Weltmeister Marc Marquez verabschiedete sich mit einem Sieg in die Sommerpause. Doch auch Publikumsliebling Valentino Rossi erlebte einen erfolgreichen Abschluss der ersten Saisonhälfte.
Mit Platz drei setzte Rossi seine Podestserie fort und baute den Vorsprung in der Meisterschaft weiter aus. 13 Punkte trennen den Italiener nach neun Rennen von Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo. Zwischenzeitlich war Lorenzo durch vier Siege in Serie bis auf einen Punkt an Rossi herangekommen. Doch in Assen und am Sachsenring kam Rossi wieder vor dem Spanier ins Ziel und machte Punkte gut.
„Dieser dritte Platz ist sehr wichtig, weil ich meinen Vorsprung auf Jorge um drei Punkte vergrößern konnte. Noch wichtiger ist, dass ich ihn im Rennen schlagen konnte. Das ist wichtig“, betont WM-Leader Rossi, der als einziger Fahrer bei allen neun Saisonrennen auf dem Podium stand. „Es ist wichtig, mit einem Vorsprung die erste Saisonhälfte zu beenden. Ich bin froh. Doch gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass der Kampf in der zweiten Hälfte der Saison sehr hart wird.“
Routinier Rossi ist bewusst, dass Marquez seit der Rückkehr zum alten Chassis wieder ein ernstzunehmender Gegner ist. „Wir dürfen nicht den dummen Fehler machen und Marquez vergessen“, warnt der Yamaha-Werkspilot, der am Sachsenring keine Chance gegen Marquez hatte. „Er liegt zwar weit zurück, wird aber stark sein. Ich denke, dass es in der zweiten Saisonhälfte einige Strecken gibt, auf denen unsere M1 sehr konkurrenzfähig sein dürfte.“
„Nach der Pause folgen drei Strecken, auf denen Marc und Jorge sehr stark sind. In Indy sind sie schnell, doch auch ich konnte im vergangenen Jahr ein gutes Rennen zeigen. Ich kann nicht genau einschätzen, wie stark ich in Brünn bin. Auch in Silverstone sind Marc und Jorge sehr schnell. Misano mag ich. Aragon kann ich nicht richtig einschätzen. Die Rennstrecken der finalen Rennen mag ich sehr. Prognosen sind schwierig, denn jedes Wochenende ist anders“, schildert Rossi. „Es gibt immer wieder kleine Details, die im Laufe eines Wochenendes entscheidend sein können.“
Am Sachsenring fuhr Marquez einem ungefährdeten Sieg entgegen. Ist es vorstellbar, dass der Spanier eine ähnliche Siegesserie hinlegt wie zu Beginn der Saison 2014 und Rossi nur auf Lorenzo schauen muss, um den Titel sicherzustellen? „Hoffentlich nicht. Im vergangenen Jahr hatte ich eine sehr gute zweite Saisonhälfte. In diesem Jahr sind wir ein bisschen stärker, denn unser Motorrad ist besser. Ich denke, dass wir auch um Siege kämpfen können“, stellt Rossi klar.
„Die Rückkehr zum alten Chassis ist für Marc psychisch und mechanisch eine Hilfe. Ich denke, Marquez wird bis zum Ende der Saison sehr stark sein. Deswegen darf man ihn nicht abschreiben, wenn man an die Meisterschaft denkt. Doch gleichzeitig haben wir ein sehr gutes Motorrad. Es ist besser als im Vorjahr“, so Rossi. „Jorge und ich können stärkere Leistungen zeigen als im Vorjahr und deshalb auch mit Marc kämpfen. Deswegen ist es schwierig, eine Prognose abzugeben. Sicher ist der Vorsprung groß, doch die Saison ist noch nicht vorbei.“
WM: Zweikampf oder Dreikampf?
Da zwei Yamahas die WM anführen hat Marquez keine leichte Aufgabe vor sich, wenn er seinen Titel doch noch verteidigen möchte. Momentan liegt er 65 Punkte hinter Rossi und 52 Punkte hinter Lorenzo zurück. „Das macht es schwieriger für ihn. Doch es ist nicht unmöglich“, bemerkt Rossi, der weiß, wie schnell sich etwas ändern kann: „Bei so vielen Rennen, die wir noch fahren müssen, kann sehr viel passieren. Es ist alles möglich.“
Marquez freut sich, endlich wieder aus eigener Kraft um Siege kämpfen zu können. Nach dem Sieg in Austin folgten zahlreiche Enttäuschungen. „Barcelona war der Tiefpunkt. Ich hatte große Schwierigkeiten“, blickt der Weltmeister zurück. „Zwischen Assen und dem Sachsenring hatte ich den besten Moment der Saison. Ich würde sagen, Assen war der Höhepunkt, weil ich endlich wieder ein Gefühl für das Motorrad entwickeln konnte.“
„Ich möchte weitere Rennen gewinnen“, stellt der Spanier klar, der in Le Mans, Mugello und Barcelona große Probleme mit seiner Honda RC213V hatte. In Assen kehrte der HRC-Pilot zum 2014er-Chassis zurück und war wieder konkurrenzfähig. Und auch am Sachsenring harmonierte die Verbindung zwischen Marquez und der Werks-Honda wieder wie zu besten Zeiten.
„Wir müssen zugeben, dass der Sachsenring gut zu meinem Fahrstil passt. Es gibt auf dieser Strecke wenige Kurven, in denen sich unsere Probleme bemerkbar machen. Doch der Charakter war immer noch da“, betont der 22-Jährige, der in der Sommerpause in Misano testen wird: „Wir müssen daran arbeiten und für die zweite Saisonhälfte Lösungen finden. Wenn wir das in den Griff bekommen, dann sollten wir deutlich stärker sein.“ Und wie schätzt sich Marquez auf den bevorstehenden Strecken ein? „Ich mag alle Strecken (lacht; Anm. d. Red.)“, so der WM-Vierte.
Text von Sebastian Fränzschky
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