Die Saison 2014 ist ein Übergangsjahr in der Superbike-WM mit einer Art „Zweiklassengesellschaft“. An der Spitze des Feldes fahren die gewohnten Motorräder nach SBK-Spezifikation. Die andere Hälfte des Feldes besteht aus Motorrädern nach dem neuen Evo-Reglement, das ab 2015 für alle Bikes gilt. Kawasaki setzt neben Weltmeister Tom Sykes und Loris Baz eine Evo-Maschine für David Salom ein. Interessant wird auch der Vergleich bei Ducati, denn Niccolo Canepa wird eine Evo-Panigale fahren.
Mit dem Evo-Reglement will Promoter Dorna die Kosten in den Griff bekommen. Zudem sollen die Superbikes keine verkappten MotoGP-Motorräder mehr sein, sondern wieder richtige getunte Superbikes. Mit dem Evo-Reglement sind nun auch Superstock-Motoren in der Superbike-WM erlaubt. Außerdem gibt es Preisobergrenzen für die Dämpfer und die Bremsen sowie Einschränkungen bei der Getriebeübersetzung.
Die Evo-Fahrer dürfen pro Saison nur sechs Motoren verwenden, während die SBK-Spezifikationen 2014 noch auf acht Triebwerke zurückgreifen können. Zudem dürfen bei den Evo-Motoren weniger Teile modifiziert werden als bei den SBK-Agregaten. Bei den bisherigen Wintertestfahrten waren die schnellsten Evo-Bikes rund eine bis eineinhalb Sekunden hinter der Spitze zu finden. Weltmeister Tom Sykes ist kein Fan der neuen Regeln, wie er schon im vergangenen Jahr oft sagte.
„Ja, ich stehe weiterhin dazu. Die Regeländerungen sind für uns zwar minimal, wie die Motorenbeschränkung, aber die Getriebe sind für mich beknackt“, wird der Brite von ‚Crash.net‘ zitiert. Auch bei den SBK-Motorrädern gibt es nun Einschränkungen bei der Übersetzung. „Ich verstehe nicht, warum sie das tun“, schimpft Sykes. „Man hat immer noch drei Getriebe. Wenn man immer noch eine kleine Wahlmöglichkeit hat, warum hat man dann nicht freie Möglichkeiten? Es ist sehr merkwürdig.“
„Als Racer bin ich auch gegen die Evo-Klasse, denn es ist mehr eine Superstock-Klasse. Wir hatten über viele Jahre lang eine tolle Superstock-Serie. Es gab tolle Rennen und es war eine gute Nachwuchsklasse für die Superbike-WM“, findet Sykes deutliche Worte. „Die Superbikes hatten immer recht offene Regeln, aber es ist immer noch serienbasiert. Wenn man sich die Motorräder von Carl Fogarty oder Aaron Slight ansieht, dann sind sie so weit wie es nur geht von der Evo-Klasse entfernt. Noch weiter als mein aktuelles Motorrad.“
Deshalb ist Sykes mit der eingeschlagenen Richtung der Dorna auch nicht glücklich: „Schade, dass sie es so machen. Ich stimme damit nicht überein. Als Racer will ich Tausendstelsekunden bei der Dämpfung und der Getriebeeinstellung gewinnen. Sie nehmen den besten Fahrern schöne Werkzeuge weg.“ Dennoch wird sich der Weltmeister mit dem neuen Weg anfreunden müssen, denn 2014 wird die letzte Saison mit den SBK-Spezifikationen sein.
„Ich kann leider nichts daran ändern. Leider werden vor allem in der Superbike-Klasse die Meinungen der Fahrer nicht gehört. Wir sind nur die Clowns, die diese Motorräder fahren.“ Bei sicherheitsrelevanten Themen werden die Fahrer miteinbezogen, aber bei den technischen Regeln nicht. Wie Sykes gesagt hat, wollen die Fahrer immer mehr aus ihrem Material herausholen. Deshalb wünscht er sich, dass die Fahrer auch in diesem Bereich miteinbezogen werden.
„Das wäre schön. Alle vergessen, dass der Grand-Prix-Sport eine fantastische Philosophie verfolgt, aber es waren immer Zweitakter“, vergleicht der Brite die beiden Szenen. „In der Superbike-WM ging es schon immer um 600er Supersportler und 1.000er-Superbikes. Die Grand-Prix-Szene hat sich eigentlich verändert. Es gab immer das Argument, dass man etwas in der WSBK nicht machen darf, weil man sich dem Grand-Prix-Sport annähert.“
„Aber der Grand-Prix-Sport hat sich den Superbikes angenähert: 1.000er Viertakter und die Moto2 ist praktisch Supersport. Nun gibt es auch das gleiche Management und die Superbikes werden bestraft, damit der Grand-Prix-Sport wieder hervorsticht.“ Deshalb spricht der Weltmeister aus, was sich einige Fahrer denken: „Es ist schade, denn es bedeutet, dass Superbike-Fahrer etwas nicht sehr aufregendes fahren müssen.“
Text von Gerald Dirnbeck
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