Crutchlow (LCR-Honda) und Alex Rins (Suzuki). Francesco Bagnaia (Pramac-Ducati) wurde als Vierter bester Ducati-Fahrer.
MotoGP-Feld in Sepang extrem eng zusammen
Valentino Rossi (Yamaha) komplettierte die Top 5 mit nur zwei Zehntel Rückstand. Überhaupt lag das Feld abermals extrem eng beisammen. Nur sechs Zehntel trennten die ersten 15 Fahrer, die alle unter 1:59 Minuten blieben. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es nur sechs Fahrer, die beim Test in Sepang eine 1:58er-Zeit fuhren.
Spitzenreiter Quartararo fuhr wie am Samstag mit demselben Motorrad wie Rossi und dessen Teamkollege Maverick Vinales auf die Strecke, also der Yamaha-Werksspezifikation für 2020, die etwas leistungsstärker als die von Morbidelli verwendete A-Spezifikation ist. Letzterer beendete den Test in Sepang auf Position 13.
Die Yamaha-Werksfahrer wurden heute unter anderem mit neuen Aero-Elementen gesichtet. Zudem testeten beide den sogenannten Holeshot Device, eine Starthilfe, die auch Ducati und Aprilia nutzen. Vinales landete überraschend weit hinten: Er beendete den Sonntag auf Platz 18 mit 0,820 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit.
Testfahrer Lorenzo zurück auf der Yamaha M1
Nachdem Jorge Lorenzo gestern nur Zaungast war und kurz in der Yamaha-Box vorbeischaute, ging der Spanier am letzten Testtag wieder auf die Strecke. Es war seine erste Ausfahrt im Rahmen dieses Tests, zuletzt saß er beim MotoGP-Shakedown auf der Yamaha M1. Die 2020er-Version fuhr Lorenzo aber auch dieses Mal nicht.
Wie Lin Jarvis bereits gestern angekündigt hatte, will man dem neuen Testfahrer erst einmal Zeit geben, um sich an die Maschine zu gewöhnen. Zu diesem Prozess zählten am Sonntag ergonomische Anpassungen: Lorenzo arbeitete an seiner Sitzposition und -höhe auf der M1. Er klassierte sich mit 1,348 Sekunden auf Platz 20.
Marc Marquez laborierte erneut an seiner operierten Schulter. Er verbrachte 20 Minuten damit, sich nach seinen ersten beiden Runs mit Medikamenten zu versorgen. Vor allem die linke Hand bereitete dem Honda-Piloten Probleme: Sie war müde und geschwollen, weil sie den Mangel an Kraft auf der rechten Seite ausgleichen muss.
MotoGP-Rookie Alex Marquez kann sich steigern
Dennoch übernahm der Weltmeister am Sonntag etwas mehr Testarbeit als zuvor und probierte unterschiedliche Chassis-Varianten, die zuvor Cal Crutchlow getestet hatte. In der Box wirkte Marquez laut MotoGP-Reporter Simon Crafar jedoch nicht allzu glücklich. Letztlich stürzte er wie gestern gegen Ende des Tages, es blieb bei P12.
Sein neuer Teamkollege und Bruder Alex Marquez schloss seinen letzten von insgesamt fünf Testtagen in Sepang – er fuhr bereits die ersten zwei Tage beim Shakedown – zwar nur auf dem 16. Platz ab, verbesserte seine Rundenzeit im Vergleich zu Samstag um knapp sechs Zehntel. Alberto Puig zeigte sich mit den Fortschritten zufrieden.
Ducati-Pilot Andrea Dovizioso suchte am Sonntag weiter nach der richtigen Abstimmung, um den neuen Hinterreifen von Michelin zum Laufen zu bringen. Seine Markenkollegen Danilo Petrucci, Jack Miller und Francesco Bagnaia kamen augenscheinlich besser zurecht und platzierten sich allesamt in den Top 10, während „Dovi“ Vierzehnter wurde.
Suzuki mit Arbeit am neuen Chassis zufrieden
Suzuki-Pilot Rins setzte die Arbeit mit dem neuen Chassis fort. Dabei handelt es sich um einen Vollaluminium-Rahmen, der ohne die zusätzliche Steifigkeit durch Carbonteile auskommt. Der Spanier fuhr Vergleichstests mit dem Standard-Chassis und fühlte sich, wie schon am Vortag, mit der neuen Version etwas wohler.
In Katar sollen beide Varianten auf einer anderen Strecke erneut gegeneinander abgewogen werden. Das bestätigte auch Mir, der das neue Chassis am Sonntag nicht fuhr. Er tüftelte derweil erneut an der Sitzposition auf seiner GSX-RR und absolvierte eine Rennsimulation. Trotz eines Sturzes im Verlauf des Tages komplettierte er die Top 10.
Bei KTM war Pol Espargaro am letzten Tag damit beschäftigt, verschiedene Schwingen zu vergleichen. Teamkollege Brad Binder testete erstmals das Aero-Paket, mit dem Espargaro die gesamte Testphase über gefahren war. Im Vergleich zum Vortag steigerte der MotoGP-Rookie seine Rundenzeit noch einmal deutlich.
Aleix Espargaro zeigt Potenzial der neuen Aprilia
Den Rückstand auf die Spitze verkürzte Binder auf 0,755 Sekunden. Etwa eine Sekunde mehr fehlte Mika Kallio, der am Sonntag die KTM-Testaufgaben von Dani Pedrosa übernahm. Dieser war am Vortag sensationeller Dritter geworden. So gut lief es für Kallio nicht: Der Finne stürzte am Morgen in Kurve 15, blieb aber unbeschadet.
Aleix Espargaro unterstrich auch am letzten Sepang-Testtag das Potenzial der neuen Aprilia RS-GP. Dem Spanier fehlten auf Platz neun nur 0,345 Sekunden auf die Spitze. Wäre morgen hier ein Rennen, könnte er um Podestplätze kämpfen, sagte er selbstbewusst. Zweiter Aprilia-Pilot auf der Strecke war erneut Bradley Smith.
Dass die Ducati ein sehr physisches Motorrad ist, musste Avintia-Neuzugang Johann Zarco während seiner ersten drei Testtage auf der Desmosedici erfahren. Der Franzose leidet unter schweren Armen und muss seinen Fahrstil weiter anpassen. Am Sonntag gelang ihm jedoch eine deutliche Steigerung, nur 0,6 Sekunden fehlten auf die Spitze.
Die Testzeiten aus Sepang (Sonntag):
01. Fabio Quartararo (Petronas-Yamaha) – 1:58.349 Minuten (57 Runden)
02. Cal Crutchlow (LCR-Honda) +0,082 Sekunden (69)
03. Alex Rins (Suzuki) +0,101 (42)
04. Francesco Bagnaia (Pramac-Ducati) +0,153 (53)
05. Valentino Rossi (Yamaha) +0,192 (51)
06. Danilo Petrucci (Ducati) +0,257 (51)
07. Pol Espargaro (KTM) +0,261 (34)
08. Jack Miller (Pramac-Ducati) +0,267 (48)
09. Aleix Espargaro (Aprilia) +0345 (45)
10. Joan Mir (Suzuki) +0,387 (32)
11. Miguel Oliveira (Tech-3-KTM) +0,415 (22)
12. Marc Marquez (Honda) +0,423 (47)
13. Franco Morbidelli (Petronas-Yamaha) +0,489 (58)
14. Andrea Dovizioso (Ducati) +0,510 (51)
15. Johann Zarco (Avintia-Ducati) +0,602 (42)
16. Alex Marquez (Honda) +0,693 (49)
17. Brad Binder (KTM) + 0,755 (45)
18. Maverick Vinales (Yamaha) +0,820 (83)
19. Tito Rabat (Avintia-Ducati) +1,200 (59)
20. Jorge Lorenzo (Yamaha) +1,348 (45)
21. Bradley Smith (Aprilia) +1,492 (60)
22. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +1,511 (48)
23. Iker Lecuona (Tech-3-KTM) +1,549 (23)
24. Sylvain Guintoli (Suzuki) +1,751 (27)
25. Mika Kallio (KTM) +1,799 (43)
26. Yamaha-Testfahrer 1 +2,774 (49)
27. Takuya Tsuda (Suzuki) +5,325 (16)
Text von Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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