(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez hat zu Beginn des Mugello-Wochenendes klargestellt, dass ein Wechsel ins Pramac-Team für ihn „keine Option“ ist.
Für ihn kommt entweder ein Verbleib bei Gresini infrage, oder ein Wechsel ins Ducati-Werksteam. Allerdings zeichnet sich ab, dass Jorge Martin diesen Platz erhalten wird.
Für Marquez ist auch klar, dass er im nächsten Jahr die Desmosedici GP25 haben will, um mit dem gleichen Motorrad gegen Francesco Bagnaia und Martin zu kämpfen. Momentan hat Pramac neben dem Werksteam zwei aktuelle Motorräder.
Zieht Pramac die Option einer Vertragsverlängerung mit Ducati, dann würde Pramac auch in den kommenden beiden Jahren das aktuelle Motorrad erhalten. Allerdings liegt auch ein gut dotiertes Angebot von Yamaha auf dem Tisch.
Um Pramac zu halten und Marquez eine GP25 bereitstellen zu können, soll Ducati in den vergangenen Wochen versucht haben, Marquez zu einem Wechsel zu Pramac zu bewegen. Bei Campinoti soll Marquez auch der Wunschfahrer sein, um weiterhin einen Siegfahrer zu haben.
Das könnte eine Bedingung sein, um bei Ducati zu bleiben. Nun kam von Marquez die klare Absage an Pramac. Einerseits hat er festgehalten, dass er nicht von einem Satellitenteam zu einem anderen wechseln will. Dem Vernehmen nach sieht er Pramac nicht als Premium-Team.
Die Situation lies die Wogen im Paddock hochgehen. „Er ist derjenige, der uns abgesagt hat“, sagt Campinoti bei Sky Italien. „Wir haben glücklicherweise den Fahrer, der die WM anführt. Im Vorjahr wurden wir erst im letzten Rennen WM-Zweiter und haben die Team-WM gewonnen.“
„Es ist sein Problem, nicht unseres“, sagt Campinoti und fügt hinzu: „Wir sind 22 Jahre ohne Marquez ausgekommen und werden das auch im nächsten Jahr tun. Wenn jemand nicht zu uns kommen will, dann ist das sein Problem.“
„Man muss Marc danach fragen, denn das war sein Statement. Er hat gesagt, dass er in einem Siegerteam sein will, und ich denke, das haben wir bewiesen. Seine Optionen B und C haben in den vergangenen Jahren nicht viele WM-Titel gewonnen. Es ist seine Entscheidung, nicht meine.“
Mauro Grassilli: „Für Marquez-Statement nicht bereit gewesen“
Im Ducati-Lager versucht man die aufgeheizte Situation etwas zu entschärfen. Ducati-Sportdirektor Mauro Grassilli sagt bei Sky Italien über Marquez und Pramac: „Für diese Statements waren wir nicht bereit. Wir können nicht immer wissen, was die Fahrer sagen werden.“
„Sie sind besondere und super intelligente Leute. Sie sagen, was sie in einem bestimmten Moment fühlen. Es ist ein heikler Moment der Saison. Jeder Fahrer versucht die beste Strategie für sich selbst und seine Zukunft zu finden.“
„Deshalb hat uns sein Statement nicht überrascht. Wir haben das zur Kenntnis genommen. Pramac ist ein formidables Team. Sie haben das offizielle Motorrad und das Team wird von Profis geführt.“ Das Ducati-Management scheint momentan Passagier zu sein.
Denn einerseits muss man auf Campinotis Entscheidung warten, ob er den Vertrag verlängert. Andererseits macht Marquez Druck. Eine entscheidende Frage ist, ob Campinoti aufgrund der Marquez-Absage nun tatsächlich zu Yamaha wechselt.
Denn dann wären im nächsten Jahr zwei GP25 frei, wovon eine womöglich zu Marquez ins Gresini-Team gehen könnte. Bei dieser Konstellation hätte Ducati sein Nummer-1-Satellitenteam verloren, aber Marquez weiterhin im Aufgebot.
Wann gibt es eine Entscheidung?
„Wir haben noch nichts entschieden und warten“, sagt Campinoti. Worauf? „Auf Ducatis Entscheidung. Dann werden wir uns entsprechend bewegen. Ehrlich gesagt, wir freuen uns, dass wir umworben werden.“
„Das Team ist in den vergangenen Jahren gewachsen und ist amtierender Weltmeister. Ich denke, es ist normal, dass jemand an uns Interesse hat. Wir sind bei Ducati, wir haben einen Vertrag. Ich wiederhole: Wir werden ihre Entscheidungen abwarten und entsprechend handeln.“
Zunächst hieß es, dass Ducati in Mugello eine Entscheidung verkünden wird. Dann wurde alles abgeblasen. Nun äußert sich Grassilli so: „Das wird nächste Woche sicherlich Thema in den Meetings mit Dall’Igna und Domenicali sein.“
„Ich habe immer gesagt, dass wir bis Sommer eine Antwort haben. Ich habe auch von Kasachstan (wäre Mitte Juni geplant gewesen; Anm. d. Red.) gesprochen, aber das wurde verschoben. Wir nehmen uns Zeit. Ich erwarte, dass Paolo und Pramac die nächste beiden Jahre bei uns bleiben.“
Marc Marquez zur aufgeheizten Situation: „Habe das gesucht“
In diesem Szenario würde Marquez keine GP25 erhalten. Pramac-Teammanager Gino Borsoi hält bei DAZN Spanien fest: „Wir haben die beiden offiziellen Ducatis und werden im nächsten Jahr genauso weitermachen.“
Aber Gresini-Teammanager Michele Masini meint gegenüber MotoGP.com: „Auch wir warten auf die Entscheidung von Ducati. Momentan blicke ich nicht auf die Aussagen von Pramac, denn es ist eine Ducati-Entscheidung.“
Und was meint Marquez zu dieser aufgeheizten Situation, in der auch er eine wesentliche Rolle spielt? „Ich habe das hier gesucht. Deshalb habe ich mich für einen Einjahresvertrag mit Gresini entschieden, denn im Vorjahr habe ich an mich und mein Potenzial geglaubt.“
„Wenn man sein Potenzial zeigt und schnell ist, dann hat man Optionen. Glücklicherweise habe ich verschiedene Optionen. Aber natürlich habe ich Prioritäten. Die Leute, die davon wissen müssen, kennen sie. Sie wissen, was ich brauche, um mich wohlzufühlen. Sie kennen meine Prioritäten.“
Pramac ist nicht seine Priorität. Das kann Martin nicht ganz nachvollziehen. „Es gibt nicht mehr zu sagen“, meint der WM-Führende. „Im Vorjahr war es das beste Team. Mehr gibt es nicht zu sagen. Momentan ist es das beste MotoGP-Team.“
„Gino hat gesagt, dass das Team mit Ducati weitermachen wird. Die Gerüchte beeinflussen niemanden. Dem Team ist es egal, ob sie mit Ducati, Yamaha oder Kawasaki arbeiten.“ Zur Marquez-Absage meint Martin nur: „Man muss ihn fragen.“
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare