Pol Espargaro - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Pol Espargaro sieht in der MotoGP eine Entwicklung, die ihm nicht gefällt

(Motorsport-Total.com) – Mit seinen 32 Jahren ist Pol Espargaro einer der dienstältesten MotoGP-Piloten.

Seit 2014 tritt der Spanier in der Königsklasse an, hat also zehn Saisons auf dem Buckel, fuhr Yamaha, KTM und Honda. Zum Vergleich damals mit heute sagt er: „Es ist wie Tag und Nacht. Es ist physischer geworden.“

„Natürlich ist die M1 das Motorrad, dass körperlich am wenigsten anspruchsvoll ist“, blickt Espargaro auf seine Jahre bei Tech-3-Yamaha zurück. „Aber es stimmt, dass die Kategorie an sich mit all der Technologie anspruchsvoller geworden ist, und das nicht nur körperlich, sondern vor allem auch mental.“

„Man muss während des Fahrens sehr viel beachten – mit den ganzen Devices. Allein das Startprocedere ist eine Herausforderung“, betont er. „Und dann muss man auch sehr viel akkurater sein, weil der Unterschied zwischen den Fahrern so klein ist.“

„Eine halbe Zehntelsekunde entscheidet darüber, ob du das Q2 erreichst oder raus bist. Es ist wichtig, dass man mit der Elektronik auf den Punkt genau ist.“ Dabei bleibe aber eine Sache aus Sicht von Espargaro auf der Strecke: der Spaß.

„Nein, es macht nicht mehr Spaß. Es macht die Kategorie enger, was es für uns und für die Leute draußen spaßiger macht. Aber für die Fahrer bedeutet es nicht mehr Spaß, sondern vor allem mehr Stress“, sagt der Spanier. Um das zu ändern, müsste die Entwicklung vor allem in einem Bereich zurückgeschraubt werden.

Espargaro: Aerodynamik nimmt zu viel Platz ein
„Man sollte es mit der Aerodynamik nicht so übertreiben. Das Problem ist, dass zu Beginn niemand damit gerechnet hat, dass es mal so ein großes Thema werden würde. Hätte man es gleich verboten, wären wir jetzt nicht an diesem Punkt“, so Espargaro.

„Mittlerweile werden viele Ressourcen in diesen Bereich gesteckt, und das wird noch weiter zunehmen. Es erhöht den Topspeed der Motorräder, es verbessert die Beschleunigung, das Turning und das Abbremsen, ohne dass man dafür das Chassis oder den Motor verändert. Es ist also ein sehr großes Thema geworden.“

„Vielleicht wäre für den Wettbewerb ein Verbot von Anfang an besser gewesen, aber so etwas kann man nicht vorhersehen“, weiß der Spanier. Mit den Maschinen von heute, ihren Flügelelementen und Devices, werde aber nicht nur die Physis herausgefordert. „Es ist auch einfach viel stressiger auf dem Motorrad.“

„Man muss während des Fahrens sehr viel anpassen, aktivieren und wieder deaktivieren. Es sind sehr viele Systeme am Laufen und das macht es sehr stressig“, sagt der 32-Jährige.

„Dann haben wir jetzt auch noch zwei Rennen pro Wochenende. Mit diesem Zeitplan ist nicht nur physisch, sondern vor allem mental stressig. Dadurch wird es auch immer schwieriger, so viele Jahre wie bisher in der MotoGP zu bleiben.“

„Wir haben ja gesehen, wie viele Verletzungen es gab. Und mit 20, 22 Jahren ist es einfacher, sich davon zu erholen. Aber wenn man um die 30 Jahre alt ist, kann ich aus Erfahrung sagen, dass es alles andere als einfach ist.“ Espargaro verletzte sich Anfang der Saison selbst schwer und musste lange pausieren.

Auch Zarco sagt: „Natürlich ist es härter geworden“
Noch immer arbeitet er daran, seine alte Form wiederzufinden. Seinen Stammplatz in der MotoGP hat er für 2024 verloren und wird bei KTM als Test- und Ersatzfahrer fungieren.

Zwar sind auch einige Wildcards geplant. Den Stress eines vollen Rennkalenders wird Espargaro aber nicht haben – anders als Johann Zarco, der sich 2024 nach seinem Wechsel von Pramac-Ducati zu LCR-Honda auf ein neues Team und Bike einstellen muss.

„Jetzt bin ich in dieser Kategorie angekommen. Ich habe eine andere Herangehensweise. Aber es ist natürlich härter geworden“, sagt Zarco auf die Frage, was für ihn den Unterschied von damals, als er in der MotoGP anfing, zu haute ausmacht.

„Man muss sich auf die Intensität der Wochenenden gut vorbereiten, jetzt wo es den Sprint am Samstag und das lange Rennen am Sonntag gibt. Die Reifen sind konstanter als noch vor sechs Jahren. In der Vergangenheit konnte man einen Unterschied machen zwischen einem neuen und einem gebrauchten Reifen.“

„Es scheint, dass man diesen Unterschied jetzt schwerer machen kann. Es hat sich alles sehr weiterentwickelt. Ich bin happy, immer noch ein Teil davon zu sein. Aber mit all den Rennen, die wir im Jahr haben, muss man seinen Rhythmus finden. Das ist das Wichtigste, um durchgehend zu performen“, so der Franzose.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Lewis Duncan

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