Obwohl Valentino Rossi als WM-Führender zum Saisonfinale nach Valencia reist, hat der 36-jährige Italiener deutlich schlechtere Karten auf den Titel als Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo.
Rossi muss den finalen Grand Prix der Saison vom letzten Startplatz in Angriff nehmen, egal welche Platzierung er im Qualifying erreicht. Lorenzo hingegen dürfte unter normalen Umständen in der Lage sein, das Rennen zu gewinnen und sich damit seinen dritten MotoGP-Titel zu sichern.
Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis stufte Rossis Bestrafung am Sonntagabend in Sepang als „hart“ ein, wollte das Manöver des neunmaligen Weltmeisters aber nicht verteidigen. Jarvis weiß, dass in Valencia viel passieren kann und möchte deshalb noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen: „Die Meisterschaft ist noch nicht entschieden“, betont er und ergänzt: „Man muss sich bewusst sein, dass er nach wie vor sieben Punkte Vorsprung hat.“
Jarvis: „Im Rennsport ist alles möglich“
„Es ist wahr, dass er einen großen Nachteil hat, weil er vom letzten Startplatz ins Rennen gehen muss. Doch im Rennsport ist alles möglich“, weiß Jarvis, der seit vielen Jahren das MotoGP-Engagement von Yamaha betreut. „Die MotoGP ist hart umkämpft. Jorge hat durch die Strafe bessere Chancen, doch er hat dennoch sieben Punkte Rückstand. Wenn beide Fahrer ausscheiden, dann ist Valentino Weltmeister.“
Jarvis kann sich noch gut an das Saisonfinale vor neun Jahren erinnern. Damals reiste Rossi als WM-Leader und klarer WM-Favorit nach Valencia. Acht Punkte lag HRC-Pilot Nicky Hayden zurück, doch durch einen Fahrfehler in der Anfangsphase verlor Rossi doch noch die sicher geglaubte Meisterschaft.
Yamaha-Rennleiter Jarvis schwirrt dieses Rennen nach wie vor durch den Kopf: „Ich reiste schon einmal nach Valencia und war mir sicher, dass Valentino die Meisterschaft gewinnt. Aber das war nicht der Fall, weil etwas Unkontrollierbares passierte“, bemerkt der Brite, der in eineinhalb Wochen ein spannendes und faires Finish erwartet.
Direkt nach dem kontroversen Malaysia-Grand-Prix sorgten sich die MotoGP-Fans, ob Rossi überhaupt in Valencia antreten wird. „Ich denke, Valentino wird in Valencia fahren“, kommentierte Jarvis am Renntag die Gerüchte, Rossi würde aus Protest auf den finalen Grand Prix der Saison verzichten. Rossi selbst ließ gegenüber den Medien offen, ob er fährt.
Rossi im Angriffsmodus
Nach der Rückreise nach Europa bedankt sich der Publikumsliebling via ‚Twitter‘ bei seinen Fans: „Danke für die tolle Unterstützung. Durch eure Beiträge konnte ich meine Verärgerung und Enttäuschung überwinden“, schreibt Rossi und stellt klar, dass er beim Saisonfinale angreifen möchte: „Von nun an konzentrieren wir uns auf Valencia.“
Offen ist aber, ob der Zwischenfall beim Grand Prix in Sepang Konsequenzen für Rossis Zukunftsplanung hat. Nach der kommenden Saison läuft der Vertrag des Routiniers mit Yamaha aus. Bisher schien alles auf eine Vertragsverlängerung hinzudeuten, doch nach dem vorletzten Rennen der Saison 2015 ist fraglich, ob Rossi den Spaß am Sport verloren hat.
Yamaha-Rennleiter Jarvis kann noch keine Aussagen über Rossis Zukunft geben, geht aber davon aus, dass der 112-malige Grand-Prix-Sieger in der neuen Saison wieder voll motiviert ist und gute Ergebnisse die Lust auf weitere Jahre steigern: „Ich denke, es wird ihn neu motivieren, erneut eine Saison zu zeigen, die genauso erinnerungswürdig ist wie die laufende“, so Jarvis.
Text von Sebastian Fränzschky
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