(Motorsport-Total.com) – Die Erlösung für das Yamaha-Team kam erst sehr spät in der Saison 2018. Im 17. von insgesamt 19 Rennen schlug Maverick Vinales zu.
Der Spanier konnte den Sieg in Phillip Island einfahren, Valentino Rossi ging hingegen komplett leer aus. Damit war die längste Durststrecke in der Geschichte des Teams zwar beendet, dennoch hinkte die Mannschaft als dritte Kraft hinterher. MotoGP-Legende Wayne Rainey ist der Marke nach wie vor verbunden und ist über die Probleme etwas verwundert.
„Es ist interessant, denn das einzige Rennen, zu dem ich hingehe und alle treffe, ist CoTA [US-Grand-Prix]. Und jedes Jahr, wenn ich dort bin, haben alle noch immer die gleichen Probleme wie zu der Zeit, als ich gefahren bin“, lacht der US-Amerikaner im exklusiven Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘. „Alle beklagen sich über zu wenig Traktion beim Bremsen und über zu wenig Grip in Schräglage. Oder es gibt keinen Grip beim Beschleunigen … Es ist so, als würde ich in der Zeit zurückreisen.“
Rainey war von 1988 bis 1993 zu seinem folgenschweren Unfall in Misano in der 500er-Klasse aktiv. Mit Yamaha wurde er dreimal in Folge Weltmeister (1990-1992). Schon damals hatte man die gleichen Probleme, erinnert sich der heute 58-Jährige. „Der einzige Unterschied ist, dass jetzt alle Teams und alle Motorräder – auch hinter den Top 5 – sehr stark sind“, spricht er die enorme Leistungsdichte an.
„Marquez kann mit jedem Motorrad aufs Podium fahren“
Ein Mann sticht dennoch hervor: Weltmeister Marc Marquez. „Man könnte Marquez auf jedes Motorrad im Feld setzen, und er würde damit aufs Podium fahren. Das ist einfach das Level, auf dem er fährt. All diese Bikes sind sehr gut“, ist die MotoGP-Legende überzeugt. In der Konstrukteurs-WM hat Yamaha bis Saisonende 94 Zähler auf Honda verloren, auch in der Team-WM konnte man sich auf Rang drei einsortieren, 47 Punkte hinter dem Marquez-Team.
Schon im Vorjahr kündigte sich die Yamaha-Misere an, vor allem am Kurvenausgang mühten sich Vinales und Rossi ab. Dennoch schafften die Werksfahrer immerhin vier Siege, das Team wurde Zweiter in der Weltmeisterschaft. 2018 markierte das Rennen in Österreich den Tiefpunkt. Die Yamaha-Verantwortlichen sahen sich gezwungen, sich ob der schlechten Leistungen bei ihren Piloten öffentlich zu entschuldigen. Die schwache Ausbeute 2018: ein Sieg, zehn Podestplätze, zwei Pole-Positionen.
„Ich glaube, dass Yamaha in der Vergangenheit immer ein sehr gutes Gesamtpaket hatte. Aber [2018] scheint ihnen das ein bisschen gefehlt zu haben. Zeitweise waren selbst die Tech-3-Bikes schneller als das Werksteam.“ Vor allem Johann Zarco bereitete dem Werksteam Kopfzerbrechen, da er mit einer älteren M1 teilweise vor den Topstars ins Ziel kam.
Das Grundproblem von Yamaha ist weiterhin die Elektronik, die Ducati und Honda besser verstehen und einsetzen. Rainey weiß: „Die Elektronik macht einen Großteil der Performance des Bikes aus. Auch wenn die Elektronik nicht mehr so komplex ist, würde ich mir wünschen, dass sie noch mehr davon wegnehmen. Ich finde, dass es noch immer zu viel Elektronik gibt. Aber andererseits ist es dadurch auch sicherer, denn es gibt nicht mehr so viele Highsider.“
Die Rundenzeiten liegen durch die elektronische Hilfe enger beisammen, was Fahrern mit weniger Talent helfe, so der dreifache Champion. „Einerseits sorgt es dafür, dass das Racing enger wird. Andererseits könnte es aber auch noch aufregender werden [ohne Elektronik], weil die Bikes dann lebhafter wären.“ Der Ex-Rennfahrer hofft, dass die Japaner 2019 die Wende einläuten und mit Rossi und Vinales bald wieder um Titel kämpfen können. Immerhin jährt sich der letzte Titel des „Doktors“ in diesem Jahr zum zehnten Mal.
Text von Maria Reyer, Co-Autor: Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare