Es war bereits vor dem Aufeinandertreffen der beiden Ausnahmekönner klar, dass Valentino Rossi und Jorge Lorenzo nie beste Freunde werden.
Rossi reagierte beleidigt, als Yamaha den Spanier in der Saison 2008 in die MotoGP holte. Bis dahin herrschte im Yamaha-Werksteam eine klare Rangordnung. Rossi gewann Rennen und Meisterschaften, Colin Edwards verhielt sich wie ein erwachsener Mann und war sich seiner Rolle als Nummer-2-Pilot bewusst.
Es dauerte weniger als zweieinhalb Jahre, bis Rossi die Nerven verlor und genervt von Yamaha zu Ducati wechselte. Nach zwei katastrophalen Jahren bei Ducati kehrte Rossi im Winter 2012/2013 mit eingezogenem Schwanz zu Yamaha zurück und musste Lorenzo als Nummer eins akzeptieren. Bis zur Saison 2015 herrschte eine gute Stimmung, doch dann kämpften beide um den WM-Titel. In Malaysia eskalierte die Situation. Fortan waren Rossi und Lorenzo wieder Erzfeinde.
Es war Lorenzos Verhalten und die Aussagen nach dem Rennen in Sepang, die Rossi zur Weißglut brachten. „Was in Sepang passiert ist, war sehr unglücklich“, bemerkt Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis rückblickend. „Es hat definitiv den Ausgang der WM beeinflusst. Und es hat auch sicherlich die Stimmung in der Box beeinflusst.“
„Vor Sepang waren Jorge und Valentino dreieinhalb Jahre wiedervereint. Das Verhältnis zwischen den beiden war sehr gut. Natürlich waren sie Gegner, aber innerhalb des Teams haben alle gut miteinander interagiert. Nach Sepang hat sich das deutlich verändert. Das ist eine Tatsache“, stellt Jarvis klar.
Nach dem Rennen folgte unter anderem auch eine Pressekonferenz mit Jarvis selbst, der die Vorfälle sehr diplomatisch und korrekt kommentierte. „Wir glauben, dass wir diese schwierige Situation so gut wie möglich gemanagt haben“, bemerkt er. Doch bei Yamaha sollte es nie wieder werden wie vor dem Rennwochenende in Malaysia. Lorenzo fühlte sich nicht ausreichend bestätigt und flirtete mit Ducati. Rossi hingegen ignorierte den Spanier bei nahezu jeder Gelegenheit.
Für Rossi war das Verhalten der Yamaha-Verantwortlichen stets korrekt: „Yamaha hat es gut hinbekommen, zwei Spitzenfahrer gleich zu behandeln. Bereits in der Saison 2008, als ich vier oder fünf Jahre für Yamaha fuhr, erhielt Lorenzo die gleichen Voraussetzungen. Das war aber auch bei meiner Rückkehr 2013 der Fall. Lorenzo war der Weltmeister, doch ich wurde gleich behandelt. Die Fahrer wurden immer gleich behandelt. Das ist der Schlüssel, damit ein Team funktioniert.“
Offen ist, wer Lorenzo bei Yamaha ersetzen wird. Die Liste der Kandidaten ist lang. Einige Medien spekulierten sogar, dass Marc Marquez ein potenzieller Lorenzo-Nachfolger sein könnte. „Ich weiß nicht, was Marquez plant – ob er bei Honda bleibt oder zu Yamaha wechselt. Ich kann das nicht entscheiden. Es ist nicht mein Problem“, kommentiert Rossi genervt. Für Jarvis ist der Fall klar: „Ich denke, es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich Marc und Valentino im nächsten Jahr die gleiche Box teilen“, so der Brite.
Text von Sebastian Fränzschky
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