Wenn in der Neujahrsnacht die Feuerwerksraketen in den Himmel steigen, schicken die Menschen ihre Wünsche hinterher. Nicht anders ist das bei den Sportlern. So wünscht sich Nicky Hayden für das angebrochene Jahr 2011, dass er seinen Aufwärtstrend bei Ducati fortsetzen kann. Der US-amerikanische Weltmeister von 2006 geht in seine dritte Saison bei den Italienern.
Nachdem er 2009 massive Probleme hatte, sich an die Desmosedici und das Team zu gewöhnen, lief es 2010 schon etwas besser. Er näherte sich wieder dem Podium, fuhr regelmäßig auf Platz vier, fünf oder sechs und in Aragon gelang im sogar der Sprung auf das Podest. „Sie war nicht fantastisch, aber sie war auch kein Desaster“, fasst Hayden die Saison 2010 gegenüber ‚roadracerx.com‘ zusammen.
Und was sind seine Erwartungen für 2011? „Ich bin schon aufgeregt, aber bei jedem Fahrer und jedem Team, mit dem man spricht, sind die Erwartungen groß. Das ist normal“, antwortet er lachend. Seine Motivation ist jedenfalls ungebrochen: „Ich liebe das, was ich mache: Ich liebe den Rennsport, ich liebe die Fans, ich liebe es an der Strecke zu sein und mit meinem Team zu arbeiten und ich liebe es, Rennen zu fahren.“
MotoGP-Pilot zu sein sei sein „Traumjob“, erklärt der US-Amerikaner. Und die Tatsache, dass er in der vergangenen Saison den Weg nach vorn wieder eingeschlagen hat, hat auch dazu geführt, dass er seinen Traumjob bei Ducati weiter ausführen kann. Sein Vertrag wurde um zwei Jahre verlängert. „Darüber freue ich mich, und ich werde versuchen, den eingeschlagenen Weg im neuen Jahr fortzusetzen“, so Hayden. „Ich möchte dafür sorgen, dass es mein bestes Jahr wird. Darauf konzentriere ich mich.“
Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen, dass Hayden nach seinen Anfangsschwierigkeiten bei Ducati wieder in Tritt gekommen ist. Eine erste Wende kam, als sein jetziger Crewchief Juan Martinez verpflichtet wurde. Martinez, Hayden und das Team haben damals gemeinsam angefangen, die Probleme zu lösen. Er hat auch gelernt, wie er die viele Elektronik nutzen kann, um das Bike sanfter zu fahren. Auch in diesem Bereich ist die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit dem Team wichtig.
Stichwort Kommunikation: Ein weiterer Faktor auf Haydens Weg zurück nach vorn ist, dass er immer besser Italienisch kann. „Das hat genauso viel geholfen wie alles andere“, erklärt er. „Im ersten Jahr waren die Trainings kürzer und ich hatte erst am Sonntag das Gefühl, dass wir das richtige Tempo gefunden haben. Aber im vergangenen Jahr war das oft schon am Freitag der Fall.“ Und das liege auch daran, dass die Kommunikation innerhalb des Teams besser funktioniert hat – nicht nur auf der rein sprachlichen Ebene.
„Ich liebe mein Team immer mehr, und das war wirklich wichtig für mich“, betont Hayden, der inzwischen viel Zeit in Italien verbracht hat. „Ich verstehe die Leute besser und ich weiß, wie man mit ihnen arbeitet. Ich fühle mich in ihrer Umgebung auch wohler, und damit macht es wesentlich mehr Spaß. Und es ist gut, wenn man bei der Arbeit Spaß hat.“
Derzeit arbeitet man an der Vorbereitung auf die neue Saison. Seine ersten Runden mit der 2011er-Desmosedici hat Hayden im November beim Test in Valencia gedreht. „Da sich das Reglement 2012 komplett ändern wird, ist unser Bike für 2011 nicht radikal anders als sein Vorgänger“, sagt er über sein Arbeitsgerät. „Wir haben ein gutes Bike – hey, ich und Casey lagen im letzten Rennen sogar zwischenzeitlich auf den Plätzen eins und zwei – also versuchen wir nicht, irgendetwas Verrücktes zu tun. Es gibt ein paar Bereiche, an denen wir feilen wollen, aber ich denke, dass wir eine gute Basis haben. Ich war nach dem Test sehr optimistisch. Vor zwei Wochen war ich in Bologna. Das Team hat dort das Bike aufgebaut und alle waren wirklich sehr zuversichtlich.“
Hayden geht auch davon aus, dass aus dem aufgelösten Superbike-Werksteam Leute in der MotoGP-Mannschaft eingesetzt werden. „Ich hoffe, dass uns das auch hilft, aber das kann man jetzt noch nicht sagen“, erklärt er. Unterdessen überlegen er und das Team auch noch, welchen Motor man im neuen Jahr einsetzt. In Valencia hat Hayden beide Varianten, den Screamer und den Big Bang getestet.
„Der Screamer hat seine Stärken – er beißt etwas mehr und bringt in der Leistungsspitze vielleicht ein bisschen mehr Speed. Aber man muss das richtige Paket für 18 Rennen finden“, betont er. „Und da ist der Big Bang von Vorteil, auf schmutzigen Strecken, bei rutschigen Bedingungen, auf engen Strecken – er hat defintiv ein breiteres Leistungssprektum und ist über eine Renndistanz einfacher zu handeln. Ich würde sagen, dass wir momentan zum Big Bang tendieren, aber wir müssen uns die Optionen offen halten. Beide haben ihre Stärken und Schwächen, aber es geht darum, den Kompromiss zu finden, der über die gesamte Saison für alle Bedingungen das Beste ist.“
Am 2. Februar geht Hayden mit Ducati wieder auf die Teststrecke. Bis dahin versucht er, nach seiner Karpaltunnel-Operation am Handgelenk wieder fit zu werden und gleichzeitig sein Basis-Fitnesstraining fortzusetzen. Dazu kommen in den nächsten Wochen noch jede Menge PR-Termine. Langweilig wird es dem „Kentucky-Kid“ also sicherlich nicht.
Text von Britta Weddige
Quelle, Infos, Hintergrundberichte und Fotos auf: » www.motorsport-total.com
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