Auf dem Sachsenring war die Ausgangslage für die Werksyamahas mit den Startplätzen neun und elf denkbar ungünstig.
Doch Valentino Rossi und Maverick Vinales machten das Beste daraus und kämpften sich durch das Feld – auch teilweise gegeneinander – auf die Positionen vier (Vinales) und fünf (Rossi) nach vorn. Vom Podium waren beide dabei deutlich entfernt: Ihnen fehlten mehr als 14 Sekunden auf die Spitze, auf den Drittplatzierten knapp drei Sekunden.
Dennoch zeigte sich Rossi mit seiner Platzierung beim Großen Preis von Deutschland versöhnlich: „Normalerweise bin ich mit einem fünften Platz nicht glücklich. Denn ich will in jedem Rennen um das Podium kämpfen. Aber nach dem Wochenende ist das Ergebnis nicht so schlecht, insbesondere in diesem Rennen. Denn es war sehr schwierig vom Anfang bis zum Ende. Ich habe immer bis zum Maximum gepusht und hatte ständig jemanden direkt hinter oder vor mir.“
Zuerst mühte sich Rossi an Cal Crutchlow (LCR-Honda) ab. Dann hing er zwischen den Ducatis von Danilo Petrucci und Andrea Dovizioso fest. Und schließlich musste er rundenlang mit Vinales und Dovizioso um Platz vier kämpfen, zog am Ende gegen den eigenen Teamkollegen aber den Kürzeren. „Es ist schade, dass ich nicht vor Maverick ins Ziel gekommen bin. Das wäre für die WM wichtig gewesen. Aber heute war er schneller als ich“, räumt Rossi ein.
Rossi: „Mit neuem Chassis sind wir konkurrenzfähiger“
Unter anderem Umständen, so glaubt der Yamaha-Pilot, hätte er um einen Podestplatz kämpfen können. Erst bremsten ihn in den Trainings technische Probleme aus: „Wir hatten etwas Pech, weil mein favorisiertes Motorrad zweimal kaputt gegangen ist. Vor allem weil wir nur ein neues Chassis haben. Das war also auch für die Arbeit am Bike ein Problem“, erklärt Rossi. Hinzu kam ein durchwachsenes Qualifying.
„Ich bin nur aus der dritten Startreihe ins Rennen gegangen und hier ist es schwer zu überholen. Wäre ich etwas weiter vorn gestartet, hätte ich vielleicht mit (Dani) Pedrosa (Dritter, Anm. d R.) fahren und um das Podium kämpfen können“, mutmaßt der Italiener. Denn seine Pace sei über das komplette Rennen, das zum Glück trocken blieb, gut gewesen. „Insbesondere mit dem neuen Chassis sind wir konkurrenzfähiger.“
Ohne dieses wäre es auf dem Sachsenring zu einem ähnlichen Desaster wie in Jerez und Barcelona gekommen, ist sich Rossi sicher und zeigt sich erleichtert, zumindest elf WM-Punkte gesammelt zu haben. „In einer WM wie in diesem Jahr sind das wertvolle Punkte“, weiß der Doktor. „Denn manchmal kannst du pushen und fühlst dich gut, und ein anderes Mal hast du mehr Probleme wie hier. Und da ist es wichtig, dennoch Punkte mitzunehmen.“
Medium-Reifen für Rossi ein Risiko
Bei den Reifen setzte er wie die Mehrheit des Feldes auf die Medium-Mischung von Michelin. Dabei hatte er im Training auch den harten Reifen getestet, auf dem er in Assen zum Sieg stürmte. „Dort mochte ich ihn. Das war hier nicht der Fall, weil ich damit nicht das richtige Gefühl hatte“, erklärt Rossi und entschied sich für den Medium. „Es war ein Risiko für uns. Bis zum Morgen wussten wir nicht, ob wir damit ins Ziel kommen.“
Letztendlich sei es aber die richtige Entscheidung gewesen. Dennoch sieht er in puncto Reifenverschließ bei Yamaha Nachholbedarf: „Ich denke, der Vorteil der Hondas war abgesehen davon, dass Marquez hier immer stark ist, dass sie den Hinterreifen weniger stark beanspruchen. Ihr Reifen ist am Ende des Rennens in einem besseren Zustand als unserer. Das ist eines der Probleme. Daran arbeiten wir“, sagt Rossi und verweist auf die bisherigen Leistungsschwankungen.
Diese erlebte auch Vinales, der zuletzt in Assen einen Nuller verkraften musste. Das galt es auf dem Sachsenring zu vermeiden. „In Assen wollte ich gewinnen, da wollte ich nicht auf vier, fünf oder sechs ins Ziel kommen“, blickt der Spanier zurück und erklärt: „Wenn ich in meinem zweiten Jahr wäre und um die WM kämpfe würde, dann hätte ich vielleicht nicht so viel riskiert, wäre Fünfter geworden und würde heute die WM wieder anführen. Aus solchen Momenten lernt man.“
Problem mit der Elektronik: Vinales will Schritt zurück
Beim Deutschland-Rennen übertrieb er es auf seiner Aufholjagd diesmal nicht und fuhr einen sicheren vierten Platz ein. Wie Rossi war er dabei auf dem Medium-Reifen unterwegs und zeigte sich begeistert: „Für mich war die Reifenwahl die richtige. Die Reifen arbeiteten wirklich sehr gut, insbesondere in den ersten 25 Runden. Ich mag vor allem den Vorderreifen. Diese Mischung lag mir schon auf der Suzuki.“
Mit dem Ergebnis strich Vinales 13 WM-Punkte ein. In der Gesamtwertung fehlen ihm nun fünf Zähler auf den neuen Führenden Marc Marquez (Honda). Dennoch schwang nach dem Sachsenring-Lauf auch etwas Frust beim Spanier mit. „Natürlich bin ich enttäuscht. Wir haben in vier Rennen so viele Punkte verloren, hätten stattdessen vorne dabei sein müssen“, gibt Vinales zu. Sein Rückblick auf die erste Saisonhälfte fällt deshalb gespalten aus.
„Die ersten Rennen haben gezeigt, dass wir stark sind. Doch die letzten Rennen haben auch verdeutlicht, dass wir noch lernen müssen“, räumt der Yamaha-Pilot ein. Insbesondere bei der Elektronik habe man sich verzettelt: „In den Rennen, in denen wir Probleme hatten, änderten wir viel an der Elektronik. Das hat uns Power gekostet. Jedes Rennen wurde es weniger. Und jetzt brauchen wir wieder mehr.“
Nicht nur mehr Power, sondern auch mehr Siege wünscht er sich für die zweite Saisonhälfte. Dazu müsse man das Motorrad wieder dazu bringen, so zu arbeiten wie vorher, um das Vertrauen aus den ersten Saisonläufen zurückzugewinnen. „Dann können wir in den Rennen wieder ganz vorne landen und erneut die Führung in der Weltmeisterschaft übernehmen“, ist sich Vinales sicher.
Ergebnisse Rennen MotoGP 2017 Sachsenring
1 25 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 40’59.525 161.1
2 20 94 Jonas FOLGER GER Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 41’02.835 160.9 3.310
3 16 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 41’11.071 160.4 11.546
4 13 25 Maverick VIÑALES SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 41’13.778 160.2 14.253
5 11 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 41’14.505 160.2 14.980
6 10 19 Alvaro BAUTISTA SPA Pull&Bear Aspar Team DUCATI 41’16.059 160.1 16.534
7 9 41 Aleix ESPARGARO SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 41’19.261 159.9 19.736
8 8 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 41’19.713 159.8 20.188
9 7 5 Johann ZARCO FRA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 41’20.663 159.8 21.138
10 6 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 41’23.735 159.6 24.210
11 5 99 Jorge LORENZO SPA Ducati Team DUCATI 41’25.184 159.5 25.659
12 4 9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Racing DUCATI 41’31.065 159.1 31.540
13 3 44 Pol ESPARGARO SPA Red Bull KTM Factory Racing KTM 41’31.704 159.1 32.179
14 2 38 Bradley SMITH GBR Red Bull KTM Factory Racing KTM 41’35.978 158.8 36.453
15 1 43 Jack MILLER AUS EG 0,0 Marc VDS HONDA 41’37.296 158.7 37.771
16 36 Mika KALLIO FIN Red Bull KTM Factory Racing KTM 41’37.377 158.7 37.852
17 17 Karel ABRAHAM CZE Pull&Bear Aspar Team DUCATI 41’38.848 158.6 39.323
18 53 Tito RABAT SPA EG 0,0 Marc VDS HONDA 41’40.715 158.5 41.190
19 76 Loris BAZ FRA Reale Avintia Racing DUCATI 41’59.375 157.3 59.850
20 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Racing DUCATI 42’01.189 157.2 1’01.664
21 42 Alex RINS SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 42’01.220 157.2 1’01.695
Not Classified
29 Andrea IANNONE ITA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 33’06.105 159.6 6 laps
22 Sam LOWES GBR Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 16’39.370 158.6 18 laps
Text von Juliane Ziegengeist
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