(Motorsport-Total.com) – Bei Petronas-Yamaha treffen mit Franco Morbidelli und Valentino Rossi in der MotoGP-Saison 2021 zwei enge Freunde als Teamkollegen aufeinander. Razlan Razali glaubt, dass das der Mannschaft sogar helfen könnte.
„Wegen ihrer Freundschaft und ihrer gemeinsamen Geschichte wird es für uns einfacher sein, sie als Duo im Griff zu haben. Wir werden in der Garage keine Trennwand zwischen ihnen hochziehen müssen“, sagt der Petronas-Teamchef und spielt damit auf die einstige teaminterne Fehde zwischen Rossi und Jorge Lorenzo bei Yamaha an.
Ähnliche Szenarien befürchtet Razali bei Rossi und Morbidelli nicht: „Es ist eine Kombination, auf die wir uns in diesem Jahr sehr freuen. Ich denke, beide werden sehr gut miteinander auskommen“, sowohl auf als auch abseits der Strecke.
Razali schwärmt: „Franky ist ein Künstler“
Was die Persönlichkeiten der beiden Fahrer angeht, habe er sich von Rossi noch kein klares Bild machen können. „Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, mich mit Valentino ausführlich zusammenzusetzen, etwa zu einem Abendessen oder so. Auch in der vergangenen Saison hatten wir nur gelegentlich Kontakt“, verrät Razali.
Als Person kenne er ihn also noch nicht wirklich. „Aber ich bin mir sicher, dass sich da dieses Jahr ändern wird“, blickt der Teamchef voraus. Morbidelli kennt er wiederum seit zwei Saisons und gerät bei dessen Charakterisierung ins Schwärmen.
„Franky ist ein Künstler“, sagt Razali. „Die Art und Weise, wie er spricht, wie er sich gibt – er ist ein Künstler wie ein Maler oder Musiker, nur eben in der Motorsportwelt auf zwei Rädern. Es ist immer ein Vergnügen, mit ihm zu sprechen. Er ist ein ruhiger, sortierter Charakter, der auch eine gute Sicht auf das Leben hat.“
Morbidelli durch Erfolge 2020 reifen geworden
„Seine Haltung zu Themen wie Diversität ist getragen von Respekt“, fährt der Teamboss fort. „Er ist ein netter Kerl, aber auf der Strecke genauso hart und aggressiv wie jeder andere.“
2020 kämpfte sich Morbidelli mit einem starken Saisonfinish noch auf Platz zwei der WM-Tabelle und wurde Vizeweltmeister. Ein Ergebnis, das ihn reifer werden und an Selbstvertrauen gewinnen ließ, wie Teammanager Wilco Zeelenberg weiß.
„Diese Entwicklung konnten wir bei Franco schon in der Moto2 sehen, als er begann zu gewinnen und den Titel holte. Natürlich müssen wir abwarten, wie sich die Konkurrenz schlägt. Wir haben im Vorjahr zwar gewonnen, hatten aber auch unsere Probleme. Insgesamt denke ich aber, dass Franco wieder eine sehr gute Saison zeigen kann.“
Was sich für Rossi bei Petronas-Yamaha ändert
Was die Ankunft von Rossi im Petronas-Yamaha-Team angeht, analysiert Zeelenberg: „Ich denke, für Vale ist es ein guter Schritt, mal eine neue Atmosphäre zu erfahren, fernab vom Druck eines Werksteams. Natürlich mag Vale diese Spannung auch, er ist alt und reif genug, um das zu kontrollieren.“
„Aber auch für ihn wird es schön sein, eine andere Atmosphäre zu erleben und zu sehen, wie unser Team arbeitet. Denn das unterscheidet sich schon etwas vom Werksteam – mit weniger Druck, weniger Leuten aus Japan, die involviert sind und mitentscheiden, wie das Set-up des Motorrad aussehen soll“, erklärt der Teammanager.
„Bei uns reden weniger Leute mit, was ihm helfen kann. Denn wenn viele mitentscheiden, ist das nicht immer der einfachste Weg, um voranzukommen. Man verliert Zeit und manchmal auch die Richtung.“ Ein Problem, das Rossi gut kennt.
Zeelenberg: Die MotoGP wird immer enger
So ließ er gerade in der vergangenen MotoGP-Saison des Öfteren durchblicken, dass Yamaha nicht genug auf das Feedback der Fahrer eingehe. „Ich mache mir keine Sorgen, dass ich im nächsten Jahr nicht im Werksteam bin“, sagte er damals.
Angesprochen auf die Chancen der beiden Petronas-Fahrer, tut sich Zeelenberg schwer. „Franco ist im vergangenen Jahr Vizeweltmeister geworden, Vale Fünfzehnter. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie eng die letzte Weltmeisterschaft war.“ Selbst hoch gehandelte Fahrer landeten am Ende überraschend weit hinten.
So ruft der Teammanager das Schicksal von Fabio Quartararo in Erinnerung: „In zwei oder drei Rennen fiel er vom zweiten auf den achten Platz in der WM zurück.“ Nach dem Doppelsieg in Jerez stand der Franzose, der 2021 die Nachfolge von Rossi im Yamaha-Werksteam antreten wird, nur ein weiteres Mal auf dem Treppchen.
Gleichzeitig verweist Zeelenberg auf die technischen Probleme, mit denen Yamaha im vergangenen Jahr zu kämpfen hatte und die auch Morbidelli wichtige Punkte kosteten.
„Er hatte im zweiten Jerez-Rennen diesen Motordefekt. Wenn das nicht passiert und die Saison sonst genauso verlaufen wäre, hätte er am Ende mehr Punkte als der Sieger gehabt. Das zeigt aber, dass er einen guten Flow hatte“, sagt er abschließend.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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