Andrea Dovizioso - © Aprilia

© Aprilia – Von Montag bis Mittwoch testete Andrea Dovizioso die Aprilia RS-GP in Jerez

(Motorsport-Total.com) – Auf dem Circuito de Jerez in Südspanien hat Andrea Dovizioso, der aktuell keine MotoGP-Rennen fährt, drei Tage lang die Aprilia RS-GP getestet.

Nachdem sich Aprilia-Rennleiter Massimo Rivola zu Beginn der Testfahrten geäußert hat, meldet sich nun, nach Abschluss, auch Dovizioso ausführlich zu Wort.

„Aus Fahrersicht ist es großartig, mal ein anderes Motorrad probiert zu haben. Jeder würde doch gerne mal jedes einzelne MotoGP-Bike fahren, um das, was man im Fernsehen oder an der Strecke sieht, besser verstehen zu können“, sagt Dovizioso am Mittwoch und bekennt: „Es war sehr schön und emotional.“

In der MotoGP-Klasse, in der er 2008 erstmals antrat, war Dovizioso vier Jahre lang Honda-Werkspilot gewesen. Nach einem Jahr im Yamaha-Satellitenteam Tech 3 wechselte er zur Saison 2013 zu Ducati. Dort war der Italiener bis Ende 2020 acht Jahre lang Werkspilot gewesen und wurde in den Jahren 2017, 2018 und 2019 jeweils Vizeweltmeister hinter Marc Marquez (Honda).

Umstieg nach acht Jahren Ducati „eine große Veränderung“
„Wenn man nach acht Jahren auf ein anderes Bike umsteigt, ist das natürlich eine große Veränderung“, bemerkt Dovizioso nach den drei Testtagen auf der Aprilia RS-GP und geht ins Detail: „Das fängt bei der Sitzposition an. Es braucht Zeit, bis man sich wohlfühlt auf dem Motorrad. Es geht aber nicht nur darum, was die beste Position für einen selber ist, sondern auch darum, was für das Motorrad die geeignetste Position ist.“

„Schließlich hat jedes Motorrad eine eigene Charakteristik. Diese Dinge konnten wir an gerade mal drei Tagen natürlich unmöglich finalisieren“, so der langjährige Ducati-Pilot. Mit der Aprilia drehte „Dovi“ am Montag und Dienstag in Jerez zahlreiche Runden. Am Mittwoch aber blieb es „bei ein paar wenigen am Vormittag“, wie er berichtet. Warum? Der Wind blies am letzten der drei Testtage stärker als an den beiden vorangegangenen Tagen.

Rundenzeiten wurden bei dem Test, bei dem neben Dovizioso auf der Aprilia auch Honda-Testfahrer Stefan Bradl, KTM-Testfahrer Dani Pedrosa und Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow mit dem jeweiligen MotoGP-Bike ihres Arbeitgebers auf der Strecke waren, nicht veröffentlicht.

Dovizioso würde 2022 „gerne Rennen fahren“
Auf Nachfrage, was für ihn der Anlass für diesen Test war, antwortet Dovizioso: „Weil MotoGP noch immer meine Leidenschaft ist und ich nächstes Jahr gerne Rennen fahren würde. Daher glaube ich, dass es clever war, auf der Strecke gewesen zu sein. Ich freue mich sehr, dass mir Aprilia die Möglichkeit gegeben hat, das vernünftig zu tun. Unabhängig davon, ob ich Rennen fahren werde oder nicht, finde ich, dass es auf jeden Fall positiv ist.“

Denn weil der dreitägige Test seitens Aprilia „professionell und richtig organisiert wurde“, wie Dovizioso anmerkt, war es für ihn „nicht einfach, Nein zu sagen“. Mit konkreten Aussagen zum Handling der RS-GP hält sich der MotoGP-Routinier aber noch zurück: „Das ist ein bisschen schwierig zu beantworten. Natürlich spürt man sofort den Unterschied zu dem, was man in der Vergangenheit bewegt hat. Um aber die Details verstehen zu können, muss man pushen. Und um pushen zu können, muss man komfortabel auf dem Bike sitzen.“

„Ich habe ein paar Ideen, glaube aber nicht, dass alles klar ist“, meint Dovizioso und unterstreicht: „Um sich auf einem Motorrad wohlzufühlen und es am Limit bewegen zu können, braucht es Zeit. Damit meine ich die Position auf dem Motorrad und nicht, wie das Motorrad funktioniert.“

Gerade in der WM-Königsklasse MotoGP „hat die Sitzposition einen großen Einfluss darauf, wie man fahren kann“, weiß der Italiener, für den nach seinen ersten drei Tagen auf der RS-GP feststeht: „Wie jedes Motorrad, so hat auch dieses Stärken und Schwächen. Das ist ganz normal. Ich hatte aber ein gutes Gefühl.“

Zweiter Test für Anfang Mai in Mugello geplant
Und wie wird es für Dovizioso jetzt weitergehen? „Ich denke, wir werden noch einmal testen gehen, denn wir wollen noch ein bisschen mehr an der Sitzposition arbeiten. Das ist der Schlüssel, um andere Dinge ausprobieren zu können. Und das braucht Zeit“, sagt Dovizioso. Und wo könnte dieser zweite Test mit Aprilia stattfinden? „Vielleicht in ungefähr einem Monat in Mugello. Das ist der Plan“, bestätigt der Italiener nun das, was vor dem Jerez-Test lediglich als Gerücht im Umlauf war.

Auf Nachfrage, ob er sich nach dem Mugello-Test Anfang Mai für die Zukunft Renneinsätze – als Wildcard-Pilot oder aber als Ersatz für Lorenzo Savadori – vorstellen könne, äußert sich Dovizioso zurückhaltend, aber doch mit einer gewissen Tendenz.

„Ich genieße gerade mein Leben, indem ich andere Dinge tue. Ich bin aber weiter darauf konzentriert, wie meine mögliche Zukunft aussehen kann. Ich bin komplett offen. Zum jetzigen Zeitpunkt aber haben wir nur den kommenden Test in Mugello auf der Liste“, so Dovizioso.

Wie es jetzt um das Thema Wildcards steht
„Wir haben sofort verstanden, dass es gut war, diesen Test [in Jerez] durchzuführen und dass es Sinn ergeben würde, auf einen wunderschönen und anderen Strecke wie Mugello einen weiteren Test durchzuführen. Das wird so kommen“, bestätigt Dovizioso und fügt mit Blick auf mögliche Renneinsätze für Aprilia hinzu: „Nach dem Test in Mugello werden wir mal ein Steak essen gehen und darüber sprechen. Momentan ist aber nichts geplant.“

Besagter Mugello-Test ist für Anfang Mai geplant. Wenige Wochen später, am 30. Mai, findet in Mugello der Grand Prix von Italien statt. Kann Dovizioso für dieses Rennen einen Wildcard-Start mit Aprilia gänzlich ausschließen?

„Darüber werde ich nachdenken, wenn es soweit ist“, sagt „Dovi“ und merkt an: „Ich glaube, es ist bekannt, wie ich Dinge angehe und Entscheidungen treffe. Ein wichtiger Faktor in der MotoGP-Szene ist es, wirklich Teil eines Projekts zu sein und es gut zu kennen. Überstürzte Entscheidungen zu treffen, war noch nie meine Art. Und daran wird sich auch nichts ändern.“

„Wir werden jetzt in Mugello [beim Test] mal ein bisschen Spaß haben. Ich hoffe, dass es bis dahin ein paar Veränderungen geben wird, sodass ich pushen kann. Das ist es, was ich brauche und sie [Aprilia] können davon auch profitieren“, sagt Dovizioso abschließend.

Text von Mario Fritzsche, Co-Autoren: Lewis Duncan, Matteo Nugnes

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