(Motorsport-Total.com) – Als Pol Espargaro im Frühling 2020 für Honda unterschrieben hat, hatte er große Hoffnungen.
Er wollte sich mit Marc Marquez auf dem besten Motorrad messen. Er träumte von Siegen und der Chance auf den Weltmeistertitel. Aber es kam alles anders.
Marquez verletzte sich. Honda verlor den Anschluss an die Konkurrenz. Als Espargaro 2021 schließlich zum Team stieß, fand er sich in einer schwierigen Saison wieder. Das Motorrad passte auch nicht zu seinem Fahrstil.
In der ersten Saison eroberte er in Silverstone eine Poleposition. Und in Misano 2 wurde er hinter Marquez Zweiter. Honda baute für 2022 ein neues Motorrad, das zunächst gut zu Espargaro passte. Er startete mit Platz drei in Katar ins Jahr. Die Euphorie war groß.
Aber es blieb sein einziges Highlight. Im weiteren Saisonverlauf gelang ihm nur noch ein Top-10-Ergebnis. „Es waren die zwei schwierigsten Jahre meiner sportlichen Karriere“, blickt er zurück. „Es hat auch mein persönliches Leben beeinflusst.“
„Daheim habe ich zwei Töchter. Die Zeit mit ihnen zu genießen, während ich so schlechte Resultate hatte, war für mich sehr schwierig. Man lernt natürlich, wie man mit diesen schlechten Momenten umgehen muss. Man genießt mehr die guten Momente.“
„Manchmal gewöhnt man sich an gute Momente und genießt sie nicht. Wenn man tief im Loch steckt, dann realisiert man, wie sehr man die schönen Zeiten genießen muss, denn sie sind selten. Hoffentlich kann ich die nächsten beiden Jahre mehr genießen.“
Honda konzentriert Entwicklung auf Marquez
Als sich im Frühling abzeichnete, dass Honda und Espargaro getrennte Wege gehen würden, wurde er nicht mehr in die Entwicklung eingebunden. Neue Teile bekam Takaaki Nakagami. Und im Herbst wurde dann die Arbeit für die Zukunft mit Marquez intensiviert.
„Ich habe das Gefühl, dass ich nur ein Jahr Werksfahrer war“, sagt Espargaro. „In diesem Jahr hatte ich jedes Wochenende die gleichen Probleme. Normalerweise sucht man eine Lösung. Jeder Fahrer hat einen anderen Fahrstil. Deshalb muss man das Motorrad anpassen.“
„Nur so kann man sich verbessern. Das war nicht der Fall. Deshalb hat mich die Situation traurig gemacht, weil ich denke, dass ich großes Potenzial habe. Bei den Wintertests zählte ich zu den stärksten Fahrern und auch in Katar.“
„Das ist die MotoGP. Es ist normal, dass Probleme auftreten. Man muss Dinge verbessern, um besser zu werden. Aber das ist in meinem Fall nicht passiert. Das ist der Grund, warum ich weiterhin so große Probleme hatte.“
„Ich habe bei Honda andere Arbeitsweisen gesehen. Das hätte ich nicht erwartet, wenn ich ehrlich bin. Ich war vier Jahre bei KTM die Arbeitsweise einer europäischen Marke gewöhnt. Sie arbeiten anders. Vielleicht habe ich vergessen, wie die Japaner arbeiten und wie ihre Philosophie ist.“
Honda hat mit ihm „Zeit und Geld“ verschwendet
Obwohl zu Saisonbeginn 2020 klar war, dass Espargaro KTM mit Jahresende verlassen würde, wurde mit Hochdruck gearbeitet. Er eroberte zwei Polepositions und fünf dritte Plätze. Als WM-Fünfter war Espargaro auch der beste KTM-Fahrer in der Endabrechnung.
Er war bis zum Schluss in die Entwicklung eingebunden: „In Valencia habe ich für sie zum ersten Mal das Ride-Height-System probiert. Das ist jetzt eine wichtige Entwicklung. Ich habe das im letzten Rennen für sie getestet und geholfen, es zu verbessern.“
„Ich glaube, Honda macht es falsch. Aber ich bin nicht derjenige, der ihnen sagen kann, wie sie etwas tun müssen. Ich bin nur der Fahrer und fahre das Motorrad. Ja, es ist schwierig zu akzeptieren. Aber ich bin nur jemand, den sie bezahlen, um das Motorrad zu fahren.“
„Ich mache, was sie wollen. Natürlich gefällt mir das nicht. Ich habe das Gefühl, dass sie mit mir Zeit und Geld verschwendet haben, denn ich hätte voll motiviert sein können und die Dinge mehr genießen können.“
Alberto Puig: „Pol hat nie aufgegeben“
Sein letztes Honda-Rennen beendete Espargaro mit einem Sturz. „Wir haben immer gesagt“, meint Teamchef Alberto Puig, „dass es Pol immer probiert hat. Sein Einsatz stand nie im Zweifel. Er hat mit dem Motorrad nie die Balance gefunden.“
„Es stimmt, dass ihm das Motorrad auch nicht geholfen hat. Wir können ihm für die Ergebnisse nicht die Schuld geben. Leider war die Situation und unsere Zeit gemeinsam nicht wie erwartet. Wer werden ihn immer als schnellen Fahrer in Erinnerung behalten, der nie aufgegeben hat.“
Nimmt Espargaro auch gute Erinnerungen von Honda mit? „Die Jungs in der Box waren sehr nett. Sie haben nie aufgegeben, mich zu unterstützen. Das nehme ich als Gutes mit. Wenn es schlecht läuft, sieht man den wahren Charakter der Leute.“
„Es sind gemischte Gefühle. Es ist traurig, meine Crew zu verlassen. Sie haben mich immer unterstützt. Aber auf der anderen Seite möchte ich dieses Kapitel meiner Karriere beenden. Aus sportlicher Sicht war es super schlecht. Es ist auch eine Erleichterung.“
In den nächsten beiden Jahren fährt Espargaro für das Tech-3-GasGas-Team. Beim Valencia-Test strahlte er über das ganze Gesicht, denn die KTM passt ihm viel besser.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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