Im MotoGP-Fahrerlager wartet man gespannt auf die Entscheidung von Valentino Rossi. Bleibt er bei Ducati oder geht er woanders hin? Derzeit verdichten sich die Anzeichen, dass der Italiener bliebt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Motorrad konkurrenzfähiger wird.
In den vergangenen Wochen hatte Rossi gefordert, dass der Hersteller einen Entwicklungsplan für die Zukunft hat. Beim Test in der kommenden Woche in Mugello wird es einige Neuheiten geben, darunter soll auch eine neue Motorversion sein. Rossi sieht für die Zukunft aber auch andere Möglichkeiten durch Audi.
Die Ingolstädter verfügen über viel Know-How, wenn auch nicht bei den Motorrädern. Audi will bei Ducati in naher Zukunft Erfolge sehen. Rossi will gewinnen. Auf dem Sachsenring stattete unter anderem Rupert Stadler, der Vorstandsvorsitzende der Audi AG, der MotoGP einen Besuch ab. „Sie sind sehr euphorisch über das Ducati-Projekt. Sie wollen Ducati dabei helfen, wieder an die Spitze zu kommen“, sagt Rossi, der mit den Audi-Verantwortlichen gesprochen hat. „Wir wollen das Motorrad konkurrenzfähig machen und Rennen gewinnen.“
„Für Audi ist es wichtig, dass ich dabei bin. Audi macht aber Autos, weshalb es Zeit braucht, bis man die Motorräder versteht. Wenn eine Firma wie Audi Ducati hilft, dann ist das meiner Meinung nach eine große Hilfe. Wir werden es sehen. Wir haben noch nicht über die Zukunft gesprochen, aber das werden wir tun.“ Diese Worte hören sich sehr nach einem Verbleib Rossis bei Ducati an. Kann Audi der ausschlaggebende Grund sein?
„Ja“, sagt Rossi klar. „Speziell, weil sie sehr enthusiastisch sind. Wir werden miteinander sprechen und ich muss mich für die nächsten Jahre entscheiden.“ In den kommenden rund zwei Monaten wird Rossi eine Entscheidung treffen. Die Rückkehr zu Honda war ohnehin nicht interessant, wie er in Assen bestätigte, und auch die Variante Yamaha scheint nicht die erste Wahl zu sein. Sollte Ducati bleiben, dann stellt sich die Frage nach seinem Teamkollegen.
Nicky Hayden steht auf der Warteliste, denn Rossi genießt Priorität. Dafür flirtet Ducati heftig mit Cal Crutchlow. Der Brite will im kommenden Jahr unbedingt in ein Werksteam und sieht bei Yamaha nur geringe Chancen. „Wir befinden uns mit Ducati in vertiefenden Gesprächen, weil es bei Yamaha derzeit keinen Platz für mich gibt“, sagt der Brite in der ‚BBC‘. „Ich könnte weiter für Tech 3 fahren, aber dann wäre ich nicht auf einem Werksmotorrad.“
„Man kann nicht Weltmeister werden, ohne auf einem Werksmotorrad zu sitzen. So einfach ist das.“ Crutchlow steht vor einer schwierigen Entscheidung, denn wenn man einmal in einem Werksteam gefahren ist, sind die Chancen auf einen Wechsel zu einem anderen Hersteller geringer. Sollte er theoretisch in den nächsten zwei Jahren mit der Ducati hoffnungslos hinterherfahren, dann wäre es für die Karriere sicherlich nicht förderlich.
Erschwerend kommt hinzu, dass in den Werksteams meistens Zweijahresverträge geschlossen werden. Sollte Crutchlow nicht den Wechsel schaffen, dann wären die Werksteams für die nächsten zwei Jahre blockiert. „Das würde bedeuten, dass ich in den nächsten beiden Jahren nicht in einem Werksteam fahren könnte. Vielleicht blicke ich jetzt zu sehr nach oben, aber wenn ich nicht Weltmeister werden will, dann wäre ich nicht hier.“
„Es ist unrealistisch, dass ich im nächsten Jahr Weltmeister werde, aber vielleicht klappt es im Jahr danach. Im Moment besteht eine starke Verbindung zu einem anderen Hersteller, aber wir haben noch keine Entscheidung getroffen.“ Ein Ducati-Team mit Rossi und Crutchlow sowie Audi-Unterstützung ist derzeit kein Ding der Unmöglichkeit…
„Ich bin mir sicher, dass Audi, die auf eine erfolgreiche Rennsport-Tradition zurückblicken, das nicht untätig beobachten wird“, meint Sport1-Kommentator Edgar Mielke. „Ich glaube kaum, dass sie so abtreten werden. Sie werden irgendwann etwas finden müssen. Nicky Hayden hat bestimmt nicht das Motorradfahren verlernt. Es ist ja nicht nur Rossi sondern auch Nicky Hayden, der auf einer Honda oder Yamaha podestfähig wäre. Es sind zwei Fahrer, die da gerade verschlissen werden. Da stimmt etwas Zentrales nicht. Da muss man sich überlegen, was da zu tun ist.“
Text von Gerald Dirnbeck
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Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
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