(Motorsport-Total.com) – Im seinen erst zweiten MotoGP-Rennen ist Pedro Acosta erstmals auf das Podium gefahren.
Im Grand Prix von Portugal am Sonntag in Portimao kam der 19-jährige Spanier in Diensten von Tech3-GasGas als Dritter ins Ziel. Damit ist Acosta in der Geschichte der Königsklasse der Motorrad-WM der drittjüngste Fahrer, der einen Podestplatz erzielt hat. Doch Acosta hat am Sonntag (mal wieder) in mehrerlei Hinsicht beeindruckt.
Denn auf seinem Weg vom siebten Startplatz bis auf P3 nach 25 Runden überholte der MotoGP-Rookie mal eben die beiden KTM-Werkspiloten Jack Miller und Brad Binder sowie den sechsmaligen MotoGP-Weltmeister Marc Marquez und schließlich – im zweiten Versuch – auch noch den zweimaligen und amtierenden MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia.
Nach seinen vier gelungenen Manövern fuhr Acosta in der vorletzten Runde des Rennens an vierter Stelle. Den dritten Platz bekam er geschenkt, als Aprilia-Pilot Maverick Vinales eingangs der letzten Runde aufgrund eines Getriebeschadens stürzte. Binder und Miller hatten am Schluss keine Chance mehr gegen Acosta. Und Bagnaia und Marquez nahmen sich mit einer Kollision gegenseitig aus der Entscheidung.
Acostas erste Reaktion im Parc Ferme nach seinem ersten MotoGP-Podestplatz lautete: „Zum heutigen Tag kann ich gar nichts weiter sagen! Das Team hat fantastisch gearbeitet, das Motorrad war bis zum Ende des Rennens perfekt.“ In Anspielung auf seine kleineren Probleme beim Saisonauftakt vor zwei Wochen in Katar sagte der Rookie: „Heute war es nicht der Reifen, heute war es nicht der Arm!“
Im Interview mit MotoGP-Promoter Dorna Sports nach dem Rennen und auch in der Pressekonferenz der Top 3, in der er neben Sieger Jorge Martin und dem Zweitplatzierten Enea Bastianini saß, äußert sich Acosta noch etwas ausführlicher darüber, wie es ihm am Sonntag erging und was er im Kampf mit den Stars der MotoGP-Szene gelernt hat.
„Das Duell mit ‚Pecco‘ habe ich am meisten genossen“, erinnert sich Acosta, wie er Titelverteidiger Francesco „Pecco“ Bagnaia zunächst rundenlang folgte, um ihn dann in Kurve 2 mit einem abgekochten Manöver zu überholen.
„Ich fuhr viele Runden hinter ihm und habe viele Dinge gelernt, etwa wie er seinen Körper einsetzt, um Grip zu bekommen und was er macht, um die Reifen nicht zu zerstören. An Sonntagen ist er in dieser Hinsicht einer der Besten überhaupt. Deshalb habe ich es sehr genossen, von ihm zu lernen“, so Acosta, dessen erster Angriff auf Bagnaia in Kurve 1 noch nicht von Erfolg gekrönt war.
Aber nachdem er genug gelernt hatte, blies Acosta zum zweiten Mal zum Angriff auf Bagnaia. In Kurve 2 der 21. von 25 Runden stach der Rookie innen rein, war aber einen Tick zu schnell. Weil ihm das klar war und er sofort antizipierte, dass Bagnaia am Kurvenausgang innen kontern würde, zog Acosta sofort nach rechts rüber. Bagnaia musste nachgeben.
Bagnaias Einschätzung nach dem Rennen lautet wie folgt: „Ich wollte eigentlich vorne bleiben. Als Pedro mich angriff, war er zu schnell. Er hatte eine starke Pace. Er rutschte stark, war aber wirklich schnell.“
Mit seinem am Sonntag eingefahrenen dritten Platz im Alter von 19 Jahren und 304 Tagen ist Acosta der drittjüngste Fahrer mit Podestplatz in der Geschichte der Königsklasse. In der seit 2002 laufenden MotoGP-Ära ist der damit sogar der jüngste, denn die beiden, die bei ihrem ersten Podestplatz in der Königsklasse noch jünger waren, haben das vor vielen Jahrzehnten geschafft.
Eduardo Salatino (Argentinien) fuhr bei seinem Heim-Grand-Prix im Jahr 1962 im Alter von 19 Jahren und 274 Tagen auf das Zweiter auf das Podium. Und der Jüngste, dem dies gelang, ist Randy Mamola. Der US-Amerikaner wurde beim Grand Prix von Finnland 1979 im Alter von 19 Jahren und 261 Tagen seinerseits Zweiter.
Was Acosta betrifft, so ist er trotz des Hypes um seine Person auch nach seinem ersten Podestplatz sofort bemüht, einzuordnen: „Wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Das war jetzt ein richtig schönes Wochenende hier. Aber wer weiß, vielleicht läuft es in Amerika (Austin; Anm. d. Red.) oder in Jerez nicht so gut. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass jedes Rennen für uns zunächst ein Fragezeichen sein wird. Ich muss ja die meisten der Strecken mit einem MotoGP-Bike erst noch kennenlernen.“
Was Acosta weiß, das ist den Verdienst seines Umfelds zu schätzen. „Ich muss dem Team wirklich ein großes Lob aussprechen“, sagt er. „An einem Rennwochenende bin ich nicht gerade der einfachste Mensch im Umgang, aber sie arbeiten wie verrückt für mich. Jeden Morgen habe ich 20 Nachrichten von meinem Dateningenieur und von meinem Crewchief auf meinem Telefon, um viele Dinge verstehen und prüfen zu können. Sie arbeiten wirklich unglaublich.“
„Man darf nicht vergessen, dass ich am Freitagnachmittag noch nicht für Q2 qualifiziert war“, erinnert Acosta und stuft das Portimao-Wochenende als „das erste herausfordernde Wochenende“ ein. Warum? „Weil es eine neue Strecke für uns war.“ Damit meint der 19-jährige Tech3-Pilot, dass er auf dem Lusail International Circuit in Katar, wo vor zwei Wochen der Saisonauftakt stattfand, bereits im Rahmen der Wintertestfahrten proben konnte.
Text von Mario Fritzsche
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