Stefan Bradl - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Stefan Bradl sah mit 52 Sekunden Rückstand als 16. und Letzter die Zielflagge

(Motorsport-Total.com) – Seit 2010 war Honda beim Grand Prix von Deutschland in der MotoGP ungeschlagen.

2022 erlebte der japanische Hersteller auf dem Sachsenring ein Debakel. Drei Fahrer schieden aus, nur Test- und Ersatzfahrer Stefan Bradl sah nach 30 Runden die Zielflagge.

Der Deutsche, der für Marc Marquez einsprang, kam mit 52 Sekunden Rückstand als 16. und Letzter ins Ziel. Somit sammelte Honda keinen WM-Punkt. Das war im negativen Sinne ein Tag für die Geschichtsbücher.

Seit dem Grand Prix von Spanien in Jarama im Jahr 1982 hat immer mindestens ein Honda-Fahrer einen WM-Punkt gesammelt. Das waren 633 Rennen in der Königsklasse hintereinander! Diese Serie ging nun zu Ende. Bei Saisonhalbzeit ist Honda auf dem letzten Platz der Marken-WM.

Auf dem Sachsenring schied Takaaki Nakagami in der siebten Runde durch Sturz aus. Bereits am Ende der sechsten Runde hatte sein LCR-Teamkollege Alex Marquez aufgegeben. Der Grund war ein technisches Problem beim Ride-Height-System am hinteren Dämpfer.

Pol Espargaro körperlich am Ende
Pol Espargaro hielt bis Runde 17 den elften Platz. Dann fiel er zurück und gab am Ende der 22. Runde an der Box auf. Der Spanier war körperlich am Ende. „Ein hartes Wochenende“, seufzt Espargaro. „Beim Sturz im ersten Training habe ich mir die Rippen geprellt.“

„Wenn man die Rippen jeden Tag belastet, wird es immer schlimmer. Vor dem Rennen habe ich eine Spritze bekommen, aber bei dieser Hitze hilft das nicht viel. Ich konnte nicht normal atmen und mir wurde schwindlig.“

Dazu kommt der Faktor, dass die Honda RC213V sehr heiß wird. Während des Sachsenring-Rennens wurden 35 Grad Celsius Außentemperatur gemessen. Wenn man im Pulk fährt, ist es durch die Abgase und die Hitze der anderen Motorräder noch viel heißer.

Das gab Espargaro schließlich den Rest: „Dieses Problem hatte Honda schon, als ich voriges Jahr gekommen bin. Ich hatte große Schmerzen und habe deshalb aufgegeben. Ich konnte nicht weitermachen, es war zu extrem.“

Stefan Bradl klagt: „Hand und Fuß verbrannt“
Mit der heißen Honda hatte auch Bradl zu kämpfen. Der Deutsche findet deutliche Worte: „Nach zwei Runden konnte ich die Bremse nicht mehr ziehen, weil die Finger verbrannt waren. Nach zehn Runden hat mein rechter Fuß gebrannt.“

„Die Finger haben zwar keine Brandblasen, aber man hatte keine Kontrolle über die Bremse. Der Bremshebel wird brutal heiß. Das geht durch den Handschuh durch. Bei den vielen Linkskurven kommt nicht so viel Fahrtwind auf die Hand. So kann man kein Rennen fahren.“

„Als ich die ersten beiden Runden mit anderen Fahrern unterwegs war, habe ich gewusst, dass ich so sofort aufgeben muss. Das war nicht vertretbar. In dieser Situation ist das Motorrad bei diesen [heißen] Bedingungen unfahrbar. Das ist keine Situation, die man als Fahrer akzeptieren kann.“

Stefan Bradl: „Fühle mich beschissen“
Deshalb drehte Bradl am Ende des Feldes weit abgeschlagen alleine seine Runden. „Ich bin das Rennen zu Ende gefahren, aber ich hatte keine klaren Gedanken mehr, weil ich nur zu kämpfen hatte, um zu überleben. Mir hat die Hand gebrannt.“

„Warum ich das Rennen zu Ende gefahren bin, weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht. Das Ergebnis spricht für sich. Es ist außer mir kein Honda-Fahrer im Ziel. Ich fühle mich echt beschissen. Ich bin 20 Sekunden hinter dem Vorletzten. Das war heute ganz, ganz bitter.“

Bradl betont: „Man muss es ganz klar sagen, dass das Motorrad so nicht fahrbar ist. Aus Fahrersicht kann das so nicht akzeptiert werden. Wir müssen Lösungen finden. Es ist nicht akzeptabel, wie die Hitze des Motors auf den Körper geleitet wird.“

Hatte auch Nakagami diese Probleme, oder betraf das nur das Werksteam? „Im vierten Training hatte ich ein ähnliches Gefühl. Es war aber nicht die Hand, sondern der rechte Fuß. Meine Probleme waren kleiner als bei Stefan“, sagt der Japaner und erklärt: „Wir haben den Schuh modifiziert.“

„Aber ich bin nur sieben Runden gefahren. Bis dahin hatte ich keine großen Probleme. Aber ich habe das ganze Wochenende gehört, dass Stefan und Pol mit dem rechten Fuß und der Hand Probleme hatten.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Tobias Ebner

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