Paolo Campinoti - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Paolo Campinoti ist mit den jüngsten Ducati-Entscheidungen nicht einverstanden

(Motorsport-Total.com) – Dass sich mit Pramac der aktuelle Teamweltmeister von Ducati verabschiedet und zu Yamaha wechselt, ist ein Paukenschlag im MotoGP-Fahrerlager. Pramac-Chef Paolo Campinoti ist mit den jüngsten Entscheidungen des Ducati-Managements nicht einverstanden.

„Wir waren das Nachwuchsteam und unser Traum war es immer, junge Fahrer für das Werksteam auszubilden“, betont Campinoti bei MotoGP.com. „Das war unsere Mission, die wir schon mehrmals geschafft haben. Martin wäre der bessere Kandidat gewesen.“

Der Italiener hätte also Jorge Martin im Ducati-Werksteam gesehen. War also die Entscheidung für Marc Marquez der Auslöser für Pramacs Trennung von Ducati? „Das war einer der Auslöser“, nickt Campinoti. „Es gibt Entscheidungen, mit denen wir nicht übereinstimmen.“

„Unser Ziel war es, einen jungen Fahrer auf das nächste Level zu bringen. Wenn nicht geschätzt wird, was man tut. Yamaha ist eine tolle Möglichkeit, denn sie teilen unsere Ambitionen. Deshalb haben wir uns dafür entschieden. Es war Zeit für den Wechsel.“

Bei Yamaha wird das Pramac-Team das gleiche Material wie das Werksteam erhalten. Für Yamaha ist es wichtig, wieder vier Motorräder im Feld zu haben. Denn Daten und die Datenanalyse sind in der MotoGP extrem bedeutend geworden.

Yamaha befindet sich im Aufbauprozess. Pramac wird Teil davon werden. „Resultate sind eine Sache“, sagt Yamaha-Manager Lin Jarvis bei MotoGP.com. „Natürlich sind sie wichtig, aber man hat fünf Hersteller und 22 Fahrer im Feld. Nicht jeder kann gewinnen.“

„Man braucht ein Projekt an das man glaubt, und man muss sich mit seinem Partner wohlfühlen. Man muss zusammenarbeiten und etwas gemeinsam aufbauen. Das ist im gemeinsamen Interesse. Wir haben sehr offen und realistisch unser Projekt erklärt und was wir bereit sind zu investieren.“

„Sie waren lange bei Ducati und hatten viele Erfolge, aber meiner Meinung nach hat etwas gefehlt, sodass sie offen für ein Angebot geworden sind“, spricht Jarvis die Differenzen zwischen Campinoti und dem Ducati-Management an.

„Realistisch gesehen geht es nicht darum, dass wir im nächsten Jahr mit Pramac die Weltmeisterschaft gewinnen. Wir sind uns genau bewusst wo wir stehen, nämlich in einem Wiederaufbauprozess“, betont der Brite.

Nachdem der Vertrag zwischen Pramac und Yamaha unterschrieben ist, geht es an die konkreten Planungen für das nächste Jahr. Das betrifft einerseits Ingenieure, aber andererseits natürlich auch die Fahrer.

Test für Andrea Iannone unwahrscheinlich
Campinoti hat den Namen Andrea Iannone ins Spiel gebracht. Nach seiner vierjährigen Dopingsperre hat sich der Italiener in der Superbike-WM mit dem GoEleven-Team zurückgemeldet. Mit dann 35 Jahren wäre er im nächsten Jahr der älteste Fahrer im MotoGP-Feld.

„Ich habe zu Andrea ein persönliches Verhältnis, aber ich möchte keine Illusionen machen“, sagt Campinoti. „Ich weiß es nicht. Wenn ihm Yamaha ermöglicht, das Motorrad zu probieren, dann wäre ich sehr glücklich. Aber das ist nicht meine Entscheidung.“

Jarvis sieht Iannone aber nicht als realistischen Kandidaten: „Ob Andrea Iannone in der MotoGP konkurrenzfähig wäre, ist schwierig zu sagen. Momentan ist auch schwierig zu sagen, ob wir mit ihm einen Test machen können.“

Absage an Toprak Razgatlioglu
Auch Toprak Razgatlioglu hat jüngst sein Interesse an der MotoGP bekundet. Wäre er ein Kandidat für Pramac-Yamaha? „BMW hat klargemacht, dass sie einen Vertrag mit Toprak haben“, sagt Jarvis über diese Gerüchte.

Er meint: „Deshalb glaube ich, dass die Chance sehr gering ist, dass wir Toprak im nächsten Jahr hier im Paddock sehen werden. Ich glaube nicht, dass das für 2025 eine realistische Option ist. Ich würde sagen, dass wir uns nach Kandidaten in diesem Paddock umsehen werden.“

Bezüglich Razgatlioglu wird Campinoti noch deutlicher: „Das ist nur Klatsch. Das wird zu 100 Prozent nicht passieren.“ Also kommt für Pramac-Yamaha nur jemand aus dem MotoGP-Fahrerlager infrage.

Welche Fahrer kommen für Pramac-Yamaha infrage?
Da wäre zum Beispiel Franco Morbidelli. Wäre für ihn ein Verbleib bei Pramac und eine Rückkehr zu Yamaha denkbar? „Ich bin mir diesbezüglich nicht sicher“, sagt er über die neue Partnerschaft Pramac und Yamaha.

„Als Profi muss man jede Möglichkeit in Betracht ziehen, vor allem in meiner Position. Ja, es läuft gut, doch ich bin nicht länger einer der Spitzenfahrer. Ich arbeite daran, wieder einer der Spitzenfahrer zu sein. Doch da bin ich noch nicht.“

„Wenn man sich in dieser Situation befindet, dann muss man alle Möglichkeiten ausloten. Im Moment konzentriere ich mich aber voll auf die Gegenwart mit Ducati. Die Zukunft sieht vielversprechend aus, weil wir wieder in Richtung der Spitze kommen.“

Dass Morbidelli für Pramac-Yamaha fahren wird, gilt als praktisch ausgeschlossen. Ist ein Wechsel zu VR46 seine beste Option? „Ja“, sagt der Italiener. „Die Ducati ist ein tolles Bike, das beste im Feld. Da Marco [Bezzecchi] wechselt, gibt es einen freien Platz, der sehr reizvoll ist.“

Di Giannantonio ein Wunschfahrer
Ein Name, der von Campinoti als Wunschfahrer genannt wurde, ist Fabio Di Giannantonio. Sollte er zu Pramac-Yamaha wechseln, dann wäre bei VR46 der Weg für die Fahrerpaarung Fermin Aldeguer und Morbidelli frei.

Was sagt „Diggia“ zu Pramac-Yamaha? „Vor acht Monaten war ich in einer komplett anderen Situation“, denkt der Italiener zurück, als er fast vor dem MotoGP-Aus gestanden ist. Mit Leistungen wie in Assen hat er sich in die Notizbücher der Teamchefs geschrieben.

„Ich bin super glücklich, dass mich momentan viele Teams haben wollen. Mein persönliches Team kümmert sich um meine Zukunft. Ich möchte in einem Projekt sein, mit dem ich im nächsten Jahr gewinnen kann. Ich werde mir alles anhören und dann entscheiden.“

Ein weiterer Name, der für Pramac-Yamaha genannt wurde, ist Alonso Lopez. „Wer weiß“, meint Jarvis bei Sky Italien über den Spanier, der in der Moto2-Klasse für Luca Boscoscuro fährt. „Wir haben schon vor ein paar Jahren gesagt, dass wir an ihm Interesse haben.“

„Wir verfolgen seine Karriere und wenn der richtige Moment für den MotoGP-Aufstieg kommt, werden wir darüber nachdenken. Wir denken an junge Moto2-Fahrer für die Zukunft, aber ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.“

Denn im Vordergrund steht mittelfristig der Aufholprozess. Langfristig gesehen – der Vertrag wurde für sieben Jahre geschlossen – will Yamaha mit Pramac ein Juniorteam aufbauen. Die Überlegungen betreffen auch die Moto2-Klasse.

Das Yamaha-Nachwuchsteam in der Moto2-Klasse wird derzeit in Kooperation mit VR46 betrieben. Pramac könnte in Zukunft diese Rolle übernehmen und sich um den Einsatz des Rennstalls und die Nachwuchsfahrer kümmern.

„Neben der MotoGP umfasst unsere Zusammenarbeit auch ein zukünftiges Moto2-Projekt“, hält Jarvis fest, „um eine Plattform für zukünftige MotoGP-Fahrer zu bieten. Es ist noch zu früh, um Details zu diesem Programm zu nennen, da es in den kommenden Monaten entwickelt wird.“

Text von Gerald Dirnbeck

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