(Motorsport-Total.com) – In Jerez qualifizierte sich Fabio Quartararo bisher nie schlechter als auf Startplatz zwei, seit er in der MotoGP fährt.
Dass diese Erfolgsserie auch 2023 anhält, ist nach dem Trainingsfreitag zum Grand Prix von Spanien jedoch unwahrscheinlich.
Der Yamaha-Pilot kam nach zwei Trainings nicht über Platz 16 hinaus. Sein Rückstand auf die Bestzeit von Aprilia-Rivale Aleix Espargaro lag bei 0,797 Sekunden. Auf den zehnten Platz und damit den direkten Einzug in Q2 fehlten viereinhalb Zehntel.
Anders als viele Konkurrenten hatte Quartararo am Vormittag bei noch etwas kühleren Temperaturen auf einen Schlussangriff mit frischen Reifen verzichtet und stand auf Platz 18 deswegen unter Zugzwang. Als einen Fehler sieht der Franzose den Verzicht auf einen Zeitangriff im ersten Training aber nicht an.
„Fast jeder hat sich am Nachmittag verbessert. Ich denke deshalb, das hätte nicht wirklich etwas an dem Problem geändert, das wir momentan haben. Ich glaube also nicht, dass es eine falsche Entscheidung war“, kommentiert er die Strategie.
Dass er den direkten Sprung in Q2 so deutlich verpasste, liege vor allem daran, dass er den ganzen Tag über kein gutes Gefühl auf dem Motorrad aufbauen konnte.
Quartararo ständig in Sturzgefahr
„Jedes Mal, wenn ich in eine Kurve fuhr, war ich mir nicht sicher, ob ich da wieder heil herauskomme. Auf meiner letzten Runde lag ich zwar auf Verbesserungskurs, aber war einfach überall am Limit und in Kurve 7 rutschte mir dann das Vorderrad weg und ich musste aufmachen“, erklärt Quartararo frustriert.
„Das Problem ist, dass wir nicht wissen, warum wir so langsam sind. Das Motorrad ist sehr aggressiv, es fehlt uns vor allem beim Turning.“ Und das auf einer Strecke, auf der Yamaha gerade seine Stärke in den Kurven oft ausspielen konnte.
Doch der Weltmeister von 2021 hält fest: „Um ehrlich zu sein, verlieren wir hier jedes Jahr unsere Stärken aus der Vergangenheit. Das Turning und der Kurvenspeed, die wir vor vier Jahren hatten, waren besser, stabiler. Das ist es, was wir verloren haben.“
„Der Topsspeed ist hier wiederum nicht so schlecht. Man kommt aus schnellen Kurven und hat nicht so viel Wheelie, was hilft. Aber das ist nicht nur das Problem.“
„Es sind viele andere Dinge, und eines davon ist, dass der Kurvenspeed, den wir erreichen, nicht gut ist und das Motorrad super aggressiv ist – nicht weil wir so schnell fahren. Wir sind gar nicht so schnell, aber das Motorrad verhält sich trotzdem nervös.“
Performance wie 2022 aktuell unmöglich
Abschreiben will Quartararo das Wochenende aber noch nicht. „Am Morgen waren wir, glaube ich, etwas besser“, sagt der 24-Jährige. Er klammert sich an die Hoffnung, dass er und sein Team bis morgen herausfinden, „warum wir so sehr zu kämpfen haben und wo wir verlieren. Wir hatten noch keine Zeit, das zu überprüfen.“
„Hoffentlich finden wir eine Lösung. Auch an meinem Fahrstil kann ich sicher einiges ändern, um zumindest zu versuchen, besser zu sein.“ Doch an einen Turnaround, der es ihm ermöglicht, ein ähnlich starkes Rennen wie 2021 zu fahren, glaubt er nicht.
„Nein. Es ist schlimm, das zu sagen, aber selbst in puncto Pace sind wir nicht gut“, so Quartararo. Wenn die Pace gut ist und der Zeitangriff schlecht, kann man es trotzdem managen. Aber die Pace ist schlecht. Im Moment ist es also unmöglich, ein Rennen wie im Vorjahr zu fahren.“ Damals verpasste er den Sieg nur knapp.
Genau der Vergleich zu damals sei für ihn so beunruhigend: „In all den Jahren, die ich hier bin, war ich noch nie so schlecht und ich hatte noch nie ein so schlechtes Gefühl.“
Neuer Doppelauspuff bei Morbidelli
„Wir müssen eine Lösung finden und herausfinden, warum wir uns so schwer tun, denn ich fühle mich nicht gut. Und ich hatte keinen Spaß, obwohl ich mich auf dieser Strecke normalerweise sehr wohl fühle.“ In dem Zusammenhang wiederholt Quartararo auch seine Kritik an Yamaha, die zuletzt immer wieder anklang.
„Es ist mein fünftes Jahr in der MotoGP und ich sehe nie eine große Verbesserung. Speziell auf dieser Strecke fahren wir viele Runden und ich werde immer langsamer und langsamer. Wir müssen die Gründe dafür finden, denn so wächst die Frustration.“
Das dürfte auch für Franco Morbidelli gelten, der am Freitag ebenfalls hinterherfuhr. Er landete als 17. direkt hinter Quartararo, hatte aber knapp eine Sekunde Rückstand. Der Italiener testete am Vormittag einen neuen Doppelauspuff von Akrapovic.
Bei Quartararo kam das neue Teil noch nicht zum Einsatz. Er will damit bis Montag warten. Dann absolviert die MotoGP einen offiziellen Testtag auf der Strecke in Jerez.
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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