(Motorsport-Total.com) – Beim Grand Prix von Malaysia in Sepang war das Q1 erneut prominent besetzt. Mit dabei war auch Ex-Champion Marc Marquez (Honda), der wie gewohnt auf der Suche nach einem schnellen Hinterrad war.
Dieses Mal fiel seine Wahl auf Franco Morbidelli (Yamaha), der beim zweiten Versuch aber keine Lust hatte, die Startnummer 93 zu einer schnellen Runde zu ziehen.
Es kam zu einer bizarren Szene. Morbidelli nahm immer wieder das Tempo heraus und winkte Marquez mit seinem Finger heran. Schlussendlich sollten beide den Einzug ins Q2 verpassen. Marquez‘ Qualifying endete mit einem Sturz und Startplatz 20. Morbidelli qualifizierte sich für Startplatz 15.
Morbidelli rechtfertigt sein Manöver: „Ich dachte mir, dass es nicht besonders schlau ist, ihn ein zweites Mal zu ziehen. Ich zog ihn beim ersten Versuch und dachte mir, dass das ausreichend ist. Beim zweiten Versuch wollte ich es ins Q2 schaffen. Ich wollte vermeiden, eine Position zu verlieren, weil ich ihn ziehe. Das übliche Q1/Q2-Spielchen.“
Marquez nahm das verpatzte Qualifying mit Humor, auch wenn er sich bewusst war, zu lange hinter Morbidelli gewartet zu haben. „Ja, wir haben uns auf dieses Spiel eingelassen. Das passiert, wenn zwei Fahrer aufeinandertreffen, die sich in einer schwierigen Phase befinden und nicht von sich selbst überzeugt sind. Er attackierte nicht, ich attackierte nicht“, kommentiert der HRC-Pilot.
„Es war schade, weil ich im zweiten Freien Training eigentlich einen guten Rhythmus fuhr. Doch wir attackierten nicht. Als ich dann das Tempo anzog, folgte er mir. Ich lief aber zu zeitig auf Augusto (Fernandez) auf. Er ging in Kurve 2 vom Gas. Beim Versuch, Augusto zu überholen, stürzte ich“, beschreibt Marquez das enttäuschende Q1 in Sepang.
Hinterherfahren im Qualifying laut Marc Marquez kein Problem
„Er startete auch nur von P15. Wir haben unser Wochenende im Qualifying ruiniert“, schmunzelt Marquez, der das Hinterherfahren im Qualifying nicht als Problem ansieht: „Es passierte in der Vergangenheit, es passiert jetzt und wird auch in der Zukunft passieren.“
„Ich hoffe, dass die anderen Fahrer im kommenden Jahr mir folgen. Das wäre ein gutes Zeichen. Ich würde es dann akzeptieren. Es ist aber normal, dass ein langsamer Fahrer einem schnellen Fahrer folgt“, erklärt Marquez.
„Ich erinnere mich, wie Iannone und andere Fahrer immer wieder mir folgten und ich das akzeptierte. Damals konnte ich attackieren, weil ich von mir selbst überzeugt war“, blickt Marquez auf die besseren Jahre seiner MotoGP-Karriere zurück. „Jetzt bin ich aber nicht schnell genug und kann nicht attackieren“, bedauert der Spanier.
Franco Morbidelli beklagt mangelnden Respekt unter den Fahrern
Die Sichtweise von Marquez kann Morbidelli nicht teilen. Der Italiener wünscht sich, dass das Hinterherfahren aufhört. „Vielleicht sollten wir über Lösungen nachdenken, um das zu vermeiden. Das wäre möglich. Doch ich habe im Moment keine Lösung dafür“, grübelt er.
Doch etwas mehr Respekt unter den Fahrern könnte das Problem auch ohne komplizierte Regel beheben. „Früher waren lediglich die finalen drei Rennrunden die Phase, in der die Fahrer weniger Respekt voreinander hatten. Jetzt ist das am kompletten Wochenende der Fall – ab der ersten Runde des Wochenendes bis zur letzten“, stellt Morbidelli fest.
Es gibt viele Gründe für das Verhalten der Fahrer. Die geringen Unterschiede sind ein Faktor. Zudem stehen die Fahrer unter großem Druck und müssen an jedem Wochenende Ergebnisse vorweisen.
„Der Druck ist riesig und der Respekt für die Gegner ist nicht vorhanden. Jeder Gegner ist ein Feind. So ist es heutzutage“, bedauert Morbidelli.
Text von Sebastian Fränzschky
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