(Motorsport-Total.com) – Nach Jorge Martins Bestzeit an Tag 1 übernahm am Mittwoch sein Ducati-Markenkollege Enea Bastianini beim MotoGP-Test in Sepang die Spitze des Klassements.
Der Italiener setzte sich mit einem späten Zeitangriff durch und schraubte die Bestmarke auf 1:57.134 Minuten, knapp vor Martin.
Am zweiten Testtag fehlte neben Franco Morbidelli ein weiterer Stammfahrer, nämlich Raul Fernandez. Der Pilot von Trackhouse-Aprilia hatte gestern einen Highsider, ging nach einem ersten Check-up aber zurück auf die Strecke.
Er fuhr insgesamt nur 21 Runden und ließ sich anschließend im Krankenhaus noch einmal eingehend untersuchen. Aufgrund einer schweren Prellung an Becken und Hüfte entschieden sich er und das Team, für den Rest des Tests auszusetzen. Als Ersatz für den Spanier springt Aprilia-Testpilot Lorenzo Savadori ein.
Im Falle von Morbidelli steht mittlerweile fest: Er wird beim Sepang-Test nicht ins Geschehen eingreifen können und auch beim Katar-Test (19. bis 20. Februar) fehlen. Nach seinem Trainingssturz in Portimao wurde ihm eine dreiwöchige Ruhepause verordnet. Zum Saisonauftakt soll er aber wieder fit sein.
Am zweiten Testtag in Sepang waren trotz dieser Ausfälle wieder 23 Fahrer auf der Strecke. Sie nutzten die erste Stunde für schnelle Runden, sodass die gestrige Bestzeit von Jorge Martin früh unterboten wurde – auch von ihm selbst.
Spitzenzeiten schneller als im Sepang-Qualifying 2023
So war Martin einer von vier Fahrern, die gleich zu Beginn des Tages schneller fuhren als Francesco Bagnaia bei seinem Streckenrekord in Sepang 2023. Damals markierte der Ducati-Pilot im Qualifying eine Zeit von 1:57.491 Minuten.
Diese knackten sowohl Martin, Brad Binder (KTM), Aleix Espargaro (Aprilia) als auch Bagnaia selbst. Sie beanspruchten zur Halbzeit am Mittwoch die vier Topplätze für sich, wobei Martin mit einer Zeit von 1:57.273 Minuten an der Spitze lag. Knapp zwei Zehntel trennten die Top-4-Fahrer zu diesem Zeitpunkt.
Auch sonst drangen immer mehr Fahrer in die 1:57er vor und die Abstände im Feld schmolzen. Am Nachmittag konzentrierten sich die meisten dann auf die Arbeit mit gebrauchten Reifen und spulten weiter ihr teils umfangreiches Testprogramm ab.
Erst in der Schlussphase kam noch einmal Bewegung ins Klassement, als Bastianini Martin mit einer neuen Bestzeit von der Spitze verdrängte. Nur 0,139 Sekunden trennten beide.
Martin behielt Platz zwei vor Binder, Espargaro und Bagnaia. Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati), Alex Marquez (Gresini-Ducati), Pedro Acosta (Tech3-GasGas), Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) und Joan Mir (Honda) komplettierten die Top 10.
Bester Yamaha-Pilot wurde Fabio Quartararo auf Rang elf. Gresini-Neuzugang Marc Marquez belegte mit einer Sekunde Rückstand Platz 14, gefolgt von Jack Miller (KTM).
Stürze gab es auch am Mittwoch. Acosta, Johann Zarco (LCR-Honda) und Savadori gingen am Vormittag zu Boden. Später erwischte es auch Maverick Vinales (Aprilia), Augusto Fernandez (Tech3-GasGas) und Bezzecchi. Alle Fahrer blieben unverletzt. Di Giannantonio musste zwischenzeitlich mit einem Technikproblem stoppen.
Davon war Marc Marquez tags zuvor gleich mehrfach ausgebremst worden. Diesmal blieb der Gresini-Pilot verschont und absolvierte mit 72 Runden die meisten von allen Fahrern. Vinales kam auf 62, Cal Crutchlow (Yamaha) sowie Miller auf 59.
Welche Entwicklungen gab es bei den Teams zu sehen?
Bei Yamaha wurde das künftige Aero-Paket final definiert. Es fällt vor allem durch geschwungene Frontflügel ähnlich der von Aprilia auf. „Wir haben den besten Kompromiss gefunden. Das ist das Aerodynamik-Paket, mit dem wir in die Saison starten werden“, sagte Teammanager Massimo Meregalli auf MotoGP.com.
Außerdem verriet er: „Neben der Wahl des Aerodynamikpakets haben wir uns auf die Abstimmung des Motorrads konzentriert und es von Zeit zu Zeit angehoben und abgesenkt, um neue Lösungen zu finden. Wir haben eine Verbesserung von einer halben Sekunde im Vergleich zum Sepang-Qualifying 2023 festgestellt.“
Bemerkenswert auch: Zur Halbzeit lag Yamaha mit 338,5 km/h an der Spitze der Topspeed-Tabelle. Dabei war der Topspeed immer die Achillesferse des japanischen Herstellers.
Die Steigerung dürfte teils dem neuen Motor, aber sicher auch der vergleichsweise reduzierten Aerodynamik zu verdanken sein. Denn die aerodynamischen Lösungen vieler Konkurrenten wirken deutlich ausladender als jene von Yamaha.
Etwa bei Ducati: Hier kam die neue Aero-Verkleidung, die Michele Pirro bereits beim Shakedown getestet hatte, am Mittwoch nun auch bei den beiden Werksfahrern Bagnaia und Bastianini sowie Pramac-Pilot Martin zum Einsatz. Das Update zeichnet sich vor allem abgewandelte Form der Seitenverkleidung aus.
Ducati-Teammanager Davide Tardozzi sagte bei Sky Italia: „Wie bei allen neuen Dingen gibt es etwas zu verbessern, aber die neue Verkleidung wurde von unseren beiden Fahrern und ich denke auch von Martin befürwortet. Sie wird dazu dienen, das Motorrad in den Kurven besser zu manövrieren und besser zu stoppen.“
„Ich denke, die Ingenieure haben gute Arbeit geleistet, und diese Spezifikation wird für das erste Rennen in Katar homologiert werden. Dann könnten wir, vernünftigerweise ab Silverstone, eine Weiterentwicklung bringen“, kündigt er an.
Auch KTM führte an der RC16 am Mittwoch verschiedene aerodynamische Experimente durch, eines betraf die Verkleidung. Die neue Version fiel durch eine andere Form des Lufteinlasses auf. Zudem wurde weiter mit dem Motor und an den Elektronikeinstellungen gearbeitet, um das richtige Paket für 2024 zu schnüren.
Aprilia reduzierte seine Anzahl der Motorräder nach dem ersten Tag von drei auf zwei pro Werksfahrer und musterte das 2023er-Modell aus, um sich voll und ganz auf das neue Bike zu konzentrieren und unter anderem das Aero-Paket zu definieren.
Interessant war auch: In der Mittagssonne drehten Vinales, Espargaro und Trackhouse-Pilot Miguel Oliveira gemeinsam einige Runden, um zu sehen, ob die Aprilia ihre Probleme mit der Hitze gelöst hat. Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr mussten Vinales und Fernandez ihr Rennen in Thailand deshalb sogar aufgeben.
Bei Honda ging die Arbeit am neuen Prototypen samt unterschiedlicher Motorenkonfigurationen und Aero-Pakete unvermindert weiter. Dabei testeten nicht nur die Stammfahrer Joan Mir und Luca Marini, sondern auch ihre LCR-Kollegen fleißig mit.
„Zarco und Nakagami werden die gleichen Teile zur Verfügung haben wie die beiden offiziellen Fahrer“, sagte Lucio Cecchinello gegenüber Sky Italia. „Johann verfügt über großes Feingefühl bei der Entwicklung des Motorrads und die richtige Erfahrung.“
Luca Marini legte kurz vor der Mittagspause eine Serie von 13 aufeinanderfolgenden Runden hin, die längste von allen Fahrern bis dahin. Der Repsol-Honda-Pilot schaffte dabei zehn Runden unter 1:59 Minuten – ein Fortschritt für den gebeutelten Hersteller, der 2023 zum zweiten Mal in Folge Letzter der WM wurde.
Denn im vergangenen Jahr schafften alle vier Honda-Fahrer zusammen nur zwei Runden unter 1:59 Minuten, sowohl im Sprint- als auch im Grand-Prix-Rennen von Sepang.
Die Testzeiten aus Sepang (Mittwoch):
01. Enea Bastianini (Ducati) – 1:57:134 Minuten (47 Runden)
02. Jorge Martin (Pramac-Ducati) +0,139 Sekunden (56)
03. Brad Binder (KTM) +0,193 (42)
04. Aleix Espargaro (Aprilia) +0,312 (54)
05. Francesco Bagnaia (Ducati) +0,335 (52)
06. Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati) +0,485 (54)
07. Alex Marquez (Gresini-Ducati) +0,538 (56)
08. Pedro Acosta (Tech3-GasGas) +0,592 (52)
09. Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) +0,733 (53)
10. Joan Mir (Honda) +0,738 (39)
11. Fabio Quartararo (Yamaha) +0,754 (53)
12. Johann Zarco (LCR-Honda) +0,877 (41)
13. Alex Rins (Yamaha) +0,976 (50)
14. Marc Marquez (Gresini-Ducati) +0,984 (72)
15. Jack Miller (KTM) +1,166 (59)
16. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +1,238 (37)
17. Luca Marini (Honda) +1,260 (41)
18. Maverick Vinales (Aprilia) +1,322 (61)
19. Miguel Oliveira (Trackhouse-Aprilia) +1,415 (56)
20. Augusto Fernandez (Tech3-GasGas) +1,781 (50)
21. Cal Crutchlow (Yamaha) +1,856 (59)
22. Lorenzo Savadori (Aprilia) +2,542 (48)
23. Michele Pirro (Ducati) +2,568 (49)
Text von Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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