(Motorsport-Total.com) – Nach vier Rennen, die er verletzungsbedingt auslassen musste, ist Jorge Lorenzo an diesem Wochenende in Silverstone zurück im MotoGP-Fahrerlager.
Mehr noch: Am Freitag wird er erstmals seit dem Freitag in Assen (28. Juni) wieder auf seine Werks-Honda steigen und auf die Strecke gehen.
An jenem Freitag in Assen hatte sich der dreimalige MotoGP-Weltmeister beim schweren Sturz zwei Rückenwirbel verletzt und musste daraufhin wochenlang ein Korsett tragen. Es war Lorenzos zweiter schwerer Sturz innerhalb weniger Tage gewesen, denn knapp zwei Wochen zuvor war er schon beim Barcelona-Test unsanft von seiner RC213V abgestiegen.
Wenngleich noch immer nicht zu 100 Prozent fit, so ist Lorenzo nun wieder da und nutzt die Gelegenheit seines ersten Fahrerlager-Auftritts seit zwei Monaten, um Einblick in seine Gefühlswelt zu geben. „Wenn du es gewohnt bist, Rennen zu gewinnen, dann aber schwere Stürze hinnehmen musste, dann kommen Zweifel über das Leben und über die Karriere auf“ gesteht der Spanier am Donnerstag in Silverstone.
Stellungnahme zu Wechsel- und Rücktrittsgerüchten
Während er verletzungsbedingt außen vor war und im Honda-Werksteam von HRC-Testfahrer Stefan Bradl vertreten wurde, kamen freilich nicht nur bei Lorenzo Zweifel auf. Im Fahrerlager machten bereits Rücktrittsgerüchte die Runde. Als diese dann leiser wurden, war plötzlich von einem möglichen Teamwechsel die Rede. Konkret wurde Lorenzo mit einer Rückkehr ins Ducati-Lager und auch mit einem Wechsel zu Petronas-Yamaha in Verbindung gebracht.
Letzten Endes aber hat Lorenzo die Entscheidung getroffen, auch das zweite Jahr seines Honda-Vertrages zu erfüllen und somit auch 2020 für das japanische Werksteam anzutreten. Diese Entscheidung ließ er Honda-Teammanager Alberto Puig mit einem Anfang August getätigten Anruf wissen. „Meine Verpflichtung gegenüber Honda war stärker. Ich habe Alberto angerufen, um ihm zu sagen, dass ich bei Honda bleibe“, so Lorenzo.
In der Pressekonferenz, die sich am Donnerstag an seine Medienrunde anschloss, präzisiert der Spanier seine Gedanken bezüglich der Gerüchte: „Obwohl ich selbst gar nicht an der Strecke war, gab es jede Menge Gerüchte. Ich selber habe nie etwas gesagt, weil ich ja wusste, dass ich einen Zweijahresvertrag mit Honda habe. Weil aber die Situation begann außer Kontrolle zu geraten und die Gerüchte wirklich enorm waren, habe ich entschieden, Alberto anzurufen, um ihm zu sagen, dass ich bleiben will.“
Auch die Gerüchte zu einem möglichen Rücktritt am Saisonende 2019 hätten seiner Verpflichtung gegenüber Honda und seiner Motivation nicht standgehalten, wie Lorenzo nun klarstellt: „Wir alle sind Menschen und es ist normal, dass hin und wieder Zweifel aufkommen. Doch während meiner Genesungsphase wurden diese Zweifel geringer und das habe ich Honda wissen lassen. Ich hatte niemals ernsthafte Gedanken, meine Karriere zu beenden.“
Auf konkrete Nachfrage, ob er 2020 auch unabhängig von den bis dahin erzielten Ergebnissen im Sattel der Werks-Honda sitzen wird, entgegnet Lorenzo: „Ja, warum nicht? Ich habe einen Zweijahresvertrag. Wir haben bislang schwierige Zeiten durchgemacht, aber ich habe einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben und möchte es schaffen, auch mit diesem Bike die Ergebnisse einzufahren, die ich in meiner bislang 17 jährigen Karriere eingefahren habe.“
Comeback mit Risiko, weil Genesung noch andauert
Nachdem er von den zurückliegenden 16 MotoGP-Rennen seit Thailand 2018 gerade mal acht bestritten hat, weil er schon in der zweiten Saisonhälfte 2018 länger verletzt gewesen war, ist Lorenzo nun entschlossen, gestärkt zurückzukommen. Gleichzeitig warnt er aber, dass es noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, bis er wieder komplett fit sein wird.
„Theoretisch braucht meine Verletzung drei Monate, um auszuheilen. Ich bin jetzt bei ziemlich genau zwei Monaten. Natürlich habe ich noch Schmerzen, vor allem im Wirbelbereich, der verletzt wurde. Ich habe aber das Gefühl, jetzt wieder fahren zu können und es zumindest versuchen zu können“, so Lorenzo und weiter: „Ich muss jetzt einfach schauen, ob ich schon wieder soweit fit bin, dass ich ein komplettes Wochenende auf dem Bike durchstehe.“
Rückblickend gesteht der dreimalige MotoGP-Weltmeister, dass er selbst mit einer kürzeren Auszeit gerechnet hatte: „Als ich in Assen gestürzt bin, hätte ich nicht gedacht, dass dieser Prozess so lange dauern würde. Aber es war schwierig, weil die Genesung vor allem zu Beginn nicht schnell voranschritt. Nach zwei oder drei Wochen wurde es aber besser und ich konnte wieder trainieren.“
„Ich habe aber in vier Wochen rund vier Kilogramm Muskelmasse verloren“, offenbart Lorenzo in seiner Medienrunde und weiß, dass sein Comeback auch jetzt – nach zwei Monaten Auszeit – nach wie vor ein Risiko darstellt: „Mit einer Rückenverletzung ist nicht zu spaßen. Ich glaube aber, dass ich jetzt wieder bereit bin zu fahren. Früher oder später werde ich auch wieder schnell sein, aber eines ist auch klar: Je länger man raus ist, desto schwieriger ist es dann, zurückzukommen.“
Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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