(Motorsport-Total.com) – Als sich Valentino Rossi in der vergangenen Woche mit ‚BT Sport‘-Moderatorin Suzi Perry zum Videochat traf, gab der Yamaha-Pilot zu, dass der Corona-Lockdown ihm einen guten Vorgeschmack auf die Zeit nach seinem MotoGP-Rücktritt gegeben habe. Wie er sich diesbezüglich entscheiden wird, ließ er aber offen.
Im vollständigen Interview, das am Sonntag veröffentlicht wurde, erklärt der 41-Jährige: „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mich nach sechs oder sieben Rennen zu entscheiden, so etwa um Mugello herum.“ Sein Heim-Grand-Prix hätte im ursprünglichen Saisonkalender am vergangenen Wochenende stattfinden sollen.
Bis dahin wollte Rossi nach den Veränderungen, die im Team vorgenommen wurden, etwa in Form eines neuen Crew-Chiefs, verstanden haben, ob er konkurrenzfähiger ist als im Vorjahr. „Denn gerade die zweite Saisonhälfte war schwierig“, weiß er.
Rossi über Chance bei Petronas „sehr glücklich“
„Aber jetzt ist es, wie es ist. Ich habe während dieser Wochen und Monate oft darüber nachgedacht und werde mich so bald wie möglich entscheiden. Ich habe keine klare Deadline, aber viel Zeit bleibt mir nicht. Ich muss mich entscheiden, bevor es wieder losgeht“, verrät der Yamaha-Pilot und würdigt seine Chance bei Petronas.
Dort könnte Rossi andocken, sollte er sich für einen Verbleib in der MotoGP entscheiden. „Ich bin sehr glücklich darüber“, sagt er. „Es ist zwar nicht das Werksteam, aber ein tolles Team, dass technisch und personell top aufgestellt ist. Sie haben im vergangenen Jahr mit Quartararo und Morbidelli fantastische Arbeit geleistet.“
Eines stellt Rossi aber klar: „Es soll keine Abschiedstournee werden, kein Jahr, um Ciao zu sagen. Ich werde nur dann zu Petronas gehen, wenn ich glaube, dass ich konkurrenzfähig sein kann, dass Rennen gewinnen und um das Podium kämpfen kann.“
Comeback auf der Ranch „unglaubliches Gefühl“
Dass er immer noch motiviert und hungrig ist, aufs Motorrad zu steigen, habe ihm die lange Zwangspause gezeigt. Denn auch privat konnte aufgrund der strengen Ausgangsbeschränkungen in Italien lange nicht trainiert werden. Seit zwei Wochen habe sich die Situation aber gebessert, Rossi und Co. konnten zurück auf seine Ranch.
„Wir trainieren wieder und legen unsere Kilometer auf der Ranch zurück. Dort nach dem Lockdown wieder fahren zu können, war ein unglaubliches Gefühl. Wir waren hier in unserer Region rund um Tavullia auch zum Motocross-Training. Und vor einigen Tagen sind wir auch wieder auf Asphalt gefahren, während eines Trainings in Misano.“
Nach zwei Monaten, in denen Rossi nicht auf dem Motorrad saß, sei ihm dabei auch die Befürchtung gekommen, dass er vielleicht nicht mehr so schnell ist. „Aber zum Glück ist das nicht der Fall. Das kommt von innen. Insofern hat es sich ein bisschen so angefühlt, als hätte man zuletzt vor fünf Tagen auf einem Bike gesessen.“
MotoGP-Rücktritt? „Ich sehe darin nichts Gutes“
Tatsächlich sei es für ihn aber die bisher längste Zeit gewesen, in der er nicht gefahren ist. Zwar gebe es immer die Winterpause, in der die Piloten nicht mit ihren MotoGP-Motorrädern trainieren. „Aber ich sitze mindestens einmal die Woche trotzdem immer auf einem Bike, auch und gerade im Winter, wenn wir keine Rennen haben“, sagt Rossi.
„Deshalb war diese lange Pause schon sehr speziell. Umso schöner fühlte es sich an zurückzukommen.“ Wenn dieser Moment in der MotoGP in absehbarer Zeit eintritt und Rossi aufhört, „wird das für mich ein sehr trauriger Tag sein“, sagt er.
„Ich sehe darin nichts Gutes. Ich erwarte davon nichts Positives, sondern viel Traurigkeit und ein schlechtes Gefühl. Insofern würde es mir die Sache vielleicht einfacher machen, wenn nicht so viele Leute um mich herum wären“, wie gerade jetzt in der Corona-Krise, wo voraussichtlich erst mal nur Geisterrennen möglich sein werden.
Text von Juliane Ziegengeist
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