(Motorsport-Total.com) – Ex-Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu wurde im Frühjahr 2023 mit einem Wechsel in die MotoGP in Verbindung gebracht.
Yamaha ermöglichte dem Türken einen zweitägigen MotoGP-Test in Jerez. Doch im Mai unterschrieb Razgatlioglu einen WSBK-Vertrag bei BMW. Somit steht fest, dass der Ausnahmekönner vorerst nicht in die Königsklasse aufsteigt. Doch abgeschlossen hat er mit dem Kapitel MotoGP noch nicht.
Razgatlioglu bekräftigte bei seinem MotoGP-Besuch in Katar Mitte November, dass ein Wechsel ins Grand-Prix-Paddock weiterhin sein „Traum“ ist. Wenn er seinen Vertrag bei BMW erfüllt, dann könnte er frühestens 2026 in die MotoGP wechseln.
„Vielleicht denke ich erneut über die MotoGP nach. Diese Tür ist nicht geschlossen. Vielleicht finden wir für 2026 einen Platz und kommen in dieses Fahrerlager“, erklärt der Türke im Gespräch mit MotoGP.com und fügt hinzu: „Es ist ein wirklich tolles Fahrerlager.“
Was für und gegen einen Wechsel in die MotoGP spricht
Doch besonders groß ist die Chance nicht, Razgatlioglu ab 2026 in der MotoGP zu sehen. Zwei Dinge sprechen gegen den Türken. Der erste Punkt ist das Alter. Sollte Razgatlioglu Ende 2025 in die MotoGP wechseln, dann wäre er bereits 29 Jahre alt – vermutlich zu alt für die meisten MotoGP-Teammanager, die sich lieber nach jungen Talenten in der Moto2 und Moto3 umschauen.
Zudem würde Razgatlioglu zu einem Zeitpunkt wechseln, an dem die meisten Werksteams keine freien Plätze haben. Denn Ende 2024 laufen die Verträge der Spitzenfahrer aus. Es ist wahrscheinlich, dass die meisten MotoGP-Topfahrer erneut Verträge über zwei Jahre unterzeichnen und es somit Ende 2025 für Razgatlioglu nicht viele reizvolle Optionen gibt.
Eine Chance hingegen wäre ein Wechsel des MotoGP-Reifenlieferanten. Es kursieren Gerüchte, dass Pirelli zukünftig auch die MotoGP mit Reifen beliefern möchte.
Ab der Saison rüsten die Italiener die Moto2/Moto3 aus. Razgatlioglu fuhr seit seinem Wechsel ins WSBK-Paddock in der Saison 2015 mit Pirelli-Reifen und wäre dadurch im Vorteil. Doch bisher sind das nur Spekulationen.
Ermöglichte Yamaha keinen aussagekräftigen MotoGP-Test?
Fakt ist, dass er beim Yamaha-Test nur bedingt mit der Michelin-bereiften M1 harmonierte und keine besonders guten Rundenzeiten zustande brachte. „Die beiden Testtage mit der Yamaha M1 waren nicht ideal für mich“ gesteht er.
„Ich wollte das Motorrad richtig verstehen. Es ist komplett anders als das Superbike. Doch ich hätte eine eigene Abstimmung benötigt. Wir konnten das Set-up aber nicht ändern und fuhren lediglich mit der Basisabstimmung“, ärgert er sich über die Strategie von Yamaha.
„Ich danke Yamaha dennoch. Es war eine gute Gelegenheit für mich, das Motorrad zu verstehen“, erklärt Razgatlioglu, der seine Chance, zusammen mit Yamaha in die MotoGP aufzusteigen, ohnehin nicht als besonders groß einstufte.
„Yamaha plante nicht, mich in die MotoGP zu holen. Sie hatten wohl den Plan, dass Quartararo in der MotoGP und ich in der Superbike-WM die Erfolge sicherstellen“, ist Razgatlioglu überzeugt. Die große Frage ist, ob Razgatlioglu mit seinem spektakulären Fahrstil überhaupt mit einem modernen MotoGP-Bike schnell sein kann.
Toprak Razgatlioglu zeigt Interesse an einem Ducati-MotoGP-Test
„Das Superbike und das MotoGP-Bike unterscheiden sich sehr stark. Ich müsste mich anpassen. Wenn mir das gelingt, dann könnte ich auch in der MotoGP mit dem typischen Toprak-Stil fahren. Davon bin ich überzeugt. Ich müsste mir aber Zeit für die Umstellung nehmen“, kommentiert der Türke.
Razgatlioglu ist sich aber sicher, dass er und die Yamaha M1 vermutlich nie richtig harmoniert hätten. „Der Yamaha-Stil ist das komplette Gegenteil von meinem Stil. Doch der Fahrstil, den die Ducati verlang, entspricht voll und ganz meinem Stil“, zeigt sich Razgatlioglu interessiert an einem Test mit der Ducati Desmosedici.
Kann Toprak Razgatlioglu mit BMW die WSBK-Geschichte umschreiben?
Den Traum von der MotoGP schiebt Razgatlioglu aber vorerst zur Seite. „Ich konzentriere mich jetzt auf die beiden bevorstehenden Jahre. Es ist sehr wichtig für mich. Es ist eine große Herausforderung“, bemerkt er und fügt hinzu: „Ich will mit BMW erfolgreich sein. Das wird nicht einfach, doch ich glaube daran.“
Durch den Wechsel zu BMW kann Razgatlioglu die Geschichte der Superbike-WM umschreiben. „Ich habe mich für BMW entschieden, weil dieses Team in der Superbike-WM noch keinen Titel geholt hat“, erklärt er. „Ich habe das Potenzial erkannt, auch wenn sie bisher nicht besonders erfolgreich waren.“
„Wenn ich zu Kawasaki gegangen wäre und mit Kawasaki die Weltmeisterschaft gewonnen hätte, dann wäre das für Kawasaki nichts Besonderes gewesen. Doch wenn ich mit BMW die Meisterschaft gewinne, dann ist es etwas Besonderes“, begründet Razgatlioglu den Wechsel zum aktuell lediglich viertbesten Hersteller der WSBK. Nach den ersten Testfahrten mit der BMW M1000RR zog Razgatlioglu ein positives Fazit.
Text von Sebastian Fränzschky
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