(Motorsport-Total.com) – Vor dem Japan-Wochenende in Motegi waren Jorge Martin und Francesco „Pecco“ Bagnaia in der WM-Tabelle der MotoGP-Saison 2024 durch 21 Punkte getrennt. Nach dem Japan-Wochenende sind sie nur noch durch zehn Punkte getrennt.
Bagnaia hat in Motegi mit Sieg im Sprint am Samstag und Sieg im Grand Prix am Sonntag zusammengerechnet elf Punkte auf Martin aufgeholt. Für Martin hätte es angesichts zweimal P11 in der Startaufstellung aber schlimmer kommen können. Dass er im Sprint Vierter und im Grand Prix sogar Zweiter geworden ist, das wertet der Pramac-Ducati-Pilot als mehr als nur Schadensbegrenzung.
Das breiteste Grinsen freilich hat nach Abschluss des Japan-Wochenendes nicht Martin, sondern Bagnaia auf Lager. Für ihn ist es allein an den Sonntagen bereits der achte Sieg in dieser Saison. Damit hat der Ducati-Werkspilot schon jetzt seine persönliche Bestmarke aus seinen beiden Titeljahren (2022 und 2023 mit jeweils sieben Grand-Prix-Siegen) übertroffen.
„Ich will den Titel natürlich verteidigen“, sagt der zweimalige und amtierende MotoGP-Weltmeister entschlossen. Seine geplante Zielsetzung für die verbleibenden vier Saisonstationen lautet: „Ich will versuchen, jedes Mal Punkte aufzuholen, ohne dabei zu große Risiken einzugehen.“
Bagnaia hofft: Motegi als Paradebeispiel
Am Japan-Wochenende in Motegi ging diese Methode für Bagnaia perfekt auf. Mit Blick auf das nächste Rennwochenende – Australien in zwei Wochen – weiß er aber, dass der Kurs dort eine der Lieblingsstrecken von Tabellenführer Martin ist. „Phillip Island ist eine gute Strecke für Jorge, aber auch für mich. Schauen wir mal“, so Bagnaia.
Nach den 24 Rennrunden am Sonntag in Motegi waren der von P2 zum Sieg gefahrene „Pecco“ Bagnaia und der von P11 bis auf P2 nach vorn gefahrene Jorge Martin letztlich durch weniger als 1,2 Sekunden getrennt. Hatte Bagnaia wie schon tags zuvor im Sprint alles unter Kontrolle? Oder musste er sich im Grand Prix mehr strecken?
„Ich hatte alles unter Kontrolle“, berichtet Bagnaia. „Aber ich muss auch sagen, dass ich angesichts seiner Rundenzeiten die Hoffnung hatte, dass er früher einbricht. Ich selber war nämlich schon in der Situation, dass mein Hinterreifen so gut wie fertig war. Das machte es nicht einfach, am Schluss noch einmal zuzulegen.“
Dass ihm genau das ausgerechnet in Motegi doch gelungen ist, das freut Bagnaia sehr. Denn auf dem Grand-Prix-Kurs in Japan mit seinen harten Bremszonen hatte er zuletzt in der Moto2-Klasse (2018) gewonnen, in der MotoGP-Klasse bis zu diesem Wochenende noch nie.
Und so sagt Bagnaia: „Ehrlich gesagt hatte ich hier mit mehr Schwierigkeiten gerechnet. Aber wir haben es von Beginn des Wochenendes an perfekt gemanagt. Jetzt würde ich dieses Wochenende natürlich gerne als Paradebeispiel für die kommenden Wochenenden heranziehen.“
Martin mit Vorfreude auf Phillip Island
Dass Jorge Martin da etwas dagegen hat, das liegt auf der Hand. Der WM-Spitzenreiter bilanziert nach P4 und P2 von jeweils P11 in der Startaufstellung: „Von so weit hinten zu kommen, war schwierig.“
„Trotzdem“, so Martin weiter, „war mein Reifen heute in der Schlussphase in einem etwas besseren Zustand als der von ‚Pecco‘. Es ist mir gelungen, die Lücke bis auf eine halbe Sekunde zu schließen. Aber wenn du mal so nah dran bist, dann wird alles, vor allem das Bremsen, umso schwieriger“.
Genau das musste Martin direkt erfahren, als ihm drei Runden vor Schluss in Kurve 3 das Vorderrad wegrutschte. „Ich konnte die Situation mit dem Ellbogen gerade noch abfangen. Aber das war der Moment, in dem mir klar wurde: ‚Jorge, jetzt ist es an der Zeit, gut sein zu lassen und die 20 Punkte mitzunehmen.‘ Als nächstes geht es nach Australien, wo eine gute Strecke auf mich wartet“, so Martin.
WM-Situation: Showdown erst in Valencia?
Mit Blick auf die neue Situation in der MotoGP-Gesamtwertung 2024, die sie beide nur noch durch zehn Punkte getrennt ausweist, haben die beiden Protagonisten im Titelkampf interessante Ansichten.
Tabellenführer Martin sagt: „Von jetzt an bis zum Schluss der Saison wird es sicherlich zäh. ‚Pecco‘ ist ein unglaublicher Fahrer. Ehrlich gesagt bin ich dankbar, dass ich gegen ihn kämpfen kann, wie schon im vergangenen Jahr. Im Vergleich zu damals fühle ich mich jetzt stärker. Mein Ziel ist es, die Entscheidung bis Valencia offen zu halten, um dort die Chance zu haben, den Titel zu gewinnen.“
Und Verfolger Bagnaia sagt: „Ich werde versuchen, weitere Punkte auf ihn aufzuholen. Meiner Ansicht nach wäre es eine tolle Sache, wenn wir punktgleich nach Valencia reisen würden und derjenige, der dort gewinnt, dann der Weltmeister ist. Schließlich haben wir so etwas schon länger nicht mehr gesehen.“
„Ich glaube aber tatsächlich“, so Bagnaia weiter, „dass sich die Meisterschaft als Ganzes langsam wieder in diese Richtung entwickelt. Denn diejenigen, die etwas stärker sind, sind immer vorne.“
Text von Mario Fritzsche
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