Bleibt er, oder beendet er nach 23 Jahren im professionellen Renngeschehen endgültig seine einzigartige Karriere? Das ist im MotoGP-Fahrerlager derzeit die Frage aller Fragen.
Die Zukunft des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi bei Yamaha ist ungewiss, denn der Italiener besitzt nur noch einen Vertrag bis Ende des Jahres.
Sein Teamkollege Maverick Vinales hat bereits bis Ende 2020 unterschrieben, Rossi möchte sich für diese Entscheidung ein wenig mehr Zeit nehmen. Seine Weggefährten sind aber positiv gestimmt, denn die Zeichen stehen auf Vertragsverlängerung.
„Persönlich denke ich nicht, dass er aufhören wird“, betont Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli gegenüber ‚MotoGP.com‘. Diese Annahme kommt nicht von ungefähr, denn Rossi selbst hat bereits nach dem ersten Testtag auf der neuen Maschine angedeutet, dass er ein gutes Gefühl hat. „Ich bin motiviert und will weitermachen“, schilderte der „Doktor“ am Sonntag und scherzte: „Sollte ich nach dem Test noch genügend Kraft haben, werde ich unterschreiben.“
Nach einer enttäuschenden Saison 2017 mit einer verkorksten Saisonvorbereitung, nur einem Sieg, einer Verletzung und WM-Platz fünf ist der Yamaha-Pilot diesmal besser in das bevorstehende Jahr gestartet. Durch die Umstellung des Chassis auf die Basis des 2016er-Modells, das Rossi viel eher entgegenkam als das 2017er-Modell, bekam er die Freude am Fahren zurück. Das machte sich auch in den Rundenzeiten bemerkbar: 0,035 Sekunden fehlten ihm am Montag (zweiter Testtag) in Sepang auf die Bestzeit von Teamkollege Vinales.
„Fahren des Motorrads immer noch größte Leidenschaft“
„Wie er schon sagte, möchte er gerne weiterfahren. Er wird die Wintertests und womöglich noch die ersten paar Rennen abwarten.“ Meregalli erwartet eine Entscheidung also womöglich vor dem Europaauftakt in Jerez. „Beide Seiten haben bereits signalisiert, dass sie weiter miteinander arbeiten wollen. Aber er allein muss die Entscheidung treffen.“ Rossi möchte zuerst evaluieren, ob er mit 39 Jahren noch den Speed hat, um an der Spitze mit deutlich jüngeren Piloten, wie dem 25-jährigen Marquez oder dem 23-jährigen Vinales, mithalten zu können.
„Unsere Türen stehen jedenfalls offen“, betont Meregalli. Auch Rossis Fahrcoach Luca Cadalora würde gerne wissen, ob sein Schützling den Helm an den Nagel hängt. „Es wird seine ganz persönliche Entscheidung sein. Aber wir alle hoffen natürlich, dass er weitermacht. Ich spüre, dass das Fahren des Motorrads immer noch das ist, was er in seinem Leben am meisten liebt.“
Ebenso positiv gestimmt ist Yamaha-Mechaniker Alex Briggs, der an Rossis Maschine schraubt. „Ich hoffe, dass er weiterfährt – sonst bin ich möglicherweise meinen Job los“, schmunzelt er und fragt sich, was Rossi ohne das Racing wohl machen würde. „Ich dachte im Vorjahr bereits, dass er so motiviert wie noch nie ist. In diesem Jahr denke ich dasselbe.“ Die Motivation des 115-fachen Grands-Prix-Gewinners sei ansteckend. „Sollte er den Vertrag morgen unterschreiben, werdet ihr fragen, was mit dem Jahr danach ist“, weiß der Brite um die hohe Aufmerksamkeit.
„Ist noch nicht bereit, um zu Hause auf der Couch zu liegen“
Marc-VDS-Rookie Franco Morbidelli ist der erste Pilot aus Rossis Nachwuchslager, der nun gegen den Altmeister in der MotoGP antritt. Der Moto2-Champion des Vorjahres kennt seinen Landsmann gut. „Vale hat den Willen, um weiterzumachen. Seine Leidenschaft für den Sport ist sehr groß. Er ist immer noch vorne mit dabei und ein toller Fahrer. Trotz des Alters ist er immer noch ein Toppilot.“ Die gleiche Meinung vertritt auch Suzuki-Teamchef Davide Brivio: „Wie er im Vorjahr von seiner Verletzung zurückkam, wie er trainiert und wie viel Leidenschaft er noch für den Motorsport hat – ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er jetzt schon bereit ist, sich zu Hause auf die Couch zu legen.“
Rossi würde 2019 in seine 24. Saison als Profi-Rennfahrer gehen, es wäre die 20. Saison in der höchsten Motorrad-Klasse. Seit 2000 fährt der bald 39-Jährige in der 500er-Klasse, seit 2002 in der umbenannten MotoGP. In diesem Zeitraum konnte er 89 Siege (115 insgesamt), 191 Podestplätze (227) und 54 Pole-Positionen (64) einfahren. Sieben MotoGP-WM-Titel nennt er sein Eigen, dazu kommen jeweils einer in der 250er-Klasse und der 125er-Serie. Mit 364 Grands-Prix-Starts führt er auch die Tabelle der am längsten aktiven Piloten an. Allein in der MotoGP hält er vor dem Saisonstart 2018 bei 304 Teilnahmen – Allzeitrekord.
Text von Maria Reyer
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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