(Motorsport-Total.com) – Als beim Grand Prix von San Marino in Misano in der Anfangsphase Regen einsetzte, war Jorge Martin (Pramac-Ducati) der einzige Fahrer aus der Spitzengruppe, der sich zum Flag-to-Flag-Wechsel auf das zweite Motorrad mit Regenreifen entschied.
Weiter hinten im Feld folgten ihm noch fünf weitere Fahrer in die Boxengasse.
Diese Entscheidung traf Martin am Ende der siebten Runde, als er direkt hinter seinem WM-Rivalen Francesco Bagnaia (Ducati) auf dem zweiten Platz gelegen hatte. „Weil es geregnet hat. Was soll ich sagen?“, kommentiert Martin seine Entscheidung.
„Natürlich war es nass. Ich denke, Morbidelli ist gestürzt. Wenn es weiter geregnet hätte, dann hätte ich gewonnen! Zwischen Kurve 3 und Kurve 11 hat es stark geregnet. Deshalb habe ich meine Entscheidung getroffen.“
„Ich habe mehr an dieses Rennen als an die Weltmeisterschaft gedacht. Deshalb habe ich mir gedacht, dass es besser wäre, den Stopp einzulegen“, begründet Martin seine Entscheidung. Aber ihm war rasch klar, dass er die falsche getroffen hatte.
„Als ich aus der Box hinausgefahren bin“, seufzt er. „Von einer Runde auf die nächste hat der Regen gestoppt. Ich habe gesehen, dass es nicht mehr regnet. Deshalb bin ich wieder an die Box gefahren.“ Nach seinem zweiten Motorradwechsel zurück auf Slicks war der Spanier überrundet.
Er fuhr das Rennen als 15. zu Ende und sammelte einen WM-Punkt. „Nach dieser Entscheidung habe ich versucht, mein Bestes zu geben. Ich war hinter einer Gruppe. Ich hätte sie alle überholen können, aber dann hätte ich vielleicht die schwarze Flagge bekommen.“
„Deshalb habe ich dahinter gewartet, bis ich mit einem Punkt ins Ziel komme.“ Mit seiner Einschätzung liegt Martin nicht richtig. In der Moto3 wurden schon überrundete Fahrer, die sich wieder in der Spitzengruppe einmischten, mit der schwarzen Flagge aus dem Rennen genommen.
In der Königsklasse gilt das aber nicht. Auch Aprilia-Fahrer Maverick Vinales, der ebenfalls zweimal das Motorrad gewechselt hatte und hinter Martin fuhr, war sich dessen nicht bewusst. Deshalb rollten sie hinter dieser Gruppe ins Ziel, obwohl sie schneller waren.
Kommunikation mit Team im Vorfeld nicht optimal
Wie kam es eigentlich zu Martins Fehleinschätzung? Dass Regen nördlich der Strecke Richtung Adria zog, war mit Blick auf das Wetterradar bekannt. Offen war, ob und wie stark diese Ausläufer auch über Santa Monica, wo sich die Misano-Strecke befindet, ziehen würden.
„Es ist wichtig, mit dem Team gut zu kommunizieren. Wir haben nicht darüber gesprochen und ich wusste nicht, was kommen würde. Vielleicht gab es diesbezüglich ein Missverständnis zwischen uns“, sagt Martin.
Trotzdem betont er: „Es war zu 100 Prozent meine Schuld, aber es wäre natürlich nützlich, vor dem Rennen mehr Informationen zu haben.“ Für die Zukunft ist seine Lehre nach dieser verpatzten Strategie klar: „Beim nächsten Mal werde ich hinter ‚Pecco‘ warten und das Gleiche machen.“
Denn Bagnaia blieb mit Slicks auf der Strecke und musste sich schlussendlich nur Marc Marquez (Gresini-Ducati) geschlagen geben. Mit diesem zweiten Platz reduzierte der Titelverteidiger seinen Rückstand auf Martin schlagartig.
Nach seinem Sieg im Misano-Sprint am Samstag hatte Martin 26 WM-Punkte Vorsprung auf Bagnaia. Nun ist dieses Polster auf sieben Zähler geschrumpft.
Text von Gerald Dirnbeck
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