(Motorsport-Total.com) – Obwohl Philipp Öttl nach der Sommerpause im vergangenen Jahr einige starke Leistungen zeigte, verlor der Deutsche seinen Platz im GoEleven-Ducati-Team.
Das private Ducati-Team verpflichtete MotoGP-Laufsieger Andrea Iannone, der vier Jahre lang wegen Dopings gesperrt war und in diesem Jahr sein Comeback gibt.
Beim Nachsaison-Test in Jerez pilotierte Iannone erstmals die WSBK-Version der Ducati Panigale V4R. Der mittlerweile 34-jährige Italiener fuhr gute Rundenzeiten und deutete mit seiner Performance an, dass er das Motorradfahren in der vierjährigen Pause nicht verlernt hat.
Wir haben Ex-GoEleven-Pilot Philipp Öttl auf das WSBK-Testdebüt von Andrea Iannone angesprochen. „Iannone hat mich beim Test wirklich beeindruckt“, bemerkt Öttl. „Ich weiß nicht, was er in den zurückliegenden vier Jahren gemacht hat. Aber selbst wenn er im Idealfall vier Jahre lang bei Trackdays aktiv war, dann ist es schwierig, so schnell zu sein.“
„Er war wirklich schnell. Ich habe Respekt vor seiner Leistung und ziehe meinen Hut“, kommentiert Öttl den Test seines Nachfolgers. Die große Frage ist, wie sich Iannones Zweikampfverhalten in der langen Zwangspause verändert hat. „Wenn es einer schafft, dann Iannone. Er ist ein bisschen speziell“, erklärt Öttl gegenüber Motorsport-Total.com.
„Bei Iannone war es oft so, dass er sich auf ein Motorrad gesetzt hat und gleich richtig schnell war. So eine Fähigkeit ist immer gut. Man kann sich immer schnell an eine neue Situation anpassen. Im Zweikampf war er immer stark“, erinnert sich Öttl. „Sicher braucht er eine gewisse Eingewöhnungsphase. Das Zweikampfverhalten hat sich über die Jahre etwas geändert.“
Warum die Rundenzeiten vom Nachsaison-Test mit Vorsicht zu genießen sind
Doch auch wenn Iannone beim ersten Test gut unterwegs war, so will Öttl die Leistung auch nicht überbewerten. „Beim Test waren nicht alle da. Der Schnellste vom Test war schneller als die beste Zeit vom Rennwochenende. Seine Rundenzeit hätte für den 14. Startplatz gereicht. Das zeigt eine andere Perspektive der Rundenzeiten vom Test“, warnt Öttl, der selbst nicht fahren konnte.
„Aber dennoch muss man es erst einmal zusammenbringen, nach einer so langen Pause so schnell zu sein. Ich finde das wirklich sehr respektabel“, so Öttl, der von 2022 bis 2023 für das GoEleven-Team fuhr und einige starke Rennen zeigte.
Bekommt Andrea Iannone besseres Material als Philipp Öttl?
Technisch musste sich Öttl in seiner Zeit bei GoEleven aber immer wieder mit einigen Kompromissen zufriedengeben. Die beiden anderen Ducati-Kundenteams – Motocorsa und Barni – verfügten über besseres Material.
Iannone soll bei GoEleven eine aktuelle Werks-Panigale erhalten. Öttl erinnert sich an das finale Rennen mit seinem Team: „Nachdem ich die Box verlassen habe, kamen einige Ducati-Leute und brachten viel neues Material (lacht; Anm. d. Red.). Ich gehe davon aus, dass er gutes Material bekommt. Auf den Fotos sah es ganz danach aus.“
Rückblickend bedauert Öttl, dass Ducati im vergangenen Jahr ein wichtiges Update verspätet an das GoEleven-Team weiterreichte. „Ich kann mich eigentlich nicht beschweren. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich eine Neuerung zwei Rennen zu spät bekam. Das ärgert mich, weil es hieß, dass sie sich für meine zwei 24-Stunden-Einsätze revanchieren wollten. Das traf leider nicht ein“, schildert der ehemalige Grand-Prix-Pilot.
„Ich erhielt das Teil in Misano. Aber es wäre in Barcelona wirklich nützlich gewesen“, blickt Öttl zurück. „Es hätte beim Ergebnis einen Unterschied ausgemacht. Natürlich habe ich in der vergangenen Saison auch eigene Fehler gemacht. Darüber braucht man nicht reden. Es waren teilweise gravierende Fehler. Aber das Update in Misano hat wirklich etwas gebracht.“
„Das ist aber der einzige Punkt, der mich rückblickend stört. Alles andere war gut“, bedankt sich Öttl für die zwei Jahre im Ducati-Team von Denis Sacchetti und fügt hinzu: „GoEleven hat ein gutes Motorrad, mit dem man schnell sein kann.“
Am Mittwoch erhält Öttl in Jerez zum ersten Mal die Chance, mit seinem Arbeitsgerät für die Saison 2024 Erfahrungen zu sammeln. Die ersten Runden mit einer Stock-Version der Yamaha R1 waren vielversprechend.
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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