(Motorsport-Total.com) – Am Mediendonnerstag in Austin, Texas, trat Valentino Rossi zum ersten Mal seit dem #TermasClash wieder vor die Weltpresse.
Vor rund zwei Wochen äußerte der Italiener massive Kritik an seinem Kontrahenten Marc Marquez, nachdem dieser eine Kollision mit dem „Doktor“ verursachte. Rossi wirkte nun deutlich entspannter und lachte in seiner Presserunde, dennoch betonte er, dass er weiterhin zu seinen scharfen Argentinien-Aussagen stehe. Vergleiche mit den Formel-1-Erzrivalen Ayrton Senna und Alain Prost ließ er indes nicht gelten.
Wie schon Marquez, der offensichtliche Deeskalation in seinem Medienbriefing betrieb, wollte auch Rossi nicht so recht auf die Fragen der Journalisten in Texas eingehen. Auf die Nachfrage, wie Rossi den Zwischenfall mit ein wenig Abstand bewerte, wich der 39-Jährige geschickt aus: „Das einzig Wichtige ist jetzt, in die Zukunft zu blicken und über dieses Wochenende nachzudenken. Es wird sehr wichtig sein, wieder auf die Strecke zurückzukehren und wieder auf dem Bike zu sitzen.“
Er sei sehr glücklich, endlich wieder Rennen fahren zu können. Dennoch weiß Rossi, dass Austin für Yamaha kein einfaches Unterfangen werden wird. Schließlich schaffte er mit Platz zwei im Vorjahr sein bislang bestes Resultat, während Marquez alle Rennen in Austin seit 2013 gewinnen konnte. „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein, auch weil diese Strecke für uns sehr schwierig ist. Wir haben viel Arbeit vor uns.“ Darauf möchte sich der neunfache Weltmeister am dritten Rennwochenende der neuen Saison konzentrieren. Auf sonst nichts.
Rossi über Schwantz-Vorschlag: „Die Rennleitung entscheidet“
Dennoch kommt er weiteren Fragen zu dem Termas-Thema in seiner Presserunde nicht aus. Ein italienischer Kollege möchte etwa wissen, ob er seine Aussagen nach dem wiederholten Ansehen des Rennens etwa revidieren wolle? „Ich habe mir das Rennen angesehen und ich denke immer noch gleich darüber, so wie ich es schon in Argentinien nach dem Rennen gesagt habe. Ich habe all meine Aussagen bestätigt gesehen. Dennoch ist es jetzt besser, nach vorne zu schauen.“
Kurz nach dem chaotischen Grand Prix in Termas de Rio Hondo lag noch deutlich mehr Spannung im Yamaha-Motorhome. Rossi war sichtlich verärgert über die Marquez-Aktion und musste seiner Wut Luft machen. Er fühle sich unwohl, gegen Marquez auf der Strecke zu kämpfen, denn der amtierende Weltmeister würde mit seiner aggressiven Fahrweise den Sport zerstören, so Rossi. Er kritisierte die Rennleitung, denn er fühle sich nicht mehr sicher auf der Strecke.
Auch MotoGP-Legende Kevin Schwantz forderte eine härtere Strafe für Marquez und schlug vor, dieser solle die restliche Saison auf Bewährung fahren. Was hält Rossi von dem Vorschlag? „Wie ich in Argentinien sagte, ich weiß es nicht. Die Rennleitung entscheidet, was zu tun ist.“ Er selbst sei jedenfalls immer „auf normale Weise“ bestraft worden. „Es würde genügen, wenn man sich darüber im Klaren wäre, welche Strafen es für welches Vergehen gibt.“ Deshalb wird Freitagabend in der Sicherheitskommission mit allen Fahrern über die Vergehen des Argentinien-Grand-Prix diskutiert werden.
Marquez & Rossi wie Senna & Prost?
Rossi begrüßt das Treffen: „Es wäre schön, darüber zu reden, denn schließlich werden alle Fahrer anwesend sein. Ich bin gespannt, was die anderen Piloten denken. Ich habe gehört, dass Ezpeleta mit uns reden will, aber ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Es wird interessant sein, welche Einschätzungen es zu den Zwischenfällen geben wird.“ Mit dem Dorna-Boss habe Rossi bereits in dieser Woche telefoniert. Er verrät: „Ich habe ihn angerufen, aber nach dem Rennen in Argentinien habe ich mehr oder weniger bereits alles gesagt.“
Respekt habe er jedenfalls keinen mehr vor Marquez, denn der Spanier habe schließlich auch keinen vor ihm. Nach dem Sepang-Zwischenfall 2015 scheint die Beziehung der beiden Superstars nach Argentinien nun einen neuen Tiefpunkt erreicht zu haben. Ein anderer Journalist wirft ein, dass es in der Formel 1 zwischen den McLaren-Piloten Ayrton Senna und Alain Prost Ende der 1980er-Jahre ebenfalls eine erbitterte Feindschaft gab, doch die Piloten setzten sich zusammen und diskutierten ihre Fehde aus. Ob sich Rossi so etwas auch mit Marquez in einem stillen Kämmerchen vorstellen könne?
„Der große Unterschied zu Senna und Prost ist, dass sie um die Weltmeisterschaft gefahren sind und einer von ihnen diese gewonnen hätte. Was in Argentinien geschah, ergab keinen Sinn, weil er mich in der nächsten Kurve sowieso überholt hätte“, unterscheidet Rossi. Nachsatz: „Aber vielleicht setzen wir uns eines Tages hin und reden darüber.“ Das Rennen in Austin seit laut dem Italiener jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt.
Rossi trauert um Termas-Punkte – Vinales optimistisch
Dennoch beteuert Rossi, dass seine Stimmung hervorragend sei. Er trauert nach dem Sturz und nur Platz 19 in Termas um die verlorenen Punkte – ohne den Marquez-Crash wäre er wohl in den Top 10 ins Ziel gefahren. „Es tut mir sehr leid, denn es war ein schwieriges Rennen unter schwierigen Bedingungen. Es war ein Rennen, das uns auch genug Sorgen bereitet hat, weil wir ziemlich langsam waren, also wäre es besser gewesen, wenn ich ein paar Punkte mit nach Hause genommen hätte. Aber die Stimmung ist gut und ich bin bereit.“
Auch Teamkollege Maverick Vinales ist bereit. Er möchte seinen Austin-Sturz des Vorjahres vergessen machen. Mit den Plätzen sechs und fünf in den Auftaktrennen ist er recht zufrieden: „In den ersten zwei Rennen konnten wir viele Dinge verstehen, speziell wie wir mit dem Bike weiterarbeiten sollen bei der Elektronik.“ Vor allem gegen Rennende verbessere sich sein Gefühl auf der M1. Sein Plan für das Wochenende: „Wir müssen aus der ersten Reihe starten, gute Runden fahren und am Ende werden wir wie immer stark sein. In Austin fühle ich mich toll. Diese Strecke mag ich sehr. Im Vorjahr war ich richtig schnell.“
Dennoch sieht er vor allem im Qualifying noch Aufholbedarf. Er schaffte es weder in Katar noch in Austin in die ersten beiden Startreihen. „Ich denke, wir sind einfach noch nicht bereit. In der Saisonvorbereitung hatte ich Probleme, das richtig Gefühl auf dem Bike zu finden. In den letzten Runden in Katar fühlte ich mich gut. Wir müssen daran weiterarbeiten und motiviert bleiben. Sollten wir Kleinigkeiten verbessern können, dann können wir so stark sein wie im Vorjahr.“
Text von Maria Reyer
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