Joan Mir Luca Marini - © Honda

© Honda – Joan Mir und Luca Marini bilden in der MotoGP 2024 das Honda-Werksteam

(Motorsport-Total.com) – Für Honda beginnt in diesem Jahr ein neues Kapitel in der MotoGP. Marc Marquez verabschiedete sich nach elf gemeinsamen Jahren und unterschrieb bei Gresini-Ducati. Der große Superstar fehlt also im Repsol-Honda-Team, das jahrelang die MotoGP bestimmte.

Mit Joan Mir, Luca Marini, Johann Zarco und Takaaki Nakagami möchte HRC den Neuanfang starten. Die RC213V wurde im Winter stark modifiziert und wirkt deutlich moderner als das 2023er-Modell. Aber wo steht Honda und welche Ziele stecken sich die vier Piloten?

Ex-Weltmeister Joan Mir ist nach Marc Marquez‘ Wechsel die neue Führungsfigur bei Honda. Der Spanier erlebte im Vorjahr eine katastrophale erste HRC-Saison und kämpft in diesem Jahr um seine Zukunft in der MotoGP. Sein Vertrag läuft am Jahresende aus.

2024er-Honda laut Joan Mir zumindest optisch ein modernes MotoGP-Bike
„Es gibt viele Neuerungen, wie man sehen kann. Das Motorrad sieht jetzt eher aus wie ein modernes MotoGP-Bike“, stellt Mir vor dem Saisonstart in Katar fest. „Ich genieße das Fahren jetzt mehr und bin schneller. Wenn man das Fahren genießen kann, dann ist man auch schnell. Das ist nicht neu.“

„Beim Test in Sepang konnten wir unser Potenzial sehen, doch hier ist es ungewiss“, bemerkt Mir, der sich schwer tut, eine Prognose für den Saisonauftakt in Katar abzugeben. „Stefan (Bradl) testete gestern. Ich bin gespannt, ob sie etwas verbessern konnten. Ich bin optimistisch, was die neue Saison angeht. Diese Strecke ist für unser Motorrad aber nicht besonders gut.“

„Wenn wir ein solides Wochenende zeigen, dann ist das positiv zu bewerten“, erklärt Mir und nennt seine Zielsetzung: „Ich will mich konstant in den Top 10 aufhalten. Das ist ein klares Ziel. Wir wollen immer da sein und die Top 5 attackieren. Wenn einem das gelingt, dann ist man auch in Schlagdistanz zum Podium und zu den Siegen.“

Doch derartige Ergebnisse werden in der ersten Saisonhälfte voraussichtlich schwierig werden. „Im ersten Teil der Saison müssen wir uns darauf konzentrieren, die Zuversicht nicht zu verlieren und die richtigen Schritte zu machen. Es darf nicht so laufen wie im vergangenen Jahr, als es nicht besser sondern schlechter wurde“, warnt Mir.

„Wir müssen realistisch sein. Das ist ihnen bewusst. Es ist unmöglich, plötzlich aus dem schlechtesten Motorrad das beste zu machen“, bremst er die Erwartungen. Der Wechsel zu Marc Marquez‘ Crew hingegen sorgt für Optimismus.

„Ich bin mit dem Wechsel sehr zufrieden und komme sehr gut mit den Leuten zurecht. Sie können mir mit ihrer Erfahrung im Laufe der Saison helfen. Sie wissen, wie man Meisterschaften gewinnt. Sie haben immer sehr gute Strategien. Ich fühle mich wirklich sehr wohl“, lobt Mir die Zusammenarbeit mit Crewchief Santi Hernandez und dessen Crew.

Luca Marini erwartet vorerst keine Spitzenergebnisse
Wie weit Honda aktuell zurückliegt, wurde beim finalen Vorsaisontest in Katar deutlich. Neuzugang Luca Marini hatte mehr als 1,7 Sekunden Rückstand und reihte sich auf P20 ein. Entsprechend niedrig sind die Erwartungen vor dem Saisonstart.

Luca Marini rechnet nicht mit Spitzenergebnissen. „Das ist aktuell nicht das Ziel“, so der Italiener. „Stattdessen müssen wir einen Weg finden, um den Rückstand zur Spitze zu verringern, damit wir so schnell wie möglich um gute Positionen kämpfen können.“

„Beim Test waren die Hondas hier nicht so stark. Dieser Kurs ist nicht gerade perfekt für uns. Doch unser Potenzial ist vermutlich etwas höher als das, was wir beim Test gesehen haben“, gibt sich Marini hoffnungsvoll.

Johann Zarco will schlechte Ergebnisse vorerst „akzeptieren“
MotoGP-Routinier Johann Zarco spürt vor dem ersten Wochenende mit Honda „eine große Motivation“ und blickt gut gelaunt auf die Tests zurück: „Ich habe ein wirklich gutes Gefühl auf dem Motorrad und denke, dass wir mit diesem Motorrad noch viele Reserven haben. Das konnten wir bei den Tests noch nicht zeigen.“

Doch was ist mit der 2024er-Honda drin? „Die Top 10 sind für uns ein schönes Ziel, um einen Grundstein zu legen. Ich bin überzeugt, dass es möglich ist“, zeigt sich der Franzose zuversichtlich.

Doch beim finalen Test landete Zarco nur auf P17 und lag 1,2 Sekunden zurück. „Ich kann nicht behaupten, dass ich happy bin, wenn ich mich auf P17 sehe. Doch ich bin bereit, es zu akzeptieren“, bemerkt er.

Nachdem Zarco bei Ducati einige Erfolge feierte, arbeitet er jetzt wieder mit einem japanischen Hersteller zusammen. „Man spürt bei Honda die japanische Herangehensweise. Doch die Arbeitsweise bei LCR ist ziemlich europäisch. Es erinnert mich an die Vorgehensweise bei Pramac oder Tech 3“, verrät er.

Die Schwäche der RC213V: Woran muss Honda noch arbeiten?
Optisch hat sich die Honda RC213V stark verändert. HRC entwickelte ein komplett neues Motorrad, das viele Vorteile hat. Doch es gibt eine große Schwäche. „Das Gefühl für die Front wird immer besser, doch das Heck konnten wir nicht so stark verbessern wie die Front“, erklärt Takaaki Nakagami.

„HRC hat aber verstanden, was sich die Fahrer wünschen. Alle geben die exakt identischen Kommentare ab“, schildert Nakagami vor seiner siebten Saison in der Königsklasse.

Markenkollege Marini stimmt zu: „Meiner Meinung nach haben wir bei den Wintertests gut gearbeitet. Das Motorrad ist jetzt in allen Bereichen besser. Doch die Haftung am Hinterrad ist aktuell das größte Problem und dafür fehlen uns noch einige Lösungen. Es reicht noch nicht, sowohl am Kurveneingang als auch am Kurvenausgang mangelt es an Hinterrad-Grip.“

Die neuen Zugeständnisse sind eine Hilfe, aber …
Um die japanischen Hersteller bei Laune zu halten, wurde im Herbst 2023 ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet, das Honda und Yamaha dabei helfen soll, den Rückstand auf die europäischen Werke zu verringern.

Die neuen Freiheiten hinsichtlich der Tests sind laut Zarco aber nicht so wirksam, wie man vermutet. „Die Stammfahrer können mehr Runden ohne Druck drehen. Man kann mehr mit dem Motorrad herumspielen und mit einem MotoGP-Bike trainieren. Das ist sonst nicht so oft möglich. Doch trotz der Concessions gibt es eine fixe Anzahl an Reifen“, bemerkt er.

„Wenn man parallel mit vier Fahrern testet, dann sind diese Reifen sehr schnell weg. Man hat nur zwei oder drei zusätzliche Testtage und nicht zehn“, kommentiert Zarco und fasst zusammen: „Es ist ein gutes Training, aber nicht mehr.“

Die freie Entwicklung im Laufe der Saison hingegen ist ein großer Vorteil. „Das ist natürlich aus technischer Sicht eine Chance. Für die Ingenieure ist es sehr nützlich, weil man mehr Dinge probieren kann“, begrüßt Zarco die Änderung.

Text von Sebastian Fränzschky

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