(Motorsport-Total.com) – Ex-Weltmeister Nicky Hayden nimmt 2013 seine elfte MotoGP-Saison in Angriff und bestreitet sein fünftes Jahr als Ducati-Pilot.
Nachdem er im Ducati-Werksteam Teamkollege von Casey Stoner und Valentino Rossi war, muss er sich in der anstehenden Saison an einen neuen Fahrer in der benachbarten Box gewöhnen: Andrea Dovizioso wechselte Ende 2012 nach vier Jahren bei Honda und einer Saison bei Tech 3 zu Ducati.
Doch die Aussichten bei Ducati sind alles andere als rosig. Bei den beiden Sepang-Test rückte man mit einer im Vergleich zum Vorjahr nur minimal veränderten Desmosedici aus. Der Rückstand war beim ersten Test mit mehr als zwei Sekunden eklatant groß, beim zweiten aber etwas geringer. Freudensprünge machte Hayden deshalb aber noch nicht. „Der Rückstand ist immer noch groß. Es ist klar, dass wir viel Arbeit zu tun haben. Doch wir haben den Test etwas zufriedener verlassen, nachdem wir einige neue Dinge getestet haben“, berichtet der US-Amerikaner.
Greift die neue Struktur?
„Wenn ich ehrlich bin, dann war der Heimflug nach dem ersten Test ziemlich hart“, gesteht er. Durch die Übernahme von Audi und die personellen Änderungen hat sich bei Ducati zumindest theoretisch einiges getan. Doch was hat sich bisher in der Praxis geändert? „Ich würde nicht sagen, dass sich innerhalb des Teams viel verändert hat. Die meisten der Jungs, mit denen ich am engsten zusammen arbeite, sind gleich geblieben.“
„Viele Ingenieure haben nach wie vor ihre Stellen, auf Dovis Seite gibt es natürlich viele neue Gesichter. Doch für mich hat sich diesbezüglich nicht viel geändert. Natürlich gibt es einen neuen Management-Stil und eine etwas andere Herangehensweise, doch ich würde im Moment nicht sagen, dass jemand kam und alles umgekrempelt hat“, schildert Hayden und fasst zusammen: „Es gibt einige neue Dinge und andere Arbeitsweisen, aber keine riesigen Änderungen.“
Wann löst Ducati das Untersteuer-Problem?
Das lästige Untersteuern und das fehlende Gefühl für das Vorderrad sind nach wie vor die Problemzonen der Desmosedici. Daran konnten auch die kleinen Updates bisher wenig ändern. „Das ist etwas, was wir seit einigen Jahren bekämpfen. Wir müssen das Problem lösen, bevor wir woanders weiterarbeiten“, fordert der Weltmeister von 2006. „Ich meine, wir haben viele kleine Probleme. Das Gefühl für das Vorderrad und das schwierige Umlegen gehören mehr oder weniger zusammen. Ich würde sagen, es ist ein und das selbe Problem.“
Dieses Problem wurde von Valentino Rossi in den vergangen zwei Jahren immer wieder kritisiert. „Es lag sehr viel Druck auf dem Team und den Ingenieuren. Manchmal haben wir vermutlich zu viel gewollt und haben versucht, zu schnell weiterzukommen. Eventuell haben wir sogar einige Schritte zurück gemacht, ohne überhaupt Fortschritte zu erzielen“, grübelt Hayden. „Doch auf der anderen Seite hatte es auch Vorteile. Wenn er sprach, hörten die Leute zu.“
Um die Desmosedici wieder zu einem Siegermotorrad zu machen, sind Fahrer-Feedbacks entscheidend. Hayden ist 2013 der einzige Ducati-Pilot, der das Motorrad richtig gut kennt. Weder Dovizioso noch die beiden Pramac-Piloten können auf viele Erfahrungen zurückgreifen. Der Weggang von Rossi hat Hayden in eine gewisse Führungsrolle gebracht.
Hayden wird zur Führungsfigur
„Ja, ich habe das Gefühl, dass man mir zuhört. Ich kann nicht wirklich behaupten, dass das in der Vergangenheit der Fall war, mit Valentino als Teamkollegen, der sehr viel Geld erhielt und deshalb die klare Nummer eins war“, erklärt er. „Doch ich hatte nie ein Problem mit Ducati. Es ist wichtig, dass man schnell ist, klare Feedbacks gibt und konstant ist.“
„Für die Ingenieure ist es am schlimmsten, wenn man deren Vertrauen verliert und ihre Zuversicht über Bord geht, wenn man in der einen Minute das sagt und in der nächsten was anderes. Man muss versuchen, konstante Feedbacks abzugeben und ihnen exakt zu sagen, was man denkt. Man sollte nichts beschönigen oder von etwas träumen und dann hoffen, dass es mit den Daten übereinstimmt“, so Hayden.
Die Zusammenarbeit mit Teamkollege Dovizioso verlief laut Hayden bisher reibungslos. Offensichtlich kommt die neue Fahrerpaarung gut zurecht. „Bisher lief alles sehr entspannt ab. Ich hatte keine Probleme. Doch ich hatte auch mit Valentino keine Probleme. Wir standen als Teamkollegen in Kontakt und ich habe es genossen, sein Teamkollege zu sein“, stellt der 31-Jährige klar. „Es gab dadurch sowohl Vorteile als auch Nachteile.“
„Vor Dovi habe ich sehr viel Respekt. Er ist ein toller Racer, was ich respektiere. Es scheint, als ob viele unserer Kommentare und Probleme ähnlich sind. Das ist gut, weil die Ingenieure dadurch einen Weg verfolgen können, anstatt komplett unterschiedliche Kommentare zu hören“, fügt Hayden hinzu. „Wir waren für ein paar Tage in Deutschlang bei einem PR-Event und da hatte ich die Gelegenheit, ihn ein bisschen besser kennenzulernen.“
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare